Üppig bewachsene Getreidefelder, Reihen voller mannshoher Maispflanzen, Kartoffeln soweit das Auge reicht und dazu dicht-grüne Wiesen - die Schorner Röste ist wahrlich ein landwirtschaftliches Paradies. Allerdings eines, das in den Augen ihrer Bewohner in Gefahr ist.”Momentan steht alles im Baaz”, sagt Landwirt Hubert Bauer. Eine Bearbeitung der Felder oder gar eine Ernte? Unmöglich! „Stellenweise kannst du nicht mal zu Fuß rein, so matschig ist alles”, klagt sein Berufskollege Anton Beck. Und so wie den beiden Landwirten aus dem Ehekirchener Ortsteil Schainbach geht es derzeit vielen Betrieben im Donaumoos. Schuld daran sind die enormen Regenfälle der vergangenen Wochen. Nach mehreren Trockenjahren sei der Moorboden zwar in der Lage gewesen, 200 bis 300 Liter pro Quadratmeter aufzunehmen, so Beck. „Aber die letzten 150 Liter waren zu viel.” Er und Bauer gehen daher davon aus, dass der Großteil der Feldfrüchte auf den Äckern bleiben muss - derart übersättigt ist der Boden. Gleichzeitig fürchten die Menschen rund um die Schorner Röste, dass die natürlichen Unwetter nur ein Vorgeschmack auf das sind, was künftig von Menschenhand passieren soll. Immerhin ist - mittlerweile mit üppigen staatlichen Mitteln - vielerorts die Wiedervernässung des Niedermoores geplant. Insgesamt 200 Millionen Euro sollen dazu in den nächsten Jahren in rund 2000 Hektar Moorfläche fließen. Ein durchaus sinnvolles Unterfangen, wie die Skeptiker betonen. Denn gegen die Bemühungen für mehr Klimaschutz ist keiner von ihnen. Nur: Das sollte auch für die Menschen verträglich passieren. „Hier muss das gesamte Donaumoos mitziehen, da sollte jeder seinen Beitrag leisten”, betont Gemeinderat Gerd Kaufmann (FW) aus dem nahen Walda. Alles auf die Gebiete im Randmoos abzuwälzen, wo das Moor freilich noch üppiger vorhanden ist, kann in seinen Augen nicht die Lösung sein. Gleichzeitig fordert er einen ausreichen Schutz für die Bebauung, in Form von Pufferflächen. „Denn in dieser Dimension kann das nicht gehen”, betont Kaufmann, während Beck auf die Folgen für die Gebäude verweist. „Wenn mich einer fragt, ob er wasserdichte Kellerfenster einbauen soll, muss ich sagen: Ja, klar.”Im Bereich von Schorn und Abenberg (beide Markt Pöttmes), Schainbach und Walda, die beide zu Ehekirchen gehören, und dem nahen Königsmooser Ortsteil Klingsmoos steigert sich das Problem durch die natürliche Situation. „Wir sind der tiefste Punkt im Donaumoos, wir sind am Ende das letzte Becken”, klagt Beck. Das zeigt in den Augen der Kritiker schon der natürliche Grundwasserpegel. „Wir haben immer zehn Zentimeter unter der Grasnarbe Wasser, selbst im trockenen Sommer 2020 waren es maximal 80 Zentimeter unter Bodenniveau”, so Kaufmann. Genau deshalb stehen die dortigen Flächen bereits seit Jahren im Fokus von Arbeitskreisen und Studien. Nur: „Wir sind seit drei Jahren damit befasst, werden jetzt aber außen vor gelassen”, so Kaufmann, der selbst in zahlreichen Gesprächsrunden dabei war, und beklagt: „Mittlerweile reden nicht mehr nur die mit Halbwissen mit, sondern selbst die mit komplettem Unwissen über die Situation.” Daher fordern er und seine Mitstreiter, zu denen nach Ansicht des Trios 80 bis 90 Prozent der Dorfbewohner zählen, einen Dialog mit den Menschen. Sichtlich enttäuscht sind die Betroffenen von den laufenden Gesprächen über die Planungen für das Donaumoos. Daher laden sie Landrat Peter von der Grün (FW) und seine Kreisräte sowie die beiden Landtagsabgeordneten Matthias Enghuber (CSU) und Roland Weigert (FW) zum Dialog vor Ort ein. Nur abends darf dieser nicht sein, wie Beck betont. „Dann könntest du hier schon jetzt vor lauter Stechmücken nicht stehen.”Groß ist unterdessen auch die Sorge um die nächsten Generationen. „Ich habe hier jahrelang eine Landwirtschaft aufgebaut”, erklärt der Schainbacher mit Blick auf seine Felder. Unter anderem eine Biogasanlage gehört zu seinem Hof. Ob er den Betrieb aber seinen Kindern hinterlassen soll? „Das hat doch keine Zukunft, da sehe ich schwarz.” Immerhin dürften die Möglichkeiten zum Anbau massiv leiden. „Dabei haben wir schon jetzt zu 95 Prozent Wiesen”, klagt Hubert Bauer, der aber die Nutzungsmöglichkeiten für die Gräser nicht sieht. Denn: „Das dünne Zeug frisst doch keine Kuh.”