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Aichacher Zeitung LogoVom Büro in den Stall - Während Höfe dicht machen, dreht Theresa Eberle den Spieß um | Aichacher Zeitung

Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 23.08.2022 16:34

Vom Büro in den Stall - Während Höfe dicht machen, dreht Theresa Eberle den Spieß um

Theresa Eberle   hält seit einiger Zeit Kühe auf der Weide hinter ihrem Haus. Bei Gerolsbach wollen sie und ihr Mann Lukas einen Bio-Betrieb aufbauen. Zur Landwirtschaft kam sie nur aus Interesse - und Freude an der Tierhaltung.	Foto: Bastian Brummer (Foto: Bastian Brummer)
Theresa Eberle hält seit einiger Zeit Kühe auf der Weide hinter ihrem Haus. Bei Gerolsbach wollen sie und ihr Mann Lukas einen Bio-Betrieb aufbauen. Zur Landwirtschaft kam sie nur aus Interesse - und Freude an der Tierhaltung. Foto: Bastian Brummer (Foto: Bastian Brummer)
Theresa Eberle hält seit einiger Zeit Kühe auf der Weide hinter ihrem Haus. Bei Gerolsbach wollen sie und ihr Mann Lukas einen Bio-Betrieb aufbauen. Zur Landwirtschaft kam sie nur aus Interesse - und Freude an der Tierhaltung. Foto: Bastian Brummer (Foto: Bastian Brummer)
Theresa Eberle hält seit einiger Zeit Kühe auf der Weide hinter ihrem Haus. Bei Gerolsbach wollen sie und ihr Mann Lukas einen Bio-Betrieb aufbauen. Zur Landwirtschaft kam sie nur aus Interesse - und Freude an der Tierhaltung. Foto: Bastian Brummer (Foto: Bastian Brummer)
Theresa Eberle hält seit einiger Zeit Kühe auf der Weide hinter ihrem Haus. Bei Gerolsbach wollen sie und ihr Mann Lukas einen Bio-Betrieb aufbauen. Zur Landwirtschaft kam sie nur aus Interesse - und Freude an der Tierhaltung. Foto: Bastian Brummer (Foto: Bastian Brummer)

Theresa Eberle, bis vergangene Woche war ihr Nachname Klaus, dreht den Spieß um. In Branst, zwischen Gerolsbach und Lichthausen, will die frisch 29-Jährige mit ihrem Mann Lukas einen Betrieb aufbauen. Bemerkenswert daran ist: Weder sie noch er hatten zuvor einen Bezug zur Landwirtschaft. Die aus Augsburg stammende Theresa Eberle hat Technologie- und Management-orientierte BWL studiert und als Wirtschaftsinformatikerin einen klassischen Bürojob ausgeübt. Während des Studiums lernte sie ihren jetzigen Mann kennen, mit dem sie in München wohnte. Seit 2016 leben die beiden in Landmannsdorf. Lukas Eberle kommt aus der Bau- und Immobilienwirtschaft. Er wird jetzt Metzger, sie Landwirtin. Und nach zwei Jahren Berufsschule in Neusäß ist Theresa Eberle sogar Jahrgangsbeste.

Wie es zur Idee kam, erzählt die junge Frau gelassen, so als wäre es völlig normal, einfach so einen Hof zu kaufen. „Wir haben ihn gesehen und dann war mein Vater davon überzeugt, dass es eine gute Idee wäre, ihn zu kaufen”, sagt sie und lacht. Ihr Vater ist kein Landwirt, sondern Bauunternehmer. Er unterstützt Tochter und Schwiegersohn bei ihrem ambitionierten Plan, den sie bereits konkret im Kopf haben. Aber „eins nach dem anderen”, sagen die beiden. Am Küchentisch sitzen sie, durchs Fenster sind Hühner zu sehen, die frei im Garten herumlaufen. „Wir haben eigentlich immer Tiere, seit wir hier wohnen”, sagt Theresa Eberle. Angefangen hätten die beiden nach ihrem Umzug von München mit drei Hühnern. Dann haben sie „alles mal durchprobiert”, wie Theresa sagt. Derzeit sind es die Vögel, Ziegen, Kühe und der vier Jahre alte Deutsch-Langhaar-Rüde Bartl. Eine kleine Farm haben sie also schon. Größer und professionell werden soll sie bald. Ein Biobetrieb ist ihr Ziel, mit Mutterkuhhaltung. „Auf so einem Betrieb habe ich auch gelernt”, sagt die junge Landwirtin, bei Martin Augustin in Friedberg. Geplant sind Fleischerzeugung, Schlachtung und Vermarktung am Hof. Daher tritt der 30-jährige Lukas Eberle auch die Metzgerlehre an.

Als passionierter Jäger erlegt und zerlegt er schon lange Tiere, das Fleisch verarbeitet er zu Wurst oder verkauft es im Ganzen - über die App Waldfleisch macht er auf sich und Theresa aufmerksam. Eine derartige Vermarktung, über eine Art Online-Hofladen also, ist ein weiterer Schritt im Plan des Paares. „Ich bin halt kein Landwirt, ich bin dann der Knecht”, sagt Lukas Eberle und lacht. Das ist der Job von Theresa oder „Resi”. So nennt sie nicht nur Mann Lukas, sondern die meisten Freunde und die Familie. Ob man bei dem Spitznamen nicht die geborene Bäuerin ist? Theresa Eberle zuckt mit den Schultern und grinst. Dazu bewegt, eine landwirtschaftliche Ausbildung durchlaufen und einen Betrieb aufbauen zu wollen, hätte sie vor allem ihr großes Interesse an der Tierhaltung, an Natur, Flora und Fauna im Allgemeinen. Auch sie ist Jägerin und hat seit einem Jahr einen Angelschein wie ihr Mann. Während des Gesprächs lenkt ein Beweis für die Freude am Angeln immer wieder die Blicke auf sich. Ein Hecht, einen Meter elf lang, kapital. Dass das bei weitem nicht alles ist, was Lukas oder die beiden an Land gezogen haben, wird deutlich, wenn sie von zahlreichen Reisen erzählen. Zumindest Lukas hat beinahe schon auf jedem Kontinent geangelt. „Resi ist da aber nicht so überzeugt”, meint er und schielt schmunzelnd in Richtung seiner Frau. „Ich fange Fische, um sie zu essen”, sagt sie ruhig. Großer Spaß mache ihr Angeltourismus nicht. Ebenso weit gereist wie ihr Mann ist sie trotzdem.

Dass Theresa Eberle allein auf einer 30-Quadratmeter-Insel im Archipel Los Roques vor Venezuela unter einem Sonnenschirm liest, während ihr - damals noch - Freund acht Stunden zum Fischen geht oder dass die beiden durch Caracas, die gefährlichste Stadt der Welt, spazieren, klingt schwer fassbar, wenn beide an einem Sommervormittag auf der Weide bei den Kühen stehen.

Große Weltreisen werde es wohl nicht mehr geben, sind die beiden überzeugt. „Aber mal in den Urlaub können wir trotzdem”, sagt Theresa Eberle und ergänzt: „Wir haben auch einige sehr gute Helfer, wenn viel zu tun ist.” Die kommen jetzt erst mal zum Einsatz. Das kürzlich vermählte Paar genießt zunächst die Flitterwochen. „Im Oktober beginnt die Meisterschule”, sagt die Landwirtin. Und dann gehe die Arbeit erst richtig los. Der Betrieb, den sie aufbauen, soll von den derzeit knapp 30 Hektar auf 50 anwachsen. Lukas Eberle: „Ich bin dann der Knecht”


Von Bastian Brummer
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