Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 12.02.2009 16:52

Vor 50 Jahren: Pioniere des Faschings

<p> <x_bildunterschr> <b>„Bauernhochzeit“ war das zentrale Thema des Umzugs vor 50 Jahren in Schiltberg.  </b>Links im BIld ist die Chaise mit dem Brautpaar Martin Moser und Maria Demmelmair sowie dem Fahrer Robert Schieder (Allenberg). Rechts erkennt man einen Kammerwagen mit dem Fahrer Kaspar Zeitlmair (Allenberg) und den zwei Näherinnen, Anna Demmelmair sowie Ottilie Hörmann. Zur Ausstattung gehören Brautbett, Bauernschrank, Wiege und Kanapee. </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>&bdquo;Bauernhochzeit&ldquo; war das zentrale Thema des Umzugs vor 50 Jahren in Schiltberg. </b>Links im BIld ist die Chaise mit dem Brautpaar Martin Moser und Maria Demmelmair sowie dem Fahrer Robert Schieder (Allenberg). Rechts erkennt man einen Kammerwagen mit dem Fahrer Kaspar Zeitlmair (Allenberg) und den zwei Näherinnen, Anna Demmelmair sowie Ottilie Hörmann. Zur Ausstattung gehören Brautbett, Bauernschrank, Wiege und Kanapee. </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>&bdquo;Bauernhochzeit&ldquo; war das zentrale Thema des Umzugs vor 50 Jahren in Schiltberg. </b>Links im BIld ist die Chaise mit dem Brautpaar Martin Moser und Maria Demmelmair sowie dem Fahrer Robert Schieder (Allenberg). Rechts erkennt man einen Kammerwagen mit dem Fahrer Kaspar Zeitlmair (Allenberg) und den zwei Näherinnen, Anna Demmelmair sowie Ottilie Hörmann. Zur Ausstattung gehören Brautbett, Bauernschrank, Wiege und Kanapee. </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>&bdquo;Bauernhochzeit&ldquo; war das zentrale Thema des Umzugs vor 50 Jahren in Schiltberg. </b>Links im BIld ist die Chaise mit dem Brautpaar Martin Moser und Maria Demmelmair sowie dem Fahrer Robert Schieder (Allenberg). Rechts erkennt man einen Kammerwagen mit dem Fahrer Kaspar Zeitlmair (Allenberg) und den zwei Näherinnen, Anna Demmelmair sowie Ottilie Hörmann. Zur Ausstattung gehören Brautbett, Bauernschrank, Wiege und Kanapee. </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>&bdquo;Bauernhochzeit&ldquo; war das zentrale Thema des Umzugs vor 50 Jahren in Schiltberg. </b>Links im BIld ist die Chaise mit dem Brautpaar Martin Moser und Maria Demmelmair sowie dem Fahrer Robert Schieder (Allenberg). Rechts erkennt man einen Kammerwagen mit dem Fahrer Kaspar Zeitlmair (Allenberg) und den zwei Näherinnen, Anna Demmelmair sowie Ottilie Hörmann. Zur Ausstattung gehören Brautbett, Bauernschrank, Wiege und Kanapee. </x_bildunterschr> </p>

Schiltberg aber war mit seinem Faschingsumzug an diesem Faschingsdienstag, dem 10. Februar 1959, die konkurrenzlose Gaudihochburg im Aichacher Land. Mehr als 1000 Zuschauer säumten die Umzugsroute. Das nostalgische Motto Bauernhochzeit erwies sich als Publikumsmagnet. Die erste Abteilung des Zuges vermittelte den Schaulustigen das Bild eines traditionellen ländlichen Hochzeitfestes, wie es die Älteren noch aus eigenem Erleben kannten: Kammerwagen, pferdegezogene Chaisen und Hochzeitsgäste in altbayerischer Festtagstracht. Die zweite Abteilung war ein Gaudiwurm moderner Prägung: Kostümierte auf Pferdegespannen und zu Fuß, die das lokale Geschehen und Schlagzeilen der großen Politik aufs Korn nahmen oder einfach nur Spaß an der Verkleidung hatten.

