Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 11.10.2010 15:12

Lehrstelle verzweifelt gesucht

<p>  <h2>  <p>Auf die Qualität </p>  <p>kommt es an </p>  </h2>  </p>
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Während Kabitschke Hinweise gibt, wie sich die Bewerbungsunterlagen verbessern lassen, bringt Heßler vor, ob er nicht vorerst in der Firma weiterarbeiten und die Ausbildung im kommenden Jahr abschließen könne. Es ist zwar ein Aushilfsjob, aber der ist dennoch lukrativer als die Ausbildungsvergütung. Kabitschke hat einige Mühe, ihm klarzumachen, dass es jetzt wichtiger sei, die Ausbildung abzuschließen: „Nächstes Jahr sind Sie vielleicht für den Arbeitgeber unentbehrlich, und irgendwann ist es zu spät, die Lehre fertig zu machen“, warnt er. Dabei war es der Arbeitgeber selbst, der Heßler zum Ausbildungs- und Vermittlungsservice der IHK geschickt hat. Sein Lager ist nicht mit den nötigen Computern und Geräten ausgestattet, um eine komplette Logistik-Lehre anbieten zu können.

Heßler hatte zuvor in Eigeninitiative ein paar Bewerbungen geschrieben, die alle umgehend zurückgeschickt wurden.

Kabitschke geht mit ihm die Mappe eingehend durch: „Ihre Bewerbung ist gut gemacht, aber wirkt nicht. Vermeiden Sie, dass der Personaler in Ihren Unterlagen etwas suchen muss.“ Auf den ersten Blick müsse klar sein, dass Heßler für die Firma interessant ist. Personalchefs hätten nicht die Zeit, jede Bewerbung genau zu studieren, und entschieden aus dem Bauch heraus. „Wenn in Ihrer Bewerbung etwas nicht in Ordnung ist, gibt es kein Vorstellungsgespräch, und wenn Sie ein noch so netter Kerl sind“, fügt er hinzu. Nun kann sich Heßler erneut bewerben; der Berater steht ihm auch weiter zur Seite.

Kabitschke war zwar nie selbst Personalverantwortlicher, aber er hat, bevor er zur IHK kam, einige Jahre für einen privaten Personalvermittler gearbeitet, der auf Problemkunden spezialisiert war. Er hatte ziemlich harte Fälle – Sozialhilfeempfänger, die an geregelte Arbeit überhaupt nicht gewöhnt waren – und kennt das Geschäft daher.

Heßler ist mit dem Beratungsgespräch zufrieden: „Es war sehr hilfreich. In der Schule hatten wir zwar Bewerbungstraining, aber da bekommt man nur die ersten Schritte beigebracht. Danach war ich bei der Arbeitsagentur, und dort wurde mir alles durchgestrichen, was ich an der Schule gelernt hatte.“ Trotzdem hat er rund 50 Bewerbungen geschrieben – und keine Lehrstelle gefunden. Ein Freund wies ihn schließlich auf seinen aktuellen Arbeitgeber hin.

Ein 17-Jähriger aus der Gemeinde Dasing hat, bevor er endlich eine Lehrstelle gefunden hat, zwei Jahre lang rund 200 Bewerbungen geschrieben und nie ein Vorstellungsgespräch erreicht. Deshalb möchte er lieber anonym bleiben. Er hat einen Hauptschulabschluss mit Quali und einem Notendurchschnitt von 2,7. Nach seinem Eindruck werden aber in dem von ihm angestrebten Beruf als Bürokaufmann grundsätzlich nur Realschüler genommen. Das sei ihm einmal bei einer telefonischen Nachfrage so gesagt worden. Viele Bewerbungen seien ihm umgehend zurückgesandt worden. Bei einem Praktikum habe er selbst solche Standardabsagen für Hauptschüler schreiben müssen.

Seine ältere Schwester habe ihm geholfen, seine Bewerbungen modern und ansprechend zu gestalten, sagt er. Bei der Ausbildungsberatung bei der IHK habe man sich engagiert um ihn gekümmert, ein Berater sei immer erreichbar gewesen, und er habe sich auch aktiv bei der Besetzung der Stelle eingeschaltet, die er schließlich bekommen habe. Der Arbeitgeber erhalte nun über eine Einstiegsqualifizierung ein Jahr lang einen Zuschuss zum Lehrlingsgehalt vom Staat. Als entscheidend sieht er jedoch die Hilfe seiner Familie an. Während der vergeblichen Lehrstellensuche sei er nach einer Weile mutlos geworden und habe gedacht, Zeit und Geld, die er in die Bewerbungen investiere, könne er sinnvoller nutzen. Seine Eltern und auch seine Freundin hätten ihn immer wieder motiviert weiterzumachen. Seine Mutter habe ihm den Tipp gegeben, sich an die IHK zu wenden. Die vor kurzem begonnene Lehre gefalle ihm sehr gut. Der Betrieb sei familiär und die Arbeit sehr abwechslungsreich und interessant.

Kabitschke hat an diesem Vormittag noch einen weiteren Termin. Birgit Kaiser aus Prittriching bei Mering ist ein Beispiel dafür, wie unterschiedlich die Hindernisse auf dem Weg in den Beruf sein können. Die 23-Jährige hat die Fachoberschule in Augsburg erfolgreich abgeschlossen. Kurz nach dem Abi erfuhr sie, dass sie schwanger war. Eine schon sicher geglaubte Lehre zerschlug sich wegen wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Firma. Danach gab es nur noch Absagen, obwohl die junge Frau nicht alleinerziehend ist. Den Firmen erschloss sich aber wohl nicht deutlich genug, glaubt Kabitschke, dass die Versorgung des Kindes geregelt ist. Zurzeit frischt Birgit Kaiser bei der Gesellschaft für Bildung, Integration und Beruf (BIB) ihre Computerkenntnisse auf.

Der September und die erste Oktoberhälfte seien eine schwierige Zeit, weil die Stellen nun vergeben seien und es noch wenige Wechsler gebe, die eine Nachvermittlung nötig machten. Aber nach Ansicht des Beraters müsste sie aufgrund ihrer Qualifikationen längst eine Lehrstelle haben.

Seit 2007 nimmt die IHK Schwaben am Programm „Passgenaue Vermittlung Auszubildender an ausbildungswillige Unternehmen“ von Bund und EU teil. Nach Auskunft der Projektverantwortlichen, Josefine Steiger, konnte bereits 540 Lehrstellensuchenden geholfen werden. Sie und ihre Mitarbeiter treffen im Zuge ihrer Beratung eine Vorauswahl für Unternehmen, die Lehrlinge suchen. Aber ihre Arbeit lohnt sich auch für die Bewerber: „Wir sind Türöffner, manches vermeintliche Handicap kann bei einem Telefonat ausgeräumt werden“, sagt sie. Oft liegt es allein an den Bewerbungsunterlagen, aus der Bewerbung wird nicht deutlich, warum der Bewerber in genau diese Firma eintreten will. Die Schulabgänger wüssten zu wenig über den angestrebten Beruf oder über Ausbildungsalternativen. Steiger glaubt, dass der beginnende Lehrlingsmangel Bewerbern die Suche zwar einfacher machen wird, aber es gebe auch Firmen, die ihre Ansprüche nicht herunterschrauben und dann lieber weniger oder gar nicht ausbilden.


Von IKoreck
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