Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 08.03.2024 23:00

Tradition im Fokus: „Jaudusfeuer“

Besonders nach den Terrorangriffen der Hamas auf Israel und dem anhaltenden Konflikt in der Region ist der Antisemitismus auch in Deutschland wieder sichtbarer und spürbarer geworden. Neben politischen oder religiösen Handlungen gebe es auch Bereiche, bei denen der antisemitische Hintergrund nicht unmittelbar erkennbar, nicht bekannt oder auch vergessen wurde, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamts Dachau. Eine dieser Traditionen, das „Jaudusfeuer“, soll im Rahmen eines Fachvortrags erläutert werden. Auch in einigen Orten im Landkreis Dachau gibt es jedes Jahr die Feuer am Abend vor dem Ostersonntag. Früher wurden dabei Holzfeuer abgebrannt. In den vergangenen Jahren nimmt laut Landratsamt aber die Anzahl der Puppenverbrennungen zu. 2023 wurden neun solcher „Jaudusfeuer“ im Landkreis Dachau registriert.

Auf Einladung der Kreisheimatpflege und mit Unterstützung des Antisemitismusbeauftragten im Landratsamt Dachau, Dr. Michael Holland, wird am Mittwoch, 20. März, um 19.30 Uhr Dr. Andreas Rentz im Ludwig-Thoma-Haus in Dachau zu diesem Brauch referieren. Rentz beleuchtet in seinem Vortrag die Hintergründe des Brauchs von den frühesten Belegen bis in die Gegenwart und diskutiert seinen antisemitischen Gehalt. Für die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Bayern verfasste er die 2020 erstellte Broschüre „Das Judasfeuer. Ein antisemitischer Osterbrauch in Bayern“ (ist online abrufbar). Aktuell forscht er an diesem Brauch am Zentrum für Holocaust-Studien München.

Die Teilnahme am Vortrag ist kostenlos, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Veranstalter rufen besonders örtliche Vereine dazu auf, ihre Mitglieder über dieses Angebot zu informieren oder sie auf diese Informationsveranstaltung hinzuweisen und eine klare Position gegen Antisemitismus zu beziehen.


Nayra Weber
Nayra Weber

Redakteurin

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