Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 03.04.2009 17:34

Bradl: „Ich kann Weltmeister werden“

<p>  <h2>  <p>„Irgendwann in der Moto-GP fahren, </p>  <p>das ist der Traum“ </p>  </h2>  </p>
<p> <h2> <p>&bdquo;Irgendwann in der Moto-GP fahren, </p> <p>das ist der Traum&ldquo; </p> </h2> </p>
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Es war nicht so schlimm. Mir geht’s wieder gut, es ist gottseidank alles schnell verheilt. Der rechte Mittelhandknochen war nicht gebrochen. Ich merke noch ein bisschen die Prellungen am Rücken, aber die sind nicht der Rede wert.

Ich habe mir die Zeit genommen, nichts zu tun, Ruhe zu geben. Die Saisonvorbereitung ging aber schon relativ bald wieder los. Ende November habe ich mit dem Konditionstraining begonnen. In diesem Bereich betreut mich der Augsburger Fitnesstrainer Egon Gulich. Das ist ein Top-Mann und ich bin froh, dass ich ihn kennengelernt habe. Wir arbeiten super zusammen, er macht mir die Pläne fürs Ausdauertraining zu Hause.

Das letzte Jahr war überraschend erfolgreich. Es war vom ersten Rennen an mit dem sensationellen dritten Platz in Katar schon sehr gut. Sicher, die Chance hat bestanden, Vize-Weltmeister zu werden, aber in den beiden letzten Rennen bin ich durch einen technischen Fehler und einen Fahrfehler ausgeschieden. Im ersten Moment hat’s sicher ein wenig weh getan, aber im Großen und Ganzen überwiegt das Positive mit zwei Grand-Prix-Siegen und insgesamt sechs Podiumsplätzen.

Das waren mehrere Augenblicke. Der erste Podestplatz in Katar war überraschend, das hat mich richtig gefreut. Am Sachsenring war ich vor dem Rennen nervös wie noch nie, die Zuschauer waren laut, die Erwartungen vor heimischem Publikum groß und die Chance auf den Sieg da. Es war ein tolles Erlebnis, als Zweiter über die Ziellinie zu fahren. Der erste Grand-Prix-Sieg in Brünn hat mir innerlich sehr gut getan, da ist mir eine große Last von den Schultern gefallen. Nach außen hin kam das nicht so rüber, alle sagten, ,Du hast Dich ja gar nicht richtig gefreut’. Tatsächlich habe ich mich in meinem Leben noch nie so gefreut wie damals. Ich wollte es auch rüberbringen, aber das ist mir nicht gelungen, mir sind da viele Dinge durch den Kopf gegangen. Der zweite Sieg in Japan war auch schön, da habe ich dann gewusst, wie man Siege feiert.

Das gehört einfach dazu, das ist das Geschäft. Man muss sich ja auch ein bisschen vermarkten. Das ist auch wichtig für die Sponsoren und das Team. Man lernt mit der Zeit damit umzugehen. Der Rummel um eine Person während der Saison hängt davon ab, ob man erfolgreich ist. Jetzt, vor dem Saisonstart, ist es extrem, da kommen die ganzen Fragen nach den Zielen usw; und dann wieder nach der Saison, wie das Fazit ausfällt.

Es hat finanziell nicht sollen sein. Wir waren in Verhandlungen mit Red Bull, aber wegen der Wirtschaftskrise wollten sie neben der Formel 1 kein weiteres Engagement eingehen. Es war verständlich, es ging um eine Menge Geld. Deshalb haben wir uns den Umstieg nicht leisten können und haben beschlossen, noch ein Jahr in der 125er zu bleiben. In der 250er hätten wir ein Budget von knapp einer Million Euro benötigt. Das lag im vergangenen Jahr beim Kiefer-Team in der 125-ccm-Klasse für alle drei Fahrer bei eineinhalb Millionen. Heuer ist es etwas billiger, der Etat liegt bei einer halben Million, weil wir, wie alle anderen auch, das letztjährige Motorrad, das zwischen 55 und 56 PS hat, haben.

