Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Der Kampf gegen Graffiti: Wie Hausbesitzern geholfen werden soll

Häufig fühle sich der Kampf gegen Graffiti an wie eine Sisyphusarbeit, berichtete Diana Schubert, Leiterin des Büros für kommunale Prävention, kürzlich im Allgemeinen Ausschuss der Stadt. Denn oft würden dieselben Wände immer wieder von Sprayern mit Schmierereien versehen.
Besonders Immobilienbesitzer in der Altstadt seien davon betroffen. Sie geben es irgendwann auf, die Wände neu streichen zu lassen, wenn immer wieder Graffitis auf ihren Mauern erscheinen. Unter anderem diese Eigentümer will der „Arbeitskreis Graffiti” nun mit einem neuen Konzept unterstützen und damit dafür sorgen, dass sie die Schmierereien schneller entfernen.

„Man braucht ein gewisses Durchhaltevermögen, bis die Fläche mal weiß bleibt”, erläuterte Diana Schubert. Den Sprayern, die ihre Tags, also ihre Kürzel, auf die Hauswände setzen, gehe es vor allem um Aufmerksamkeit aus der Szene. Um ihren Namen bekannt zu machen, müsse das Kürzel aber möglichst lange sichtbar bleiben. Ein schnelles Überstreichen wirke deshalb irgendwann frustrierend und halte die Täter ab. Gleichzeitig würden Wände, auf denen sich bereits Graffitis befinden und die lange nicht gereinigt wurden, immer attraktiver für die Szene.

Das beeinflusst auch das Stadtbild, insbesondere in der eigentlich so idyllischen Altstadt. Der Allgemeine Ausschuss genehmigte die Beschlussvorlage des Arbeitskreises deshalb einstimmig. Dieser kann sein Konzept nun weiterentwickeln, bevor es dem Stadtrat zur Abstimmung vorgelegt wird.

Zu dem Arbeitskreis des Kommunalen Präventionsrats gehören unter anderem Vertreter der Polizei, des Amts für Kinder, Jugend und Familie, der Unteren Denkmalschutzbehörde, des Stadtjugendrings und des Vereins „Die Bunten”.

25 Prozent allen Sachschadens in Augsburg, rund 414 000 Euro, wurde im Jahr 2018 durch Graffitis verursacht. Die Aufklärungsquote ist mit 37,1 Prozent außerdem recht gering. Von den 672 Fällen im vorigen Jahr konnten nur 249 aufgeklärt werden. 49 Sprayer waren für sie verantwortlich, 45 Männer und vier Frauen.

Bisher setzte der Arbeitskreis Graffiti zum Beispiel auf Alternativen zum illegalen Sprühen. Auf den sogenannten „Schwabenwänden” dürfen Jugendliche sich legal mit der Spraydose ausprobieren. Begleitet wird das Projekt von aktiver Jugendarbeit. Außerdem können junge Täter zwischen 14 und 21 Jahren, die zum ersten Mal wegen illegalen Sprayens überführt werden, unter bestimmten Voraussetzungen am Programm „EinWandFrei” teilnehmen. Wenn sich ein geständiger Täter bereit erklärt, die beschädigten Flächen eigenständig zu reinigen, und dem auch der Geschädigte zustimmt, kann die Staatsanwaltschaft das Strafverfahren einstellen, ohne dass es zu einer Gerichtsverhandlung kommt. Der Schaden darf dafür 10 000 Euro nicht überschreiten.

Im Jahr 2018 wurden so 50 Wände gereinigt und ein Schaden von rund 25 000 Euro wiedergutgemacht. Die Sprayer würden durch den Arbeitsaufwand selbst erleben, was die Graffitis anrichteten, erklärte Schubert. Außerdem können sie durch auf diese Weise die meist hohen Schadenersatzansprüche abwenden. Für die betroffenen Eigentümer habe das Programm den Vorteil, dass ihre Wände unkompliziert und zeitnah wieder gereinigt würden.

Die bisherigen Maßnahmen und Programme reichten aber nicht mehr aus, um Immobilienbesitzer adäquat zu unterstützen und das Stadtbild nachhaltig zu verbessern, heißt es im neuen Beschlussvorschlag. Es liege nicht nur im Interesse der Hauseigentümer und Bewohner, sondern auch der Stadt, die Graffitis zu vermeiden. In der Altstadt sei das Stadtbild „besonders belastet”. Deshalb müssten die Eigentümer darin bestärkt werden, ihre Wände reinigen zu lassen.

Das könnte zum Beispiel mit Zuschüssen für einen sogenannten „Graffitischutz” geschehen. Der Spezialanstrich bewirkt, dass erneute Schmierereien mit Wasser relativ einfach entfernt werden können. Dazu muss die Stadtverwaltung nun in Abstimmung mit der Polizei Kriterien festlegen, welche Gebiete besonders belastet sind, und wer in welcher Höhe solche Zuschüsse beantragen darf.

Außerdem plant der Aktionskreis mit dem Projekt „Schmierflink” eine Zusammenarbeit mit Malerbetrieben. Vorbild für diese Idee ist die Aktion „Sprayfrei” in Luzern. Dort übernimmt die Stadt die Kommunikation mit betroffenen Hausbesitzern und vermittelt ihnen eine Firma, die den Schaden innerhalb von 48 Stunden mit einem Rabatt von zehn Prozent behebt. Die durch die Rabatte entstehenden Kosten tragen die Stadt Luzern und die luzernermaler gemeinsam. Bevor dieses Konzept in Augsburg umgesetzt werden kann, muss die Stadt noch klären, ob eine Ausschreibungspflicht besteht, bevor potenzielle Firmen angesprochen werden.

Zu guter Letzt soll ein Graffitibeauftragter in der Stadtverwaltung angesiedelt werden, der zukünftig als Ansprechpartner für alle Geschädigten dienen und sie zu rechtlichen Aspekten, der richtigen Entfernung oder möglichen Zuschüssen beraten soll.

Wie viel diese Maßnahmen die Stadt Augsburg kosten werden, steht momentan noch nicht fest. Das Konzept werde nun „schnellstmöglich weiterentwickelt”, um etwa die Kostenfrage zu klären, kündigte Ordnungsreferent Dirk Wurm an.


Von Laura Türk
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