Eigentlich sind die Spielregeln für die Theatersanierung eindeutig festgelegt. 186,3 Millionen Euro darf sie kosten, nicht mehr. 113,5 Millionen Euro sind dabei für die Instandsetzung des Großen Hauses vorgesehen. Hier läuft aktuell alles nach Plan, auch kostenmäßig. Anders bei Bauteil II, also dem Neubau einer kleinen Spielstätte, Verwaltungsgebäuden, Proberäumen und Werkstätten hinter dem Großen Haus. 72,8 Millionen Euro sind dafür vorgesehen. Doch die reichen nicht, um die Architekten-Pläne zu verwirklichen. Im vergangenen Jahr schockte die Stadtregierung den Stadtrat zunächst mit einer neuen Kostenprognose von 92,3 Millionen Euro, die dann auf 125 Millionen Euro korrigiert werden musste. Am Mittwoch nun blieben davon noch 115,6 Millionen Euro - „trotz aller Einsparungen”, wie die Stadtspitze betont. Die alte Stadtregierung von CSU, Grüne und SPD habe auf Zeit gespielt, kritisiert AiB. „Vor den Stadtratswahlen sollte eine auf seriösen Zahlen basierende Kalkulation vermieden werden.” Schon Ende 2019 hatte sie ein Moratorium für den Bauteil II, gefordert - freilich vergebens. Nun aber ist AiB im neuen Stadtrat zumindest mit Bruno Marcon vertreten und kann sich anders Gehör verschaffen. Denn mit ihrer Kritik an der Kostenexplosion sind sie nicht allein. Auch die SPD will die Mehrkosten nicht einfach so hinnehmen. Im Wahlkampf hatte die SPD-Fraktion aufgrund der befürchteten Kostenexplosion bereits Anfang des Jahres den Alternativvorschlag eingebracht, die dauerhafte Bespielung des Staatstheaters auf dem Gaswerkareal durchzuführen. „Für die Ertüchtigung des Gaswerks wurden bisher weit über 100 Millionen Euro investiert”, erinnert die SPD in einer Pressemitteilung. Die Spielstätte im Gaswerk komme bei den Besuchern des Staatstheaters sehr gut an und die Kosten für die Ertüchtigung des Ofenhauses müssten zur Sanierung des Staatstheaters herangezogen werden. Das Gaswerk will auch AiB in alternative Planungen einbeziehen und Verwaltung und Werkstätten auf das Gelände verlegen. „Dort existiert auch schon eine Spielstätte, die nicht mehr gebaut werden muss”. Wohl wissend, dass CSU und Grüne momentan nicht die Absicht haben, von den bereits gefassten Plänen der Theatersanierung abzurücken - so steht es auch im Koalitionsvertrag -, bringt AiB einen Bürgerentscheid ins Spiel: „Die Entscheidung mit solcher Tragweite über Generationen hinweg darf nicht nur in den Händen der Stadträte bleiben. Sie muss allen Bürgern zur Entscheidung vorgelegt werden. Deshalb tritt Augsburg in Bürgerhand für einen Bürgerentscheid in dieser Frage ein.” Das Scheitern der bisherigen Kostenplanung beinhalte auch eine Chance für ein „Theater der Zukunft”. Das „Ästhetische Theater” der Vergangenheit müsse ergänzt werden durch ein Theater der Zukunft, das mitten aus dem Leben stammt, so AiB. Ob aber wirklich ein Bürgerentscheid zustande kommt, ist ungewiss. Schon 2016 hatte eine Initiative die Theatersanierung in ihrer jetzigen Planung zu verhindern versucht. Damals scheiterte das Bürgerbegehren knapp an der erforderlichen Anzahl an Unterstützer-Unterschriften. Ob AiB nun selbst Unterschriften sammeln will, ist noch offen. „Die Katze ist aus dem Sack”