Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 23.08.2022 13:17

Der Mann, der die Menschen verbindet

<b>Pater Dr. John Kiggundu</b>, mit zwei der Menschen, die ihn ins Herz geschlossen haben: Eva Ziegler und Tom Stotko. (Foto: Berndt Herrmann)
Pater Dr. John Kiggundu, mit zwei der Menschen, die ihn ins Herz geschlossen haben: Eva Ziegler und Tom Stotko. (Foto: Berndt Herrmann)
Pater Dr. John Kiggundu, mit zwei der Menschen, die ihn ins Herz geschlossen haben: Eva Ziegler und Tom Stotko. (Foto: Berndt Herrmann)
Pater Dr. John Kiggundu, mit zwei der Menschen, die ihn ins Herz geschlossen haben: Eva Ziegler und Tom Stotko. (Foto: Berndt Herrmann)
Pater Dr. John Kiggundu, mit zwei der Menschen, die ihn ins Herz geschlossen haben: Eva Ziegler und Tom Stotko. (Foto: Berndt Herrmann)

„Er bringt Lebensfreude in die Gemeinde, er verbindet die Menschen, es passiert viel mehr, wenn er da ist“, sagt Eva Ziegler über Pater Dr. John Kiggundu, den alle in Osterzhausen, Ebenried und Gundelsdorf nur Pater John nennen. Sitzt man mit dem Geistlichen aus Uganda bei einem Kaffee im Café in Osterzhausen, merkt man schnell, was die ehemalige Kreisrätin meint: Immer wieder kommt jemand an den Tisch, eine herzliche Begrüßung, ein Lachen, eine Umarmung, unverstellte Herzlichkeit – und alle lächeln. Pater John bringt die Menschen offenbar nicht nur zusammen, sondern auch zum Strahlen. Der Begriff der Herzensbildung fällt einem ein.
Die Verbindung von Pater John zum Wittelsbacher Land besteht seit Jahrzehnten. Eigentlich kommt er jedes Jahr, gerade ist er aber erstmals seit Sommer 2019 wieder hier. Dem besonderen Verhältnis zu den Orten und den Menschen hat die Corona-bedingte Pause nichts anhaben können. „Es ist eine stabile Beziehung“, sagt Eva Ziegler.
Gemeinsam mit Dr. Kiggundu erinnert sie sich an ihre erste Begegnung. 1984, noch als Theologie-Student, war er zusammen mit einem Kommilitonen zum ersten Mal in Osterzhausen und arbeitete auf einem Bauernhof, dort liefen sie sich zum ersten Mal über den Weg. Über einen Missionar, den er in Uganda kennengelernt hatte, kam Kiggundu von Rom, wo er damals studierte, über Augsburg in die Gemeinde Pöttmes. Offensichtlich, erinnert er sich, wusste der Augsburger Domkapitular, der sich um die beiden Studenten kümmern sollte, nicht so recht, was er mit ihnen anfangen sollte. So sind beiden Studenten aus Afrika schließlich auf dem Bauernhof in Osterzhausen gelandet. Um „eine Erfahrung zu machen“, erzählt Pater John und lacht dabei, wie er es oft an diesem Vormittag tut.
Die Erfahrung war nachhaltig, und auch die Beziehung zu den Menschen, die er kennenlernte. Die zu Deutschland ebenfalls. In Freiburg schrieb er seine Doktorarbeit in Pastoraltheologie über die Mitarbeit der Laien in der Seelsorge, und schon 1989, nach der Weihe zum Diakon 1987 in Ustersbach und der Priesterweihe 1988 in seiner Heimatstadt Mityana, war Pater John als Urlaubsvertretung des damaligen Ortspfarrers Othmar Kahlig in Gundelsdorf – und kommt seitdem jedes Jahr wieder.
Was er über die Corona-Zeit in Uganda erzählt, verdeutlicht einmal mehr, wie milde und niedrigschwellig die Maßnahmen in Deutschland waren – und wie überzogen und hysterisch die Kritik daran. John Kiggundu berichtet von einem äußerst strengen, immer wieder verlängerten Lockdown. Erst seit Anfang diesen Jahres habe es Lockerungen gegeben. Viele Menschen seien in ihrer Existenz bedroht gewesen, die Lebensmittelversorgung war gefährdet, weil sie in vielen Teilen des Landes durch den Haus-zu-Haus-Verkauf geschieht. Das war durch die Mobilitätseinschränkungen schwierig. Die Kirchen waren geschlossen, sogar an Weihnachten. Der Lock-Down hat Pater John und seine Kollegen noch in einem besonderen Maße betroffen: In Uganda erhalten die Priester kein Gehalt, sie leben von der Kollekte. Aber kein Gottesdienst, keine Kollekte.
Auch das Priesterseminar, das Pater John in Uganda leitet, war geschlossen, und, für ihn besonders bitter: Seine sozialen Projekte litten. Der Priester hat einen Kindergarten aufgebaut, den seine Schwester leitet, und es entsteht gerade eine Schule; für 400 bis 500 Schülerinnen und Schüler, wie er erzählt. Die staatlichen Schulen in seiner Heimat seien sehr schlecht, private und kirchliche Schulen die Alternative, für die allerdings bezahlt werden muss. Das wird auch in der Schule von Pater John so sein, anders geht es nicht; aber es werde in seiner Schule weniger sein als in anderen.
Finanziert wird sie alleine durch Spenden aus Deutschland. Aber die Corona-Einschränkungen haben den Bau fast zum Erliegen gebrachgt, und nun kämpft er mit Problemen, die keine anderen als in Deutschland sind: fehlendes Material, hohe Energiekosten, Inflation. Und Uganda gehört zu den Ländern, die Getreide aus der Ukraine importieren…

Spricht Pater John über die schwierige Situation in seinem Land, dann ist da aber keine Spur von Klage, Bitterkeit oder Pessimismus, sondern Zuversicht und auch mit 62 Jahren noch viel positive Energie zu spüren. Der Unterschied zur Unzufriedenheit, Nörgelei und Aggressivität der deutschen Wutbürger scheint größer als die Entfernung vom Wittelsbacher Land nach Uganda zu sein.
Auch wenn es schnell „gefunkt“ hat zwischen Pater John und dem Osterzhausenern, Ebenriedern und Gundelsdorfern, gab es ganz am Anfang doch auch Unsicherheit, was er und Eva Ziegler nicht verschweigen: Der Priester aus Afrika konnte noch nicht so gut Deutsch wie heute, mancher in der Gemeinde wusste nicht so recht, wie er sich ihm gegenüber verhalten sollte. Davon spürt man natürlich längst nichts mehr, und wenn sie von damaligen Missverständnissen und anderem erzählen, lachen Pater John und Eva Ziegler wieder viel. Die Herzlichkeit und gegenseitige Sympathie ist nicht nur zwischen ihnen beiden in jeder Geste und jedem Satz offensichtlich. Und natürlich werde es wieder, kündigt Eva Ziegler an, das „legendäre Pater-John-Fest“ geben, wi jedes Jahr. Dabei wird sicher schon auf den nächsten Besuch von Pater John angestoßen.

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