Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann, der den Preis entgegennahm, sah es auch als Auszeichnung für die vielen Beteiligten an dieser „unendlichen Geschichte” an, Kirchenpflegerin Rosalinde Hanne war von der Nachricht „positiv überrascht”, blickte aber gleichzeitig schon voraus und freute sich darauf, wenn der Kirchenbetrieb in Oberwittelsbach wieder aufgenommen werden könne. Ausgezeichnet darf sich aber Dagmar Feiler fühlen, die beim Staatlichen Bauamt Augsburg für die Kirche zuständig ist, und damit auch für das Management der technisch extrem schwierigen Hebung des Gewölbes. Die führt die Jury in ihrer Begründung für die Preisvergabe explizit an. „Um die ursprüngliche Bausubstanz soweit wie möglich zu erhalten, wurde das in dieser Form in Deutschland einzigartige Verfahren der punktuellen stufenweisen Rückverformung entwickelt”, heißt es dort. Die Durchführung dieses Verfahrens, das Millimeter um Millimeter durchgeführte Anheben des um bis zu 20 Zentimeter abgesunkenen und verformten Gewölbes, war der Höhepunkt der jahrelangen Arbeiten - und eine Folge des Tiefpunkts. Bereits 2005 hatte man erhebliche Schäden an der ab 1250 entstandenen und später dreimal umgebauten gotischen Kirche auf dem Platz der ehemaligen, 1208 geschleiften Burg festgestellt. Eine Sanierung war unumgänglich. Es dauerte aber bis 2014, bis alle Beteiligten unter einen Hut gebracht waren und die Finanzierung gesichert war . Habermann hat noch dicke Aktenbündel zu dem ganzen Ablauf. 2014 und 2015 wurden dann unter anderem die Fundamente stabilisiert, Arbeiten an Mauerwerk, Dach und Fassade standen an. 2016, dem ursprünglich für den Abschluss der Arbeiten angepeilten Zeitpunkt, war aber klar, dass es zu erheblichen Verzögerungen und Kostensteigerungen kommen würde. Am Gewölbe waren schwere Schäden, die erwähnten Verformungen und Absenkungen, festgestellt worden. Das Gebäude wurde mit einem Gerüst notgesichert, die Jahre 2017 und 2018 vergingen, wie sich Dagmar Felber erinnert, mit der Suche nach einer Lösung des Problems - und einer Firma, die dann das „Pilotprojekt am Rande des technisch Machbaren”, wie es genannt wurde, ausführen konnte. Damit war aber auch klar, dass Burgkirche und Burgplatz, die ohne Übertreibung zu den historisch bedeutsamsten Orten Bayerns gehören, nicht im Zentrum der Bayerischen Landesausstellung 2020 stehen würden; aus „Die frühen Wittelsbacher” wurde deshalb „Wittelsbacher Gründerstädte”, die Aichacher Altstadt wurde zum Ausstellungsobjekt. Die thüringische Spezialfirma Bennert führte schließlich die Arbeiten durch. Dazu wurde unter anderem eine Holzkonstruktion der Krümmung des Gewölbes angepasst, man baute Zuganker und Stempel ein und formte dann alles schonend. Der permanent überwachte und vermessene Vorgang dauerte vom Frühjahr bis zum November 2019. „Durch die perfekte Koordination der unterschiedlichen Fachdisziplinen und ein umfangreiches Überwachungskonzept ermöglichte diese behutsame Vorgehensweise den größtmöglichen Erhalt des Originalzustands”, schreibt dazu die Preisjury. Dann folgte eine lange Ruhephase, in der kontrolliert werden musste, ob sich das Gewölbe weiter bewegt oder stabilisiert ist. Erst dann konnte verkündet werden: „Das Gewölbe ist gerettet.” Nunmehr läuft die Innensanierung, die Raumschale soll bis zum Frühjahr kommenden Jahres fertig sein, dann folgt die Ausstattung, also zum Beispiel Skulpturen und Altar. Dagmar Feiler geht davon aus, dass bis Ende 2022 alles fertig ist. Durch die Hebung des Gewölbes haben sich die ursprünglich kalkulierten Kosten von drei auf 4,3 Millionen Euro erhöht. Sie werden von Staat und Diözese getragen, wobei auch die Kirchenstiftung und die Stadt Aichach ihren Teil tragen. Aichachs Bürgermeister bezeichnet die Burgkirche als „besondere Kirche” an einem besonderem Platz, der jüngst zur Landesausstellung dezent neu gestaltet wurde. Nicht nur er freut sich, wenn Kirche und Platz wieder vollständig erlebbar sein werden und es auch wieder Sternwallfahrten geben wird. Und er setzt darauf, dass viele Besucher der Landesausstellung, die auch Oberwittelsbach besucht haben, in zwei oder drei Jahren wiederkommen und einen Blick auf die dann frisch sanierte - und ausgezeichnete - Kirche werfen werden. Gewölbe wurde schonend Millimeter um Millimeter angehoben