Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 18.06.2021 15:48

Warum die Sandrach ihr Bett verlegt hat und warum das gut so ist

Unter dieser Brücke   floss bis Anfang April die Ach an Pöttmes vorbei. Seither ist sie trocken - und bleibt es vielleicht auch.	Fotos: Bastian Brummer (Fotos: Bastian Brummer)
Unter dieser Brücke floss bis Anfang April die Ach an Pöttmes vorbei. Seither ist sie trocken - und bleibt es vielleicht auch. Fotos: Bastian Brummer (Fotos: Bastian Brummer)
Unter dieser Brücke floss bis Anfang April die Ach an Pöttmes vorbei. Seither ist sie trocken - und bleibt es vielleicht auch. Fotos: Bastian Brummer (Fotos: Bastian Brummer)
Unter dieser Brücke floss bis Anfang April die Ach an Pöttmes vorbei. Seither ist sie trocken - und bleibt es vielleicht auch. Fotos: Bastian Brummer (Fotos: Bastian Brummer)
Unter dieser Brücke floss bis Anfang April die Ach an Pöttmes vorbei. Seither ist sie trocken - und bleibt es vielleicht auch. Fotos: Bastian Brummer (Fotos: Bastian Brummer)

Ihr Korsett, einen Damm, der durch die Absenkung des Moorbodens und aufgeschüttetes Material aus dem Gewässer entstanden ist, hat sie durchbrochen, ihr Wasser in den parallel laufenden Schindergraben verfrachtet.

Soweit so gut. Weil das Bett der Sandrach aber weit höher liegt als das Gelände drum herum, fehlt das Wasser jetzt an anderer Stelle, direkt südlich der Wohnbebauung an der Schrobenhausener Straße in Pöttmes. Brücken führen dort über einen Fluss, den es nicht mehr gibt.

Was bizarr aussieht und manchem Anwohner stinken mag, könnte allerdings so bleiben, wenn man Bürgermeister Mirko Ketz (CSU) glaubt, ganz ohne Ausschreibung, Öffentlichkeitsbeteiligung und Genehmigung. Mit der natürlichen Trockenlegung der Ach löst sich nämlich ein seit Jahren bekanntes Problem im Alleingang. Die Sandrach beziehungsweise Ach wird durch die Umleitung mit Hilfe des Schindergrabens, der den größeren Fluss unterirdisch kreuzt, für Fische wieder leichter passierbar, zumindest teilweise. Von „Durchgängigkeit” spricht der Fachmann.

Abstürze, Wehre, Turbinen, Staustufen, sie alle hindern die aquatische Fauna am zum Teil für die Fortpflanzung unabdingbaren Auf- und Absteigen innerhalb eines Gewässersystems. Und nicht nur die Ach ist voll von sogenannten Querbauwerken. Laut Angaben des Landesamts für Umwelt in Augsburg sind es allein im Gemeindegebiet Pöttmes 16, von denen zehn als durchgängig gewertet werden. Ein Blick in den Umweltatlas zeigt: Selbst die als durchgängig eingestuften sind oftmals nur mangelhaft für Fische passierbar.

Als überhaupt nicht durchgängig gelten ein Wehr und zwei Abstürze nahe der ehemaligen Mittermühle. Die ist im Besitz des Pöttmeser Firma Ziegler. Seit Mai 2016 liegt dem Unternehmen ein Bescheid des Landratsamts vor, der die Unternehmer zur Schaffung der Durchgängigkeit in der Ach auffordert. Wie, wo und wann ist für den Laien allerdings oft schwierig einzuschätzen, bestätigt Josef Neff. Er ist bei Ziegler mit der Angelegenheit betraut, wie er erzählt. Seit Jahren werden verschiedene Konzepte durchdekliniert. „Wir haben mal über eine Fischtreppe nachgedacht, dann hatten wir immer wieder mit dem Biber zu tun, der den Damm unterhöhlt”, führt Neff aus, für den klar ist: Die beste - umweltverträglichste und auch günstigste - Lösung sei, die Ach aus ihrem erhöhten Flussbett herauszubringen und einen natürlichen Lauf zu schaffen.

Das hat der Biber also bereits getan und damit eine neue Lösung aufgezeigt, mit der Bürgermeister, Unternehmer und Experten vom Wasserwirtschaftsamt in Donauwörth wohl leben könnten. Wenn der Schindergraben als neues Bett der Ach in Frage käme, so Neff, wäre das eine nachhaltige Lösung. „Ich wäre gewillt, etwas natürlich entstandenes natürlich zu belassen”, meint Bürgermeister Ketz und bläst damit ins gleiche Horn. Die bestehenden Abstürze und das Wehr, für die die Firma Ziegler zuständig ist, fallen bei dieser Lösung übrigens nicht mehr ins Gewicht. Dem Biber sei Dank. Aktuell wird allerdings erst berechnet, wie praktikabel und hochwassersicher die Umleitung der Sandrach tatsächlich ist. Und bis das klar ist, fließt das Achwasser eben den Schindergraben hinab.

Wie es grundsätzlich um den Zustand der Flüsse und Bäche in der Region bestellt ist, erfahren Sie auf den Seiten 20/21 dieser Ausgabe. Rückbau von Wehr und Abstürzen nicht nötig?


Von Bastian Brummer
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