Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Wird das Wasser im Lechkanal zu warm?

Streit ums Wasser: Der Industriepark Gersthofen möchte mehr Wasser aus dem Lechkanal entnehmen als bisher. Der Bund Naturschutz ist dagegen. Das Foto zeigt Lech und Lechkanal beim Wasserkraftwerk in Langweid. (Foto: Christian Pitz)
Streit ums Wasser: Der Industriepark Gersthofen möchte mehr Wasser aus dem Lechkanal entnehmen als bisher. Der Bund Naturschutz ist dagegen. Das Foto zeigt Lech und Lechkanal beim Wasserkraftwerk in Langweid. (Foto: Christian Pitz)
Streit ums Wasser: Der Industriepark Gersthofen möchte mehr Wasser aus dem Lechkanal entnehmen als bisher. Der Bund Naturschutz ist dagegen. Das Foto zeigt Lech und Lechkanal beim Wasserkraftwerk in Langweid. (Foto: Christian Pitz)
Streit ums Wasser: Der Industriepark Gersthofen möchte mehr Wasser aus dem Lechkanal entnehmen als bisher. Der Bund Naturschutz ist dagegen. Das Foto zeigt Lech und Lechkanal beim Wasserkraftwerk in Langweid. (Foto: Christian Pitz)
Streit ums Wasser: Der Industriepark Gersthofen möchte mehr Wasser aus dem Lechkanal entnehmen als bisher. Der Bund Naturschutz ist dagegen. Das Foto zeigt Lech und Lechkanal beim Wasserkraftwerk in Langweid. (Foto: Christian Pitz)

Der MVV Industriepark Gersthofen möchte mehr Wasser aus dem Lechkanal entnehmen und wieder einleiten und hat einen entsprechenden Antrag gestellt. Der Bund Naturschutz lehnt nun in einer Stellungnahme dieses Vorhaben rundweg ab und warnt vor den möglichen Gefahren für Tier- und Pflanzenwelt.

Aktuell darf der Industriepark in Gersthofen jährlich 16,3 Millionen Kubikmeter Wasser dem Lechkanal entnehmen um damit die auf dem Gelände befindlichen Anlagen zu kühlen. Diese Menge soll nun auf 19 Millionen Kubikmeter bis Ende 2043 erhöht werden. Damit ist der Bund Naturschutz nicht einverstanden.

Das Wasser werde im Industriepark Gersthofen hauptsächlich zur Kühlung der Produktionsprozesse der Chemieunternehmen benötigt, wie eine Sprecherin des Unternehmens auf Nachfrage erläutert. „Die meisten dieser Prozesse entwickeln Wärme, die auf diesem Weg abgeführt wird; die so praktizierte Kühlung erfolgt seit der Gründung des Standortes im Jahr 1902”, verweist sie auf die lange Tradition. Die Menge des erforderlichen Kühlwassers hänge vor allem an der Produktionsauslastung der Standortbetriebe. Neuere Anlagen wie zum Beispiel das von MVV betriebene Ersatzbrennstoff-Kraftwerk verfügten über separate Rückkühlwerke. „Dadurch müssen wir dem Lechkanal nur so viel Frischwasser entnehmen, wie durch Ausschleusung und Verdunstung ersetzt werden muss. Die genehmigte Temperaturbegrenzung für die Kühlwasserableitung wird hierdurch nicht berührt”, steht in der Umwelterklärung des Industrieparks aus dem Jahr 2021 nachzulesen.

Trotzdem wird das Wasser mit deutlich höherer Temperatur in den Lechkanal zurückgeleitet, als es entnommen wurde. Und hier setzt der Hauptkritikpunkt des Bund Naturschutz an.

„Die maximalen Einleittemperaturen von 30 Grad Celsius vom 1. Oktober bis zum 30. April und von 35 Grad Celsius vom 1. Mai bis 30. September stellen ein unkalkulierbares Risiko für alle aquatischen Organismen dar”, kritisiert der Bund Naturschutz in seiner Stellungnahme. Es müsse nach derzeitigem Wissensstand davon ausgegangen werden, dass durch die natürliche Erhöhung der Wassertemperatur, ausgelöst durch den menschengemachten Treibhauseffekt, „derartig hohe Einleittemperaturen ein zusätzliches Gefährdungspotential bergen”, so der Bund weiter.

Eine Erhöhung der Wassertemperatur führe zu einem Rückgang des Sauerstoffgehalts im Wasser. Das könne den Fortpflanzungserfolg insbesondere von Kieslaichern deutlich reduzieren. „Hier summieren sich die Effekte der Sauerstoffzehrung durch klimabedingte Wassererwärmung und die Erwärmung des Wassers im Lechkanal durch die Kühlwassereinleitung”, warnen die Naturschützer.

„Der Abschnitt nördlich der Einleitung des Lechkanals in das Lechmutterbett weist zurzeit einen unbefriedigenden ökologischen Zustand auf. Auch die Fischfauna weist einen unbefriedigenden Zustand auf”, heißt es in der Stellungnahme. Um ein gutes ökologisches Potential zu erreichen, seien Maßnahmen zur Habitatverbesserung vorzunehmen. Eine weitere Temperaturerhöhung durch die Einleitung von Kühlwasser durch den Industriepark Gersthofen führe dagegen zu einer Verschlechterung der Habitatqualität für Gewässerorganismen. „Daher widerspricht die Maßnahme sowohl dem Verbesserungsgebot als auch dem Verschlechterungsverbot in diesem Flusswasserkörper”, so der Bund Naturschutz.

Der Bund Naturschutz fordert nun, dass „eine Summationsprüfung unter Berücksichtigung aller Einleitungen und des prognostizierten Klimawandels” durchgeführt wird. „Weitere Temperaturerhöhungen des Lechs gerade in sommerlichen Hitzeperioden sind strikt abzulehnen. Die industriellen Wärmeeinleitungen in den Lech sind proportional zum aus dem Klimawandel resultierenden Temperaturanstieg zu reduzieren. Dieser Reduktionspfad ist in neuen wasserrechtlichen Erlaubnissen niederzuschreiben”, schließt der Bund seine Stellungnahme.

Der Industriepark selbst will die Stellungnahme des Bund Naturschutz mit Hinweis auf das noch laufende Verfahren nicht weiter kommentieren. Die öffentliche Auslegung ist seit Mitte Januar zu Ende, derzeit werden die eingegangenen Einwendungen beurteilt und bearbeitet. Ein Erörterungstermin soll im April stattfinden.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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