Wann Ludwig der Bayer König und Kaiser war, weiß der Geschichtsinteressierte vielleicht. Vor allem, wenn er in der Wittelsbacher-Stadt Aichach lebt. Aber über welche Gebiete herrschte er? Das dürften die meisten nicht so auf Anhieb wissen, noch weniger Menschen werden die Gebiete auf einer Karte verorten können. Bei Rudolf von der Pfalz, dem „Winterkönig“ Friedrich V. oder anderen Wittelsbacher Herrschern wird es nicht besser aussehen. Genau das kann man jetzt aber im Aichacher FeuerHaus: Mit einem Click oder – besser „Wisch“ – und auf einen Blick sehen, welcher Wittelsbacher wann wo herrschte.
In der Ausstellung „Aichach – Wiege der Wittelsbacher“ steht nun ein interaktives Medienportal, mit dem man, digital und museumspädagogisch auf dem neuesten Stand, einen schnellen, aber umso fundierteren Überblick über die Herrschaftsräume und ihre vielen, oft verwirrenden Veränderungen bekommen kann. Nicht nur für Schulklassen und bei anderen Führungen ist das hilfreich. Das Portal visualisiert, was, gelesen als Text, mitunter abstrakt erscheint. Für die Besucherinnen und Besucher wird so Geschichte in Räumen begreifbar.
Sarah Schormair, Leiterin des Aichacher Stadtmuseums und Kuratorin der Ausstellung, hat das Portal zusammen mit Ilja Sallacz von der Augsburger Agentur Liquid entwickelt und umgesetzt. Die Bedienung des Portals ist denkbar einfach: Auf einem Touchscreen kann man entweder einen der Wittelsbacher Herrscher ansteuern oder sich auf einem Zeitstrahl durch Epochen wischen. Sind Herzog, König, Kaiser oder eine Zeit ausgewählt, wird das jeweilige Gebiet auf eine – analoge – Europakarte an der Wand projiziert. Veränderungen werden dabei abgebildet, die heutigen Grenzen sind zur Orientierung eingezeichnet, und ein kurzer Text informiert über die wesentlichsten historischen Fakten.
Mit dem neuen Portal bekommt die Ausstellung inhaltlich eine neue Dimension. Thematischer Kern von „Aichach – Wiege der Wittelsbacher“ ist das Herrschergeschlecht in seiner Bedeutung für Aichach und Bayern. Das Portal weitet nun die Perspektive auf die europäische Ebene aus. Denn Wittelsbacher herrschten über die Jahrhunderte auch in Holland, Italien, Griechenland und anderswo.
Die politisch-geografischen Räume und die europäische Dimension sind nicht nur historisch bedeutsam, sondern auch in Hinblick auf die „Marke“ Aichach, das sich seit einiger Zeit selbstbewusst als „Wiege der Wittelsbacher“ touristisch präsentiert. Durchaus vorbildlich, wie Götz Beck von der Augsburger Regio Tourismus GmbH Bürgermeister Klaus Habermann und sein Team lobt.
Beck war nicht ohne Grund zu der Präsentation des Portals nach Aichach gekommen. Die Regio Tourismus hat die Finanzierung des Medienportals mit 15000 Euro unterstützt – 3100 Euro kamen von der Sparkassenstiftung -, was unterstreicht, welche Bedeutung man dem Thema Wittelsbacher und der Digitalisierung dort beimisst.
Nicht zuletzt die „Europäisierung“ durch das Medienportal legt auch schon dessen Weiterverwendung nahe, wenn die Ausstellung im FeuerHaus einmal endet: Dann wandert es in das Sisi-Schloss nach Unterwittelsbach. Dort kommen bekanntlich Besucher aus ganz Europa, um sich auf die Spuren der bekanntesten Figur des „europäischen Herrschergeschlechts“ (Götz Beck) zu begeben.
Die Ausstellung „Aichach – Wiege der Wittelsbacher” im FeuerHaus an der Martinstraße ist von Dienstag bis Sonntag sowie an Feiertagen von 14 bis 17 Uhr zu sehen. Für Schulklassen (ab dem Grundschulalter) werden spezielle Führungen angeboten. Kontakt: 08251/827472