So wie der Krammer Schorsch warten viele Wirtsleut' im Wittelsbacher und Dachauer Land darauf, dass die Schranken wieder hochgehen. Bis sie drinnen Gäste empfangen dürfen, werden aber noch einige Tage vergehen. Oder vielleicht auch Wochen, genau vermag das derzeit niemand vorherzusagen. Noch bis 6. Juni gilt die derzeitige 12. Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung. Erst danach können weitere Lockerungen in Kraft treten, falls die Politik das so beschließt. Derweil plagen die Gastronomen noch ganz andere Sorgen. Sie haben kein Personal mehr. Kaspar Wagner, Inhaber des gleichnamigen Untergriesbacher Gasthofs und Hotels, sagt: „Vor Corona hatten wir eine Whatsapp-Gruppe, über die kontaktierten wir all unseren Bedienungen und Küchenhelfer. Da waren 49 Leute drin. Jetzt sind es nur mehr 22.” Die anderen haben sich inzwischen eine neue Beschäftigung gesucht. Wagner versteht das: „Das sind meistens 450-Euro-Kräfte. Die brauchen das Geld, die können nicht monatelang darauf warten, dass die Gaststätten wieder aufmachen. Die sind längst in einem Supermarkt untergekommen oder sonst einem Betrieb mit geringfügig Beschäftigten.” Vermutlich werden einige seiner Spülkräfte oder „Food-Runner”, wie die Hilfskräfte genannt werden, die Geschirr abräumen und Tische abwischen, wieder in die Gastronomie zurückkehren. Viele aber halt nicht. Kaspar Wagner überlegt, nach Corona seine 500 Plätze umfassende Gaststätte nur mehr von Donnerstag bis Sonntag zu öffnen, an den anderen Tagen nur Essen to go anzubieten. Mehr gebe die Personaldecke nicht her. Wagner: „Die Gasthauskultur, wie wir sie vor Corona kannten, wird es künftig wohl nicht mehr geben.”Wie ihm gehe es vielen Kollegen in der Region, sagt er. Kaspar Wagner ist stellvertretender Kreisvorsitzender des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga). Der meldete dieser Tage, im Vergleich zu 2019 hätte das Gastgewerbe mehr als 325 000 Mitarbeiter verloren. Dehoga ließ wissen: „Vor Corona galt unsere Branche als krisenfest und als Jobmotor. Hotels und Gaststätten waren zuverlässige Arbeitgeber. Derzeit sind wir noch mit der Krisenbewältigung beschäftigt. Aber in den nächsten Monaten müssen wir eine Ausbildungsoffensive starten.” Weniger dramatisch sieht Ochsenwirt Georg Krammer die Zukunft. Er beschäftigt 27 Mitarbeiter, viele von ihnen sind seit 20 Jahren und mehr im Boot. Die blieben ihm bis auf vereinzelte Bedienungen und Schankkellner treu - auch, weil sein Essen-to-go-Angebot in der Krise floriert. Rund ein Dutzend Gerichte steht auf der Mitnahme-Karte des Ochsenwirts, die müssen täglich gekocht und gepackt werden. Die Leute aus Pöttmes und dem Umkreis nähmen den Abhol-Service gerne an, „das läuft super”, sagt Krammer. Er befürchtet eher, dass die Leute nach Corona Angst haben, wieder in ein vollbesetztes Wirtshaus zu gehen.