Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 08.04.2013 14:35

Die Förster stellen sich dem Klimawandel

<p> <x_bildunterschr> <b>Im Wald  </b>geht ohne Planung mit einem Zeithorizont, der sich in Jahrzehnten bemisst, nichts – auf dem Bild Teilbereichsleiter Markus Neufanger und Karl Stumpf (rechts), stellvertretender Forstbetriebsleiter.    Foto: Bayerische Staatsforsten </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Im Wald </b>geht ohne Planung mit einem Zeithorizont, der sich in Jahrzehnten bemisst, nichts &ndash; auf dem Bild Teilbereichsleiter Markus Neufanger und Karl Stumpf (rechts), stellvertretender Forstbetriebsleiter. Foto: Bayerische Staatsforsten </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Im Wald </b>geht ohne Planung mit einem Zeithorizont, der sich in Jahrzehnten bemisst, nichts &ndash; auf dem Bild Teilbereichsleiter Markus Neufanger und Karl Stumpf (rechts), stellvertretender Forstbetriebsleiter. Foto: Bayerische Staatsforsten </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Im Wald </b>geht ohne Planung mit einem Zeithorizont, der sich in Jahrzehnten bemisst, nichts &ndash; auf dem Bild Teilbereichsleiter Markus Neufanger und Karl Stumpf (rechts), stellvertretender Forstbetriebsleiter. Foto: Bayerische Staatsforsten </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Im Wald </b>geht ohne Planung mit einem Zeithorizont, der sich in Jahrzehnten bemisst, nichts &ndash; auf dem Bild Teilbereichsleiter Markus Neufanger und Karl Stumpf (rechts), stellvertretender Forstbetriebsleiter. Foto: Bayerische Staatsforsten </x_bildunterschr> </p>

Die Kaisheimer Dependance gehört zu den Bayerischen Staatsforsten und ist zuständig für 18 600 Hektar Wald, der sich auf die drei Regierungsbezirke Oberbayern, darunter auch der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen, Schwaben und Mittelfranken erstreckt. Und der soll nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit bewirtschaftet werden. Das bedeutet, nicht mehr Holz zu nutzen, als nachwächst. Es beinhaltet aber auch den permanenten Versuch, Ökonomie, Ökologie, Freizeitnutzung und Trinkwasserschutz unter einen Hut zu bringen.

Ist der Nachhaltigkeitsbegriff in der Politik beliebte Worthülse für alles und nichts, so ist er in der Forstwirtschaft ein Grundsatz, den Hans Carl von Carlowitz bereits 1713 formulierte und der – nachhaltig – Gültigkeit hat. Auf dem Tisch vor Forstbetriebsleiter Elmar Bernauer und seinem Stellvertreter Karl Stumpf stehen die Ordner Spalier. Es mögen tausende von Seiten sein, die die Bewirtschaftung für die nächsten zehn Jahre festlegen. Ein Jahr hat es gedauert, jeden einzelnen Bestand zu erfassen. Dazu war ein Inventurtrupp von fünf Leuten unterwegs. Vier sogenannte Forsteinrichter haben dann ein halbes Jahr lang für jeden Bestand die waldbaulichen Maßnahmen festgelegt. Dabei geht es nicht um Ertrag und Erlös allein, beispielsweise sind 17 Festmeter Totholz pro Hektar vorgesehen, weil es kaum belebtere Materie gibt als Totholz. Vögel, Insekten, Pilze, häufige und seltene, profitieren davon. Sogenannte Biotopbäume müssen als Horst- und Höhlenbäume erhalten bleiben. Und dann gibt es noch die Klasse-1-Wälder, die über 300 Jahre alt sind und nicht mehr angetastet werden. Bernauer und Stumpf haben die Grenze auf 180 Jahre gesenkt. Angesichts der 18 600 Hektar Gesamtfläche sind die 20 Hektar Klasse 1 im Landkreis Dillingen nicht viel, aber es sollen laut Bernauer mehr werden. „Wir wollen Trittsteine damit schaffen“, erklärt er. 400 Hektar sind als Naturwaldreservate deklariert und werden nicht mehr bewirtschaftet. Diese ökonomischen Stilllegungen werden von der Landesanstalt für Land- und Forstwirtschaft wissenschaftlich begleitet.

Doch der Wald ist kein Museum, sondern Rohstoffproduzent. Die Kaisheimer Zweigstelle der Bayerischen Staatsforsten erwirtschaftet im Jahr 3,5 Millionen Euro Gewinn für die Staatskasse bei einem Umsatz von etwa zehn Millionen Euro. Gewinnmaximierung? Elmar Bernauer verneint. Bei einem Zuwachs von 165 000 Festmetern pro Jahr werden 129 000 Festmeter eingeschlagen. 36 000 Festmeter dienen dem Vorratsaufbau. Seit Gründung des Forstbetriebs im Jahr 2005 bleibe man, so Bernauer, mit dem Einschlag unter dem festgestellten Zuwachs.

Langfristiges Ziel des Forstbetriebs ist es, den Wald für den Klimawandel fit zu machen. Fünf verschiedene Baumarten pro Hektar sollen eine gesunde Mischung bringen, denn der Brotbaum, die Fichte, wird nach Ansicht Bernauers „größte Probleme mit dem Klimawandel haben“. Sie ist für Trockenperioden nicht gerüstet und fällt gestresst dem Borkenkäfer zum Opfer. Einen radikalen Umbau wird es aber nicht geben. „Auf 50 Jahre gesehen, wollen wir die Fichte um fünf Prozent reduzieren und dafür Eiche, Tanne und Douglasie einbringen“, erklärt der Forstmann. Die Douglasie, ein Migrant aus Nordamerika, soll mit Wärme und Trockenphasen besser zurechtkommen. Auf dieses waldbauliche Pferd will Bernauer aber nur maßvoll setzen: „In 50 Jahren wollen wir drei Prozent Douglasie haben.“ Der wüchsige Nordamerikaner hat vor etwa 120 Jahren seine ersten Wurzeln in deutschen Boden getrieben und – wen wundert’s – mit einem Exemplar von 63,33 Metern Länge bei Freiburg im Breisgau den Status „Deutschlands höchster Baum“ erreicht.

In Kaisheim peilt man keine Rekordmaße an, sondern gibt einem höheren Anteil Laubholz im Staatsforst den Vorzug. Derzeit sind es 57 Prozent. „Wir wollen auf 63 Prozent hochfahren“, erläutert Bernauer eines der Ziele. Ein anderes ist die extensive Bewirtschaftung des Auwaldes, wie er entlang der Donau derzeit schon zu finden ist. „Der Förster muss nur die Hälfte der Fläche bewirtschaften“, versichert der Betriebsleiter.


Von kpf
north