Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 16.01.2011 16:35

Wenn der Papa daneben sitzt

<p> <x_bildunterschr> <b>Isabella (17) und Papa Rainer Kruck </b> – die beiden haben nun schon 600 Kilometer „begleitetes Fahren“ hinter sich. Trotz leicht unterschiedlicher Auffassungen ein Erfolgsmodell.  <tab/>Foto: Speck </x_bildunterschr> </p>
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Fünf Jahre sollte in Bayern die Testphase des Projektes dauern – fünf Jahre, in denen man die Statistik ganz genau im Auge behalten wollte. Die Probezeit ist nun vorbei, das „Begleitete Fahren mit 17“ offiziell im Paragraphen 48a der deutschen Fahrerlaubnisverordnung (FeV) und 6e des Straßenverkehrsgesetzes verankert. Kein Wunder, haben die Versuche doch ergeben, dass in der Gruppe der 18 bis 24-jährigen Fahranfänger jene mit Abstand die wenigsten Unfälle verursachen und die wenigsten Bußgeldbescheide erhalten, die als 17-Jährige mit einer Begleitperson auf dem Beifahrersitz unterwegs waren. Auch im Wittelsbacher Land seien diese jungen Leute „absolut unauffällig“ betont Helmut Beck, Verkehrssicherheitsbeauftragter der Aichacher Polizei. Rund 20 Prozent beträgt die Differenz zu den „normalen“ Fahranfängern bei den Unfällen im Freistaat Bayern, bei fast 60 Prozent liegt sie bei den Bußgeldern.

Auf diesen Effekt hofft auch Rainer Kruck. Der 42-jährige Aichacher Angestellte und Vater einer 17-jährigen Tochter war mit Isabella schon rund 600 Kilometer unterwegs. Er hält das Modell für absolut sinnvoll, denn „die Erfahrungen sind für die jungen Leute von ungeheurem Wert“. Er werde seiner Tochter nach diesem Jahr sein Auto „viel lieber“ geben, denn „sie fährt total korrekt und ich hab’ ihr noch nie ins Lenkrad greifen oder die Handbremse betätigen müssen.“

Interessant ist allerdings auch, wie unterschiedlich Vater und Tochter die gemeinsamen Fahrten bewerten. Während Papa Rainer auf die Frage, wie man denn im Auto miteinander ausgekommen sei, im Brustton der Überzeugung ein „absolut super, das war total cool, ich hätte es mir viel anstrengender vorgestellt“ äußert, entringt sich seiner Tochter ein leicht gequälter Seufzer. „Manchmal ist das schon echt schrecklich“, sagt sie ehrlich – „vor allem wenn er viel reinredet.“ Zwar findet Rainer Kruck, dass er „kaum mal etwas“ sage, aber dies sieht Isabella doch ein wenig anders: „Na ja, er hat ja meistens recht, aber manchmal will ich halt ein bisschen schwungvoller fahren und da geht er mir dann schon ganz schön auf den Zeiger.“

Böse meint sie das allerdings nicht, verbucht es eher unter dem normalen Eltern-Kind-Geplänkel, denn sie fühle sich mit ihrem Vater „deutlich sicherer, weil da immer jemand ist, der notfalls eingreifen kann.“ Ob sie sich ansonsten selbst überschätzen würde? Isabella glaubt das nicht, doch Vater Rainer erinnert sich an eine Autobahfahrt bei Regen in Richtung München: „Da war sie schon sehr flott unterwegs und das musste ich ihr dann auch klar machen.“

Einig sind sich beide in der Bewertung des Experiments: Sie würden es jederzeit empfehlen – nicht nur aus den besagten Sicherheitsgründen. „Meine Versicherung beispielsweise gibt Fahranfängern beim ersten eigenen Auto einen deutlichen Rabatt, wenn sie über mindestens 1000 Kilometer das begleitete Fahren gemacht haben“, berichtet Rainer Kruck und tatsächlich ergibt eine Internet-Recherche, dass fast alle deutschen KFZ-Versicherer solche Angebote im Programm haben. Der Grund? Siehe die Statistik.

In Isabellas Fall bedeutet dies, dass sie im Juli – dann feiert sie ihren 18. Geburtstag – möglicherweise ein eigenes Auto bekommen wird, denn mit der deutlich günstigeren Versicherung und dem besseren Sicherheitsempfinden ihres Vaters sprechen weniger Gründe gegen eine solche Anschaffung als zuvor. Und weil die 17-Jährige derzeit eine Ausbildung zur Krankenschwester in Augsburg macht, wäre ein Auto durchaus eine Erleichterung – vor allem, wenn dann Papa nicht mehr ständig daneben sitzt.

Isabella und Rainer Kruck sind keine Ausnahme im Wittelsbacher Land. Wie Wolfgang Brandner, Gruppenleiter der Führerscheinstelle im Landratsamt, berichtet, machten aktuell etwa 56 Prozent der Jugendlichen den Führerschein mit 17. Viele beginnen demnach schon als 16-Jährige mit den Fahrstunden, könnten dann drei Monate vor ihrem 17. Geburtstag die theoretische und einen Monat vor dem Stichtag die praktische Prüfung ablegen. Genau zum Geburtstag werde der Führerschein ausgehändigt und dann folge jenes Jahr, in dem stets eine Begleitperson mit im Auto sitzen müsse.

Wie Brandner erläutert, gebe es allerdings auch für den Begleiter strenge Regeln. Er oder sie muss mindestens 30 Jahre alt sein, darf nicht mehr als drei Punkte in der Verkehrssünderkartei aufweisen und niemals mehr als 0,5 Promille im Blut haben. „Manche machen sogar Punkteabbauseminare, um ihren Kindern helfen zu können“, erzählt Brandner, und das sei ja auch schon wieder ein enormer pädagogischer Effekt.

Karl Buschek, Sprecher der Fahrlehrer im Landkreis, sieht den Führerschein mit 17 mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Zwar sei das dem Geschäft nicht unbedingt zuträglich, denn einige verzichteten wegen der vorgezogenen Erlaubnis, ein Auto lenken zu dürfen, auf den „kleinen“ Motorradführerschein für Leichtkrafträder, der mit 16 absolviert wird, doch dafür seien die etwas jüngeren Fahranfänger „ganz besonders motiviert und lernbereit.“ Letztlich müsse man sagen: „Weniger Unfälle, weniger Bußgeldbescheide – das ist einfach positiv.“


Von PLauer
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