Ein ehemaliger Mitarbeiter der Augsburger Domsingknaben soll Kinder und Jugendliche heimlich in Toiletten und Duschen gefilmt haben. In einem Fall missbrauchte er den Ermittlungen zufolge sogar einen 13-jährigen Jungen. Nun hat die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg Anklage gegen den Mann erhoben, der von 2017 bis 2020 bei den Domsingknaben tätig war.
In Bamberg ist die Zentralstelle Cybercrime für ganz Bayern angesiedelt. Diese ermittelte gegen den mittlerweile 26-Jährigen zunächst wegen des Besitzes kinderpornographischer Inhalte. Im Laufe des Ermittlungsverfahrens kamen weitere Delikte ans Licht. Wie die Generalstaatsanwaltschaft Bamberg am Mittwoch berichtet, seien die gesamten Ermittlungen inzwischen abgeschlossen. Jetzt sei Anklage zum Amtsgericht Augsburg erhoben worden, unter anderem wegen des Besitzes kinderpornographischer Inhalte, des sexuellen Missbrauchs von Kindern und der Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen in neun Fällen.
Der Angeschuldigte arbeitete laut Generalstaatsanwaltschaft als „Management Assistent” bei den Domsingknaben. Das „Zentrum zur Bekämpfung von Kinderpornografie und sexuellem Missbrauch im Internet” der Zentralstelle Cybercrime ermittelte seit August 2020 gemeinsam mit der Kriminalpolizei Augsburg gegen den Mann. Ein Hinweis aus dem Ausland ging dem Verfahren voraus. Zunächst suchten die Fahnder bei dem Mann, der inzwischen in Dresden wohnt, nach kinderpornographischen Inhalten auf Computern und Smartphones. Ende September 2020 wurde die damalige Wohnung des Mannes in Augsburg durchsucht. Auf einem Smartphone entdeckten die Ermittler sofort kinderpornographische Bilder. Andere Geräte und Dateien waren verschlüsselt.
Im weiteren Verlauf sei es „mit einigem Aufwand gelungen, verschlüsselte Geräte zu entsperren”, erklärt die Generalstaatsanwaltschaft. Im Juli 2022 seien Videoaufnahmen festgestellt worden, die männliche Kinder und Jugendliche vorwiegend in Duschen oder Toiletten zeigen. Die abgebildeten Räumlichkeiten und die Tatsache, dass der Angeschuldigte für die Augsburger Domsingknaben tätig war, hätten dann schnell zu dem Verdacht geführt, dass es sich bei den gefilmten Jungen um ehemalige oder aktuelle Mitglieder des Chores handeln könnte.
Die Ermittler machten sich nun daran, die Opfer zu identifizieren und diese anschließend als Zeugen zu vernehmen. Die Verantwortlichen und Mitarbeiter der Augsburger Domsingknaben „haben die Bemühungen zur Identifizierung der Geschädigten tatkräftig unterstützt und wesentliche Hinweise geliefert”, betont die Generalstaatsanwaltschaft. Auf diese Weise konnten in neun Fällen mutmaßliche Tatorte und Tatzeiten konkretisiert werden. In manchen Fällen habe das Verfahren jedoch eingestellt werden müssen, da die Taten bei ihrer Aufdeckung bereits verjährt waren oder die Tatzeiten nicht hinreichend sicher bestimmt werden konnten.
Die Aufnahmen sollen zwischen 2018 und 2020 heimlich in unterschiedlichen Duschen und Toiletten gefertigt worden sein, teilweise auch in der damaligen Wohnung des Mannes. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft dem 26-Jährigen zudem vor, im Jahr 2017 einen damals 13-Jährigen missbraucht zu haben. Der sexuelle Missbrauch habe in einer Wohnung des Angeschuldigten in München stattgefunden.
Die Anklage wurde zum Jugendschöffengericht des Amtsgerichts Augsburg erhoben, da der Angeschuldigte „zu einigen der mutmaßlichen Tatzeitpunkten noch unter 21 Jahre alt war”, heißt es von der Generalstaatsanwaltschaft Bamberg abschließend.