Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 23.03.2010 15:14

Borstenvieh auf dem Vormarsch

<p> <x_bildunterschr>Die Übeltäter kommen nachts, wühlen den Boden auf, trampeln das Gras platt und fressen die Pflanzen. </x_bildunterschr> </p>
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Das Schwarzwild ist auf dem Vormarsch. Im Auwald des Lechs im Süden von Augsburg ist es heimisch geworden. Wie viele Wildschweine genau unterwegs sind, hat noch niemand gezählt. Ein Anhaltspunkt ist die Zahl der erlegten Tiere. Wurde 1991 in Stadt und Landkreis noch eine Sau geschossen, waren es 1997/98 bereits 170 Tiere und in der Jagdsaison 2008/09 schon 1549.

„Die Schweine vermehren sich explosionsartig“, sagt Hubert Kölnsperger, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Schwarzwild Süd, die 2005 von der BJV-Kreisgruppe Schwabmünchen ins Leben gerufen wurde. Den Wildschweinen im Umland von Augsburg geht es gut – zu gut. Deshalb vermehren sie sich und werden zur Plage. Sie graben Felder um und zerstören die Ernten.

Aber ebenso sind sie im Straßenverkehr eine Gefahr. 102 Unfälle zählte die Polizei im vergangenen Jahr für die Stadt, Landkreis Augsburg und Landkreis Aichach-Friedberg allein mit dem Wildschwein als Unfallverursacher.

Auch von einem anderen Phänomen berichtet Kölnsperger: Schon sieben- bis achtmonatige Frischlinge bekommen Junge. Schuld an der fröhlichen Fortpflanzung könnte der Klimawandel sein, vermutet er. Denn der einzige natürliche Feind der Tiere – Bären und Wölfe sind hier im Umkreis bekanntermaßen nicht vorhanden – ist ein strenger Winter, in dem viele Jungtiere erfrieren. Strenger Frost aber blieb in den vergangenen Wintern selten.

Wildschweine sind Allesfresser und wühlen Äcker, Wälder und Wiesen um, auf der Suche nach Maissaat, Wurzeln, Würmern, Engerlingen und Pilzen. Damit werden die Ausflüge zu einem großen Problem für die Landwirte. 66 000 Euro Schaden haben die Borstenviecher 2008/09 im Bereich der ARGE angerichtet. Haftbar sind die Jagdpächter und „manche Reviere sind wegen der zu erwartenden Schadensleistungen schon jetzt schwer zu vermitteln“, so Kölnsperger.

Visionär schrieb schon 1928 der Schriftsteller Joachim Ringelnatz in einem Gedicht: „Du altes Schwein im Trüffelbeet, weißt du auch stets, wie gut’s dir geht?“. Die milden Winter bescheren den gefräßigen Schwarzkitteln heute ein Leben wie im Schlaraffenland: Eicheln und Bucheckern im Überfluss, dazu kommt der vermehrte Anbau von Mais – eine Lieblingsspeise der Tiere. Da die wilden Schweine ihre Zahl in einem Jahr verdreifachen können, muss der Bestand im Zaum gehalten werden.

„Den Zuwachs müssen wir zur Strecke bringen“, fordert Kurt Geislinger, Vorsitzender der BJV-Kreisgruppe Schwabmünchen. Das ist gar nicht so einfach. „Die Tiere sind sehr schlau, nachtaktiv und nur schwer zu jagen“, so Geislinger. Die Schwarzkittel verdrücken sich, sobald sie die Witterung vom Menschen aufnehmen. Allerdings kann auch ein Jäger mit guter Nase das Borstenvieh riechen. „Steht der Wind gut, riecht es nach Maggi.“

Doch das nützt den Jägern auf ihren Hochsitzen wenig. Deshalb kommen die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft zweimal im Jahr zusammen, um Jäger und Landwirte über Bestand und Maßnahmen zu informieren und revierübergreifende Jagden zu organisieren.

Im Augsburger Stadtwald schnüffeln noch keine Schwarzkittel. Sollten die Tiere jedoch vom Süden her einwandern, sieht auch Umweltreferent Rainer Schaal, selbst Jäger, nur die Möglichkeit der Jagd, „aber mit Respekt – kein Vernichtungsfeldzug“.


Von ALiebmann
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