Ja, definitiv, das ist der Traum! Auf einer Moto-GP-Maschine bin ich schon gesessen, aber noch nicht gefahren. Ein bisschen mehr Kraft für das Ding bräuchte man schon. Vom Fahren her, denke ich, käme ich zurecht. Wenn es heuer wieder gut läuft, ist es ganz klar mein Ziel, zunächst in die 250er aufzusteigen. Ab 2011 heißt diese Klasse dann Moto 2. Das wird dann ein Viertakt-Motorrad mit 600 ccm sein. Die Planung sieht so aus: ab 2011 Moto 2 zu fahren und dann Moto-GP, das hängt natürlich vom Erfolg ab.

Es läuft super. Es freut mich riesig, dass es mit Viessmann geklappt hat. Es ehrt mich, dass Viessmann mit mir den ersten Sportler unterstützt, der seinen Sport im Sommer ausübt. Es wäre auch ohne neuen Sponsor gegangen. Das Kiefer-Team hat das schon durchkalkuliert, aber es wäre sicher verdammt hart geworden, die Saison zu bestreiten.

Ja, schon. Das ist jetzt mein Beruf. Ich freue mich auf jedes Grand-Prix-Wochenende, man ist vor jedem Training nervös und vor jedem Rennen angespannt. Das ist normal.

Ganz ehrlich, mehr negativ als positiv. In den drei Tagen in Portugal waren wir nicht so erfolgreich, die Zeiten waren nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Das lag daran, dass ich die Sache etwas zu verkrampft angegangen bin. Es hat sich aber letztes Wochenende in Jerez herausgestellt, dass wir schon in Portugal den Riss hinten an der Schwinge hatten, der sich auf das Motorrad übertragen und es so Unruhe im Fahrwerk gegeben hat. Hinzu kam noch ein Problem am Lenkungsdämpfer. Das haben wir auch behoben und dann war das Motorrad wieder das alte. Dann bin ich zwei Runden gefahren, aber in der dritten hat’s mich auf die Schnauze gehauen.

Nach Portugal war ich schon ein wenig verunsichert. Ich dachte schon, dass ich das Motorradfahren verlernt habe. In Jerez ist es zum Schluss besser geworden, der Zeitabstand ist nicht mehr so groß. Ich bin dann trotz der verletzten Hand wieder unter die ersten zehn gefahren, da ist mir dann schon ein Stein vom Herzen gefallen.

Das ist nicht automatisch. Es ist Julian Simon von der 250er-Klasse heruntergekommen. Er ist momentan sehr stark, hat die Tests dominiert, war immer Schnellster. Simone Corsi hatte erhebliche Probleme. Die beiden Fahrer, Corsi und ich, die vorne erwartet werden, sind in den Tests eher weiter hinten gelandet. Mein Ziel ist es, unter die ersten drei zu kommen. Wenn man im letzten Jahr Vierter war, will man im Jahr darauf aufs Podest kommen.

Ja, ich kann Weltmeister werden, die Möglichkeit besteht. Doch dafür ist es jetzt noch zu früh, man muss mindestens drei, vier Rennen abwarten. Mein primäres Ziel ist es, Grand-Prix-Siege einzufahren, dann kommt das andere von alleine.

Simon, Corsi wird wieder ganz vorne dabei sein, Bradley Smith gehört auch dazu wie Sandro Cortese. Am Schluss werden fünf übrig bleiben, die um den Titel fahren, das ist alle Jahre so.

Man denkt logischerweise ans letzte Jahr zurück, denkt ans Podest und möchte wieder unter die ersten drei kommen. Es ist wieder ein Flutlichtrennen, das macht Spaß. Der Schatten ist ein wenig das Problem, doch daran gewöhnt man sich schnell.

Schwierig. Mir gefallen Brünn und Japan ganz gut, einfach die, wo ich letztes Jahr gewonnen habe. Wenn man Weltmeister werden will, muss man überall schnell sein.

Phillip Island in Australien ist etwas Spezielles, weil die Atmosphäre und das Drumherum wunderbar sind. Die Strecke ist direkt am Meer und die Leute sind unheimlich freundlich. Das Problem dort unten ist ein bisschen der Wind. Worauf ich mich auch freue, was ich anfangs nicht dachte, ist Indianapolis in Amerika. Dort sind die Leute super, die Anlage toll und die Strecke gefällt mir gut. Die Klassiker werden mein Heimrennen am Sachsenring sowie Brünn sein. So berühmte Kurven wie in der Formel 1 gibt es nicht, aber in Jerez ist schon eine dabei, das ist eine richtige Mutkurve. Dort zeichnet sich ab, ob man ein guter oder schlechter Fahrer ist.

