Mit der Vergabe des Publikumspreises endete am Sonntag die Ausstellung zum 30. Aichacher Kunstpreis. Das Herz des Publikums eroberte Brigitte Stenzel mit ihrem „Stilleben - gelbe Strumpfhose”.
Mit rund 430 Besucherinnen und Besuchern an den regulären Öffnungstagen und weiteren 250 während der Museumsnacht sei die Ausstellung sehr gut angenommen worden, berichtete Kunstvereinsvorsitzender Werner Plöckl.
Auf Platz zwei landete in der Gunst des Publikums die Videoarbeit „Post Mortem”. Sie wurde am Ende von Brigitte Stenzels „Stilleben” überrundet. Die Münchener Künstlerin hat ein großformatiges Ölgemälde geschaffen, das sich altbekannter Stilmittel bediene, aber aktuelle Inhalte aufgreife, erklärte Werner Plöckl bei der Finissage. Sie habe die Aufgabe technisch und malerisch wunderbar gelöst.
Öl auf Leinwand ist die favorisierte Technik von Brigitte Stenzel, die in Regensburg Philosophie und Kunstgeschichte studiert hat. Anschließend war sie an der Akademie der bildenden Künste in München in der Klasse von Anke Doberauer.
Die Idee zur Frau mit gelber Strumpfhose auf einem opulenten Orientteppich sei in der puren Lust geboren, einmal einen solchen Teppich zu malen, berichtet die Künstlerin im Gespräch mit unserer Zeitung. Ihr Werk wirkt auf den ersten Blick fotorealistisch, bei längerem Hinsehen erkennt man Unschärfen und andere Details, die von der Wirklichkeit abweichen.
Brigitte Stenzel hat das Motiv für das prämierte Bild in ihrem Atelier aufgebaut und sich dann mit Selbstauslöser damit fotografiert. Besonders wichtig ist dabei das Licht. Danach wird das Foto am PC bearbeitet und schließlich mit Raster und Skizze auf der Leinwand grundiert - ganz in Manier alter Meister.
Was längst nicht bedeutet, dass das Motiv eins zu eins abgebildet wird. Etwa der Globus: Der war am Anfang viel zu blau und sei mehrmals übermalt worden, erklärt Brigitte Stenzel, bis die Farbe mit der Komposition harmonierte - was auch nicht alle Kontinente auf dem Globus überstanden haben.
Was das Gemälde von der Fotografie unterscheide, sei die Konzentration auf einzelne Details. Umgekehrt werden auch Dinge weggelassen. Bei einem Foto wäre auch die Tiefenschärfe viel ausgeprägter. Im Übrigen sei der Teppich nicht das schwierigste Element an dem Bild gewesen, verrät die Künstlerin. Vielmehr war es die graue Wand. Welchen Farbton, welches Licht und welche optischen Details erfordert sie? Sechs bis acht Wochen dauerte der Produktionsprozess. Klassische Malerei sei lange nicht im Trend gewesen, erzählt Brigitte Stenzel außerdem. „Allmählich kommt das aber wieder.”
Der Publikumspreis wird von der Stadt Aichach und der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen ausgelobt und ist mit 500 Euro dotiert.