Das ganze Unternehmen wurde generalstabsmäßig geplant. Zur ersten Besprechung am 20. Januar 1959 lud die Gemeindeverwaltung alle Bürger und Vereine des Ortes ins Gasthaus Kaupp ein. Reaktion auf den angeblich „vielseitigen Wunsch, nach einer Pause von rund 30 Jahren wieder einen Faschingszug zu veranstalten“. Ein sechsköpfiger Ausschuss sollte das Spektakel organisieren: Vorsitzender Xaver Hicker, Hans Köchl, Matthias Schalk, Johann Lutterschmid, Hans Hartl und Anton Moser. Gleichwertig zur „Bauernhochzeit“, so hieß es von Anfang an, war jedes andere Faschingskostüm willkommen.

In den verbleibenden drei Wochen konnte man lebhafte Aktivitäten in den Höfen und Anwesen beobachten. Jung und Alt werkelte an der Ausstattung und den Aufbauten der gummibereiften Wagen. Die jahrelang verstaubten Chaisen erstrahlten in neuem Glanz. Und über eine extra Handvoll Haber täglich freuten sich die Pferde. Per Zeitungsinserat luden als Veranstalter „Die Schiltberger Maschkera“ das ganze Umland zum „Faschingszug – Anschließend große Bauernhochzeit“ nach Schiltberg ein.

Am Faschingsdienstag hielt Bürgermeister Anton Ostermayr vor dem Gasthof Lechner eine launige Eröffnungsansprache. Um 13 Uhr setzte sich der stattliche Zug in Bewegung, angeführt von „Progoder“ Hans Lachner, der Tanderner Blaskapelle Oberacher in Frauenkleidern und den Schiltberger Musikanten im Trachtengwand. Die Hauptdarsteller der „Bauernhochzeit“ kutschierte Robert Schieder: den „Hochzeiter“ Martin Moser und die „Braut“ Maria Demmelmair (verheiratete Stegmair).

In weiteren Chaisen folgten die Ehrenväter und die Kranzljungfrauen, der „Brautführer“ Hans Schalk und die „Nächste“ Kreszenz Asam. Danach kam als zentrales Prunkstück der Kammerwagen mit Ehebett, Bauernschrank, Wiege, Kanapee und zwei Näherinnen. Den zweiten Festwagen teilten sich die restlichen Hochzeitsgäste und die Drischldrescher.

Lustig und ohne Hochzeitsbezug ging es weiter: Eine Windmühle schleuderte Häckselschwaden (Konfetti-Ersatz) in die Zuschauerreihen. Das „landwirtschaftliche Wetteramt“ erforschte mit einem vier Meter langen Fernrohr die atmosphärischen Verhältnisse und die Feuchtigkeitsgrade. Ein schrecklich rauchender „Atommeiler“ versuchte eine aktuelle politische Anspielung.

Zum Stichwort „Militärstreik“ war einem Geschütz die Mündung verschnürt. Der nächste Wagen schlug zur „Verwaltungsvereinfachung“ die Auflösung der Finanzämter und die Pensionierung der Gerichtsvollzieher vor. Karikiert wurde auch die rege Bautätigkeit der Schiltberger. Viel Heiterkeit lösten Fußgruppen aus, die sich zwischen den Wagen verteilt hatten und zum Beispiel die „Luftmästung“ einer Zuchtsau vorführten. Eine Schülergruppe forderte täglich eine Mark Schulgeld.

An den Umzug schloss sich, ganz wie beim wirklichen Hochzeitsfest, das Mahl und der Krauttanz an. Dabei schrieb der echte Hochzeitslader Alois Eberl den Schiltberger Bürgern mit lustigen Gstanzln einiges ins Stammbuch. Im „bombenvollen“ Lechnersaal dauerte das Tanzvergnügen bis zum Beginn des Aschermittwochs. Wäre noch anzumerken, dass die Organisatoren viel Lob für das gute Gelingen des Fastnachtsumzuges ernteten und dass „Freibier das Seine tat, die Stimmung zu steigern.“

Einen ähnlich aufwendigen Faschingsumzug gab es in Schiltberg weder vor noch nach 1959. Für 1935 lässt sich der Faschingszug der Schulkinder durch ein vergilbtes Foto belegen. 1978 inszenierten 25 Jungen und Mädchen der Hofbergjugend einen Marsch als „Nachtglockenwandler“.

Unerreicht blieb allerdings bis heute die Parade zur Eröffnung der Schiltberger Hofbergspiele 1953. Dieser Festumzug thematisierte den Bauernstand, das Handwerk, das Vereinsleben sowie Szenen und Akteure des „Hans von Schiltberg“.


Von MGrunert
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