Zahlreich strömten die Jugendlichen aus dem gesamten Landkreis Aichach-Friedberg, teils mit ihren Eltern, am Samstag in die Vierfachturnhalle des Deutschherren Gymnasium nach Aichach. Der Berufsfindungstag fand dort zum 16. Mal statt. Als Veranstalter fungierten wieder der Rotary-Club Schrobenhausen-Aichach und die Igenhausener Firma Haimer. Bis 12 Uhr wurden bereits etwas mehr als 1200 Besucher gezählt.
Bereits eine halbe Stunde vor Eröffnung waren sämtliche Parkplätze am Schulgelände besetzt, und die Besucher mussten auf die anliegenden Straßen und Feldwege bis hinauf zur B 300 ausweichen. Pünktlich um 10 Uhr war Einlass, und Kathrin Haimer, Mitglied der Geschäftsleitung der Haimer GmbH, hieß die Jugendlichen und ihre Begleitungen willkommen. Der derzeitige Vorsitzende des Rotary-Clubs Aichach-Schrobenhausen, Dr. Uli Hartmann, war froh, dass die für die Berufsorientierung wichtige Veranstaltung wie im letzten Jahr abermals in Präsenz stattfinden konnte. Er bedankte sich bei der Organisation, vor allem noch einmal bei Kathrin Haimer und ihrem Team, die vor rund drei Monaten mit Planung und Umsetzung der Veranstaltung begonnen haben.
Stellvertretender Landrat Helmut Lenz (Freie Wähler) ging in seinen Grußworten auf die direkte Verantwortung des Landkreises Aichach-Friedberg bei der dualen Ausbildung ein. Neben der Trägerschaft einiger Berufs- und Fachoberschulen fungiere man auch als Ausbilder im Landkreis. Beim Berufsfindungstag waren das Landratsamt und die Kliniken an der Paar vertreten. Letztere begrüßten in diesem Herbst 117 Auszubildende im Bereich Pflege, Verwaltung, Küche und medizinische Assistenz.
„Findungstage sind von großer Bedeutung“, sagte der Zweite Bürgermeister der Stadt Aichach Josef Dussmann: „Ich kann dies sehr gut nachvollziehen, da ich selbst einige Zeit nachdenken musste, um meinen Beruf als Lehrer zu wählen.“
Schulamtsdirektorin Claudia Genswürger betonte, dass es nicht einfach sei, den Übergang von der Schule in eine Ausbildung „geräuschlos“ herzustellen. Umso wichtiger sei es daher, Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten der rund 80 Betriebe, Dienstleister und Behörden kennen zu lernen. 152 Ausbildungsberufe und 21 duale Studiengänge wurden vorgestellt.
Grundsätzlich war man an den meisten Ständen mit der Nachfrage der Jugendlichen nach einer Ausbildung zufrieden. Angemerkt wurde aber auch, dass Bewerbungen nicht mehr so frühzeitig eingehen und auch nicht mehr in der gewohnten Zahl. Viele Schulabgänger mit sehr guten Noten ziehe es auf weiterführende Schulen oder in ein Studium.
Im Handwerk scheint der Trend zur Ausbildung wieder etwas nach oben zu gehen. Selbst kleinere Betriebe wie das Sanitär- und Heizungsgeschäft von Max Strobel aus Inchenhofen können wieder einen Anlagenmechaniker in ihrem Betrieb ausbilden. „Gerade im Handwerk ist es wichtig, dass das Interesse und die Bewerberzahlen wieder steigen. Auch bieten diese Berufe gute Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten, wenn man zum Beispiel seinen Meister oder Techniker macht“, so der Inhaber Max Strobel.
Auch bei dem in Aichach ansässigen Stahlbauer Hausmann GmbH blickt man in Bezug auf Ausbildung positiv in die Zukunft. „Zu diesem Zweck, werden wir am 22. November einen Praktikumstag anbieten. Wir haben jetzt schon mehr Anmeldungen als Teilnehmer im letzten Jahr“, so Korbinian Hausmann. Er hofft auf mindestens zwei bis drei Auszubildende für das nächste Jahr.
Durchgängig hoch war das Interesse am Stand der Bundeswehr. Oberbootsmann Dominik Treichel vom Karriereberatungsbüro Augsburg der Bundeswehr informierte die nicht nur männlichen Jugendlichen über die Möglichkeiten von Ausbildungsberufen im Rahmen des Wehrdienstes und die Aufstiegsmöglichkeiten. Auch klammerte er das Thema von möglichen Auslandseinsätzen im Rahmen der Dienstzeit dabei bewusst nicht aus.
Bei Polizei, Bundespolizei und Justiz waren die Informationstische ebenfalls ständig gut besetzt. „Obwohl noch immer genug Jugendliche den Beruf des Justizvollzugsbeamten erlernen wollen, spielen aber auch Kriterien wie Arbeitszeit, Wochenende und Home-Office, was bei diesem Beruf ja nicht möglich ist, eine Rolle bei der Entscheidungsfindung“, so Larissa Keller von der Justizvollzugsanstalt Aichach.
Die Kliniken an der Paar sehen weiterhin einen sehr positiven Trend bei Nachfrage nach einer Ausbildung in einem Pflegeberuf. Die dreijährige Ausbildung zur Pflegefachkraft werde auch von Schülerinnen und Schülern mit Migrationsgeschichte sehr gut angenommen. Rebecca Dittrich und Julia Seiler, die in diesem Jahr eine Ausbildung zur Pflegekraft begonnen hatten, konnten am Stand den interessierten Jugendlichen von ihrer Motivation und Erfahrung in der Ausbildung berichten. „Es ist ein gutes Gefühl am Ende des Tages, wenn man mit seiner Hilfe und Unterstützung Menschen glücklich machen konnte”, so Rebecca Dietrich. Julia Seiler fügte hinzu, dass es danach viele Möglichkeiten der Weiterbildung und Studiengänge gebe.
Vor der Halle hatte sich Kriminalhauptkommissar Thomas Suchanek mit seinem Kleinbus positioniert. Er ist Leiter der Digitalen Forensik und informierte über die Möglichkeit einer IT-Ausbildung bei der Kriminalinspektion. „Wir tun uns echt schwer, Auszubildende zu finden, da der IT-Markt sowieso umkämpft ist“, so Suchanek. Aber der Beruf beziehungsweise die Ausbildung seien sehr interessant und spannend, da gerade die Möglichkeiten von digitaler Unterstützung bei Aufklärung von kriminellen Handlungen immer vielschichtiger und wichtiger werden.
Viele der Jugendlichen hatten schon Praktika in verschiedensten Berufen und sich Gedanken über ihre zukünftige Ausbildung gemacht, fanden es aber gut, dass man sich über so viele Möglichkeiten der Ausbildungs- und Berufswahl informieren konnte.