Maria Etzer, Jahrgang 1890, widerfuhr gleich mehrfaches Unrecht. Sie war nämlich beschuldigt worden, sich mit einem Kriegsgefangenen eingelassen zu haben. Auch nach ihrer Rückkehr aus Aichach wurde sie von den Menschen in ihrer Heimat weiter verachtet und gemieden. Zudem wurde ihr die Opferfürsorgerente verweigert. Prieler-Woldan: „Die Nazis haben es darauf angelegt, Frauen sexuelle Vergehen unterzuschieben. Maria Etzer war aber nur menschlich.” Das kommt auf einem Foto zum Ausdruck, das sie zusammen mit ihren Kindern und zwei sogenannten Fremdarbeitern auf einer Bank vor ihrem Haus zeigt. Allerdings war es nicht erlaubt, mit Kriegsgefangenen beieinander zu sitzen. Die Bergbäuerin aus dem Innergebirg im Salzburger Land war laut Prieler-Woldan die uneheliche Tochter einer Dienstmagd und hatte selbst acht Kinder. 1911 hatte sie den Bauern Johann Etzer geheiratet, den sie später bis zu seinem Tod pflegte wie auch ihren Vater; außerdem gab es ein Pflegekind. Sie führte ein Leben in Armut. Die Nazis versprachen den Menschen Aufbruch und Aufstieg, aber sie ließ sich nicht blenden. Durch die Familie ging ein Riss: Ihr Sohn Johann jr. meldete sich zur Waffen-SS und fiel 1943 in Russland. Noch heute, so war zu erfahren, gibt es Nachkommen, die sagen: „Es geschah ihr recht, dass sie ins Gefängnis musste.”