Es ist ja schon eine Zeitlang her, dass wir einen Weltmeister hatten – 1993 mit Raudies. Es ist klar, wenn man gewinnt und vorne mitfährt, dass man mit diesen Leuten in Verbindung gebracht wird. Das ist keine Belastung, aber es ist halt die Geschichte des deutschen Motorradrennsports.

Das Kiefer-Team hat mir ein Motorrad zur Verfügung gestellt. Aber da ich erst 19 bin, bin ich bis November noch begrenzt auf 34 PS.

Einen Lexus, den mir Toyota, einer meiner Sponsoren, zur Verfügung stellt. Das Auto wird jedes Jahr wieder ausgetauscht.

Das kann man überhaupt nicht vergleichen. Straße und Rennstrecke – das ist ein Unterschied wie Tag und Nacht. Es geht auch nicht, dass ich mir auf der Straße irgendetwas leisten kann. Ich habe noch null Punkte in Flensburg und so soll es bleiben.

Er ist einfach die Bezugsperson Nummer eins! Er war beim ersten Test in Portugal dabei, in Jerez nicht mehr. In Katar werde ich bei den Tests zunächst auch alleine sein, er kommt mit der Mama zum Grand-Prix nach. Auf die großen Reisen geht er nicht mehr mit. Es tut aber gut, wenn er dabei ist. Er hält sich im Hintergrund, aber wenn’s brennt oder ich Fragen habe, kann ich mich natürlich jederzeit an ihn wenden. Sein Rat ist mir noch immer viel wert. Er hat das Geschäft lange genug mitgemacht und es ist nie schlecht, wenn man auf seine Erfahrung zurückgreifen kann.

Ich werde so schnell nichts anderes sagen, auch wenn ich eine hätte. Das Motorradfahren beansprucht mich zeitlich total. Jetzt fliegen wir nach Katar, nach der Rückkehr bin ich vielleicht drei, höchstens vier Tage wieder zu Hause, ehe es dann für eineinhalb Wochen nach Japan geht. Dann kommst Du wieder nach Hause und die Woche drauf ist schon das Rennen in Jerez. Weil wir heuer spät in die Saison starten, ist es im Sommer komprimiert, dass nicht mehr viel Zeit bleibt.

Der Jetlag ist weniger das Problem, da komme ich gut zurecht, aber Flieger und Flughafen sind zum Kotzen. Ich fliege auch nicht First Class, sondern Economy.

In Australien, das Land und die Menschen – dort ist es schon toll. Malaysia, jeden Tag aufstehen und 40 Grad, das ist für 14 Tage schon einmal schön, muss ich aber nicht haben. Japan wäre, vom Essen her, auch nicht mein Fall.

1800 US-Dollar. Die gehen an das Team, früher hat es einmal ein gutes Geld für einen Grand-Prix-Sieg gegeben. Das wurde geändert, das Team ist verpflichtet, mit dem Fahrer einen so genannten ,Erfolgsvertrag’ abzuschließen. Bei einem Sieg geht die Prämie vom Veranstalter ans Team, es bezahlt sie am Ende der Saison an mich aus.

Bei der 125er sollte man schon noch aufpassen, in der 250er ist es dann nicht mehr so entscheidend, ob ich dann, wie jetzt, 58 oder 61 Kilogramm wiege. Ich kann nicht jeden Tag zu McDonald gehen und drei Hamburger essen, man muss sich schon gesund ernähren – ich muss allein deshalb schon aufpassen, weil ich durch das Training im Winter auch an Muskelmasse zugelegt habe.

Wenn man sich über den Weg läuft, grüßt man sich, aber große Freundschaften gibt es nicht.

Mit Formel-1-Fahrer Sebastian Vettel bin ich gut befreundet. Ich habe ihm im vergangenen Jahr zu seinem Sieg in Monza gratuliert und er mir zu meinen beiden Siegen.


Von HWalther
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