Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 13.01.2023 16:32

Die Angst vor der Minderheit

Carina Lautenbacher (Foto: Carina Lautenbacher)
Carina Lautenbacher (Foto: Carina Lautenbacher)
Carina Lautenbacher (Foto: Carina Lautenbacher)
Carina Lautenbacher (Foto: Carina Lautenbacher)
Carina Lautenbacher (Foto: Carina Lautenbacher)

Laut einer Forsa-Umfrage vom November sind über 80 Prozent der Deutschen der Überzeugung, dass Windräder an Land eher wichtig" oder "sehr wichtig" sind. Schon seit 2015 liegt der Wert in diesem Bereich. 76 Prozent hätten keine oder "weniger große" Bedenken, wenn in ihrem Wohnumfeld Windräder entstünden. Dort wo es sie bereits gibt, sind die Menschen "voll und ganz" oder "eher" zufrieden.

Angesichts dieser Zahlen ist die Schüchternheit, mit der die Kommunen in der Region neue Windkraft-Projekte behandeln, erstaunlich - selbst wenn man davon ausgehen kann, dass die Zustimmungsraten in Bayern aus Gründen der Tradition und der politischen Impulsgeber etwas niedriger ausfallen. Verständlicher wird das allerdings, wenn man sich daran erinnert, was die Verantwortlichen erlebt haben. So viele Jahre ist es noch nicht her, dass Kommunalpolitiker von einem Teil der Windkraftgegner beschimpft und bezichtigt wurden, weil sie den Wert von Großmutters Häuschen ruinieren, die Gesundheit der Menschen aufs Spiel setzen oder von angeblich verängstigten Kindern Botschaften übermittelt bekamen. Dass deshalb der Wunsch besteht, sich erst einmal im geschützten nicht-öffentlichen Raum ein Bild davon zu machen, ist allzu verständlich.

Gegner lassen sich häufig besser mobilisieren als Befürworter, weil sie größere Eigeninteressen haben (kein Windrad nebenan beispielsweise). Zuletzt ist das überdeutlich an den Gegnern der Maßnahmen zur Pandemiebekämpfung aufgefallen. Für Windkraftbefürworter ist es hingegen egal, ob die Energie in Pöttmes oder Aichach produziert wird - und zwar egal, ob sie in Pöttmes oder Aichach leben.

Politiker sind gut beraten, wenn sie auf die Meinungen der Bürger hören. In einer idealen Welt würden sie sich aber eher von der Mehrheit beeindrucken lassen und nicht von den Lautesten. in einer idealen Welt würde sie für ihre Positionen auch nur sachlich und nicht unter der Gürtellinie angegangen. In dieser idealen Welt würden sie auch in der Windkraftfrage zu einem gesunden Selbstbewusstsein zurückkehren, das jeder politische Mandatsträger haben darf, der seine Aufgabe ernsthaft betreibt. Dann muss man keine Scheinargumente finden, hinter Regionalplänen in Deckung gehen, oder mit dem Relativieren schon anfangen, ehe die Diskussion eröffnet wurde.

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