Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 25.05.2009 18:38

Nicht nur früh übt sich

<p> <x_bildunterschr> <b>Auf die Bewegung der Beine kommt es an: </b> Ein paar Mädels ziehen bereits wie Fische durchs Wasser.  <tab/>Foto: Kuchar </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Auf die Bewegung der Beine kommt es an: </b> Ein paar Mädels ziehen bereits wie Fische durchs Wasser. <tab/>Foto: Kuchar </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Auf die Bewegung der Beine kommt es an: </b> Ein paar Mädels ziehen bereits wie Fische durchs Wasser. <tab/>Foto: Kuchar </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Auf die Bewegung der Beine kommt es an: </b> Ein paar Mädels ziehen bereits wie Fische durchs Wasser. <tab/>Foto: Kuchar </x_bildunterschr> </p>
<p> <x_bildunterschr> <b>Auf die Bewegung der Beine kommt es an: </b> Ein paar Mädels ziehen bereits wie Fische durchs Wasser. <tab/>Foto: Kuchar </x_bildunterschr> </p>

Acht junge Frauen im Wasser, ein Hallenbad und pinkfarbene Schwimmnudeln: Zum vierten Mal steht Brustschwimmen für die Teilnehmerinnen zwischen 20 und 40 auf dem Programm. Sie kichern, arbeiten sich durchs 1,30 Meter tiefe Wasser, üben am Beckenrand. Dabei haben die Kursleiter Lutz und Leila, beide von der Schwimmschule Flipper und 27 Jahre alt, die Beine ihrer Schülerinnen genau im Blick. Denn eins ist laut Schwimmlehrer Lutz klar: Die Beine richtig zu bewegen, ist das Schwierigste beim Schwimmen lernen, die Worte „Anziehen, auseinander und zusammen“ können Leila und Lutz gar nicht oft genug sagen. Die Arme ergeben sich bei Erwachsenen meist von selbst.

Die Mädels stammen aus Armenien, Griechenland oder aus der Türkei. Drei Teilnehmerinnen verstehen kein Deutsch. Dolmetscherin Sara muss deshalb ins Armenische übersetzen. Ein bisschen Schwimmen konnten alle bereits – wie die 33-jährige Aysen. Als die Versuche ihrer Freundinnen scheiterten, ihr das Schwimmen beizubringen, dachte sie an professionelle Hilfe. „Als ich das Volkshochschulprogramm durchblätterte, bin ich auf den Kurs gestoßen“, erzählt sie. Drei ihrer Freundinnen hat die Arzthelferin ebenfalls für den Kurs „Schwimmen lernen für Frauen“ angemeldet.

Bevor sie mit 17 Jahren nach Deutschland kam, lebte die 33-Jährige in Xanti, einer Kleinstadt im Grenzgebiet zwischen Türkei und Griechenland. Obwohl Xanti am Meer liegt, hat Aysen nie schwimmen gelernt. „In der Schule wird es nicht angeboten“, sagt sie – ein Grund, den sie mit vielen ihrer Mitstreiterinnen teilt. Die Schule biete es nicht an oder es sei einfach nicht üblich, dass Mädchen schwimmen lernen.

Der Gedanke eines Schwimmkurses für Frauen stammt aus der Stadtteilarbeit der Volkshochschule. „Meist kommen die Ideen von den Dozenten der Deutsch-Integrationskurse. Sie sind die Vertrauenspersonen der Frauen“, sagt Brigitte Loibl-Eberhardt, bei der Volkshochschule Augsburg zuständig für Deutsch und Initiatorin der Lernwerkstatt.

Schon länger gebe es die Idee der Lernwerkstatt. Doch erst mit dem nötigen Kleingeld konnte die Volkshochschule das Konzept realisieren. Das Besondere: die „offene Methode“, die Betreuung in kleinen Gruppen, die einfache Sprache. „Viele trauen sich nicht in einen normalen PC- oder Englisch-Kurs, weil er sprachlich zu anspruchsvoll ist“, weiß Loibl-Eberhardt. Inspirieren ließ sie sich von der Alpha-Werkstatt des Nürnberger Bildungszentrums. Dort lernen Menschen lesen und schreiben – nicht nur Migranten, auch Deutsche, die sich beispielsweise schwer tun, den Sinn eines längeren Satzes zu verstehen.

Nicht nur „enge Schulbildung“ soll die Lernwerkstatt sein, findet Loibl-Eberhardt. Sie soll weitergehen, eben Kurse wie Fahrradfahren oder Schwimmen Lernen offerieren. Noch steht die Lernwerkstatt am Anfang. „Wir planen eine Grundausbildung“, sagt Loibl-Eberhardt. Besuche der Bibliothek schweben ihr vor, ein Englischkurs, die Chance, einen Abschluss nachzuholen. „Ob die Lernwerkstatt bestehen kann, hängt allerdings von den Spenden ab.“ Denn nur mit Finanzspritzen ist es möglich, die Kurse günstig an den Mann beziehungsweise an die Frau zu bringen.

Ein paar Schwimmkurs-Teilnehmerinnen ziehen schon wie Nixen ihre Bahnen. Ihr Geheimnis: „Man darf keine Angst vor dem Wasser haben.“ „80 Prozent der Mädchen können nach dem Kurs schwimmen, davon 60 Prozent im tiefen Wasser“, erzählt Lutz. In der letzten Stunde, das ist der fünfte Mittwochskurs, geht es dann ins Haunstetter Hallenbad, ins Schwimmerbecken.


Von NKuchar
north