Ulrike Meitinger zeigte sich bei ihrer Begrüßung im Gasthof Büchel in Klingen erfreut über das Kommen von 80 Besuchern. Den Wandel in der Kirche, Finanz- und Missbrauchsskandal und den Umgang damit sprach Klaus Settele zu Beginn kurz an. Der Bildungsreferent bei der Diözesanstelle, Roman Aigner, Moderator des Abends, leitete die Gesprächsrunde ein und lobte den Mut zu diesem Gespräch. Pastoralreferentin Julia Spanier aus der Pfarreiengemeinschaft Augsburg-Oberhausen-Bärenkeller formulierte den Unterschied zur älteren Generation so: „Die jungen Menschen suchen die Gemeinschaft nicht mehr in der Kirche.” Laut einer EKD-Studie gehören 61 Prozent der jungen Menschen einer der großen Kirchen an. Aber nur 19 Prozent bezeichnen sich als religiös. Gott oder die Kirchengemeinde spielen nur für fünf Prozent eine Rolle. Für die junge Pastoralreferentin macht die Kirche eine „wahnsinnig schlechte Öffentlichkeitsarbeit”. Als positiv befand sie die Sternsingeraktion oder die Begeisterung der Kinder, wie sie sie bei der Kommunionvorbereitung erlebe. Auf der positiven Seite seien auch die vielen kirchlichen Kindergärten und Behinderteneinrichtungen zu erwähnen. Diözesanadministrator Bertram Meier, Leiter des bischöflichen Seelsorgeamts „synodale Kirche”, hat bei seinen zahlreichen Visitationen in den Pfarreien viele Aktivitäten gesehen. Nicht immer größere Pfarreiengemeinschaften brauche es, sondern eben auch kleinere: „Die Kirche muss im Dorf bleiben.” Dazu seien neue Wege nötig, das Evangelium unter die Leute zu bringen, so der Diözesanadministrator. Es müsse das Handeln in der Spiritualität gestärkt werden, nicht über den schrumpfenden Riesen gejammert, sondern die Freude über den wachsenden Zwerg überwiegen, wie er sich ausdrückte. Wenn er manchmal in Zivil zu Gottesdiensten in Pfarreien gehe, könne er sich am Besten ein Bild von der Situation vor Ort machen, erzählte er. Die Diplom-Psychologin Elfriede Schießleder sprach unter anderem die Situation der Frauen in der Kirche an. Für den synodalen Weg, der im März 2019 von der Bischofskonferenz für die katholische Kirche beschlossen wurde, müssten ihrer Meinung nach mehr Leute hineingenommen werden. Sie sprach sich dafür aus, die Botschaft in einer für junge Leute verständlichen Sprache zu transportieren. Denn die mediale Revolution habe ebenfalls zur Veränderung beigetragen. Nach Meinung des Landvolk-Seelsorgers für die Bayernebene, Pfarrer Mayer, sollte jede Pfarrei eine kleine Synode, also zusammen unterwegs, sein. Die Diözese sei mitten im Umgestaltungsprozess, bei dem man nicht die Struktur in den Mittelpunkt stellen solle. Es gebe viele gute Gedanken und Vorschläge, in der Kirche etwas positiv zu verändern. Ein jeder könne seelsorgerisch tätig sein, etwa bei einem Kirchenaustritt. Aus den Reihen der Besucher berichtete Josef Haas aus Aichach, dass er eine Person nach deren Kirchenaustritt wieder zum Eintritt bewegen konnte. Enttäuscht sei er allerdings vom Umgang der Kirche gewesen - kein Nachfragen, keine Freude über den Wiedereintritt. Dem stimmte auch Prälat Bertram Meier zu: „Der Ton macht die Musik.” Aus den Reihen der Besucher kamen nur wenige Meldungen. Am Ende stand die Einsicht: Was bleiben will, muss sich ändern. Der nächste Termin in der Reihe Ländliches Seminar findet am Dienstag, 28. Januar, um 19.45 Uhr im Gasthof Büchel in Klingen statt. Thema: „Nur noch kurz die Welt retten. Ich und das Klima.” Referent ist Professor Achim Bubenzer aus Gauting. kaw Kirche macht „wahnsinnnig schlechte Öffentlichkeitsarbeit”