Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 08.11.2022 12:16

Heiraten bei der Kaiserin

Das Unterwittelsbacher Wasserschloss, besser bekannt als Sisi-Schloss, hat fraglos ein schönes Ambiente. In Zukunft wird man dort auch standesamtlich heiraten können. Dafür sprach sich der Verwaltungs- und Finanzausschuss des Aichacher Stadtrats in seiner jüngsten Sitzunh aus. Allerdings ist das Angebot zunächst relativ eingeschränkt.

An jeweils einem Freitagvormittag im Monat werden ab kommenden Jahr von April bis Oktober dort je drei Trauungen möglich sein. Sollte die Nachfrage wesentlich größer sein, werden sich die Stadträtinnen und Stadträte damit beschäftigen müssen; oder auch wenn es keine Nachfrage gibt.

Nachdem der Entscheidung ein gemeinsamer Antrag aller Stadtratsfraktionen außer der SPD zugrunde lag, war klar, wie das Abstimmungsergebnis (7:3) ausfallen würde. Dennoch gab es eine lange, intensive, aber ausgesprochen sachliche Diskussion über das Thema.

Das hatte der Ausschuss im Sommer 2019 schon einmal auf dem Tisch, damals sprachen organisatorische und personelle Schwierigkeiten dagegen. Daran hat sich im Grunde nichts geändert, wie Ordnungsamtsleiter Stefan Beer erläuterte. Denn der Raum im 1. Obergeschoss des Schlosses, in dem die Trauungen stattfinden sollen, ist relativ klein und nicht barrierefrei zu erreichen. Nach der Trauung können nicht Reis oder Konfetti geworfen werden, und es steht danach für einen Sektempfang oder ähnliches kein überdachter Bereich zur Verfügung, wie es ihn vor dem Verwaltungsgebäude in der Stadt mit dem Eichenhain gibt. Zudem ist der Personalaufwand in Unterwittelsbach höher, der Raum muss jeweils eigens vorbereitet und danach wieder abgeräumt werden.

Denn dort ist die Dauerausstellung über Kaiserin Sisi zu sehen, die erst 2021 mit EU-Geldern neu konzipiert wurde. Für SPD-Stadträtin und Schloss-Kastellanin Brigitte Neumaier liegt hier das Hauptargument gegen Trauungen. "Die Leute heiraten mitten in einer Ausstellung", argumentierte sie. Grundsätzlich seien eine Ausstellung und Trauungen in dem kleinen Gebäude nicht kompatibel, argumentierte Bürgermeister Klaus Habermann. Das Schloss und die Ausstellung müssen für die Zeit der Trauungen zudem geschlossen werden. Neumaier wie auch Habermann befürchten, dass das schwer zu kommunizieren ist und doch Besucher vor verschlossener Tür stehen werden.

Probleme und Schwierigkeiten, die beispielsweise Dieter Saliger (CSU) durchaus auch sieht. Er, und mit ihm die große Mehrheit des Ausschusses, waren aber der Meinung, dass man sie alle lösen könne - wenn man nur wolle. Auch Lothar Bahn (FWG) war der Ansicht, dass die Nachfrage für Trauungen an solchen Orten zunehme und die Stadt auf die Nachfrage reagieren und das Angebot schaffen sollte.

Wer im Schloss heiraten möchte, wird aber tiefer in die Tasche greifen müssen. Die Gebühr muss wegen des größeren Aufwands höher ausfallen als bei einer Hochzeit im Trauungszimmer der Stadtverwaltung. Aber es ist eben etwas teurer, wenn man bei einer Kaiserin das Ja-Wort geben möchte.

Zunächst muss aber erst noch der Stadtrat über das Thema entscheiden.

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