„Die Leute fahren hier mit dem Auto durch”, erinnert sich Axel Del Mestre sichtlich fassungslos. Der Naturschutzwächter aus Gundelsdorf ist Kiebitzbeauftragter im Landkreis Aichach-Friedberg. Zusammen mit Christina Niegl vom Landschaftspflegeverband (LPV) und Jäger Björn Studt steht er vor einer angelegten Magerrasenfläche bei Kissing. Hier, zwischen Bahndamm und Lech, pflegt der LPV einige derartige Flächen - in Summe rund 25 Hektar. Im Lechtal sorgen sich die Naturschützer zu einem großen Teil um den streng geschützten Kiebitz. Jedes Jahr kartiert Del Mestre Gelege im ganzen Landkreis, steckt sie ab, damit die Landwirte, auf deren Äckern die Vögel brüten, darum herum mähen oder ackern können. Das Brutplatzmanagement unterstützen die betroffenen Landwirte zu 100 Prozent, wie der Naturschutzwächter erklärt. „Manche Bauern werden gleich drei Meter größer, wenn sie erfahren, dass sie einen Kiebitz auf ihrer Fläche haben”, meint Del Mestre und lächelt. Bis zu 200 Ausflügler zählen die Aichacher Grubetfreunde zum Teil an den Wochenenden. „Das Schutzgebiet am Silberbrünnel ist nicht nur von Wanderern überlastet”, findet Vereinsvorsitzender Erich Hoffmann. Leute nähmen auch Pflanzen mit nach Hause - etwa den streng geschützten Türkenbund - machten Brotzeit zwischen seltenen Blumen und werfen achtlos Holzstämme in den Bach. Es sei verständlich, dass viele derzeit gerade wegen der Pandemie Freiraum in der Natur finden wollen. „Doch die Naturschönheiten dürfen dadurch nicht zugrunde gehen”, appelliert der Grubet-Chef an die Vernunft der Ausflügler. Vieles - hier zeigen sich die Naturschützer durch die Bank verständnisvoll - geschehe aus Unwissenheit. „Wir wollen nicht mit dem Finger zeigen oder belehren”, macht etwa Christina Niegl klar. Dem LPV wie auch der Unteren Naturschutzbehörde sind Aufklärung wesentlich wichtiger. Nur so könne man Verständnis für seine Umwelt schaffen, ist sich auch Franz Rieber sicher. Sein Sachgebiet wolle sich daher zeitnah um Informationsangebote bemühen. Allzu renitente Ausflügler würden allerdings in aller Härte sanktioniert. Das schrecke auch ab, meint Rieber. Del Mestre: „Die Leute fahren hier mit dem Auto durch”