Seit 2010 grasen die inzwischen über 200 Tiere gemütlich, viele Spaziergänger haben die zotteligen Rinder lieben gelernt. Auch überregionale Medien berichteten bereits über das Projekt, das die Autobahnplus GmbH mit Sitz in Dasing und die Firma Benugo aus Oberhaching bisher erfolgreich durchgeführt haben. Doch offenbar trügt der Schein. Benugo hat den Vertrag mit der Dasinger Firma gekündigt. Bis Jahresende werden die Tiere verschwunden sein. Offiziell heißt es seitens Autobahnplus, dass die Benugo zuletzt mehr Geld gefordert hätte. Die Betreibergesellschaft wollte es nicht bezahlen und hat das Projekt neu ausgeschrieben - mit großer Resonanz. „Die Firma ist nicht auf uns zugekommen, um vernünftig über die Sache zu reden”, erklärte Hermann Wenzel, Geschäftsführer der Autobahnplus, im Gespräch mit unserer Zeitung. Ausgeschrieben werden nun einzelne Losen, um als Tierhalter schneller reagieren zu können. „Wenn heute in Derching ein Rind ausbüxt und man selbst irgendwo bei Dachau oder Fürstenfeldbruck unterwegs ist, braucht man lange, um das Rind wieder einzufangen”, meinte Wenzel. Das hätten die Verantwortlichen in der Vergangenheit gelernt. Dennoch sei die Betreiberfirma immer sehr zufrieden mit der Beweidung gewesen. Dass es in der Angelegenheit um mehr als Geld geht, wird im Gespräch mit dem ursprünglichen Pionier in der Haltung von Hochlandrindern klar. Joe Engelhard hält die Tiere seit 30 Jahren und spricht daher von einer gewissen Expertise in dem Bereich. Seine Rinder gingen vor einigen Jahren an die Benugo über, er pflegte sie seither weiter und begeisterte viele mit seiner Arbeit. In der jüngeren Vergangenheit mehrten sich aber Beschwerden von Anwohnern und selbst ernannten Tierfreunden. Auch unsere Redaktion erreichten bereits mehrere Anrufe von Lesern, deren Namen allerdings nicht genannt werden sollen. Die Dachauer Nachrichten berichteten kürzlich gar von einer ganzen „Gruppe” an Bürgern aus Odelzhausen, die den ihrer Ansicht nach schlechten Zustand der Tiere monierten. Sie hätten kein Wasser und kaum mehr Gras zu fressen. Dass das nicht zutrifft, haben Recherchen unserer Zeitung vor Ort letzte Woche ergeben. Die beiden Veterinärämter aus Aichach und Dachau bestätigen, dass die Tiere nicht verwahrlost sind. Zwar lägen die Kontrollen bereits ein paar Monate zurück, im Fall der Aichacher Beamten hätten jene laut Pressesprecher Wolfgang Müller allerdings vor „nicht zu langer Zeit” stattgefunden. Der Sprecher des Dachauer Landratsamts Wolfgang Reichelt wies im Gespräch mit unserer Zeitung darauf hin, dass Bürger Sichtungen vermeintlich tier-unfreundlicher Zustände „möglichst zeitnah und präzise” mitteilen sollten, damit das Amt der Sache schneller auf den Grund gehen könne. Trotzdem gäbe es auch aus Sicht der Dachauer Kontrolleure keinen Hinweis auf ein Unrecht. Ein unabhängiger Kontrolleur, den die Firmen Benugo und die Autobahnplus hinzugezogen haben, kommt zum selben Ergebnis. Hermann Wenzel von Autobahnplus schließt sich dieser Auffassung an. Seit klar ist, dass der Vertrag ausläuft, sei zwar mehr Arbeit zu erledigen, die in manchen Fällen eine Pflege wie in den Vorjahren mit mehr Mühe verknüpfe. Dass es den Tieren aber schlecht gehe, wollte auch er nicht unterschreiben. Von Rufmord spricht hingegen Joe Engelhard und will wegen Verleumdung klagen. Wer derartige Gerüchte in die Welt gesetzt haben könnte, solle die Staatsanwaltschaft klären, stellte der Tierhalter merklich angesäuert klar. „Ich habe mit Hochlandrindern angefangen, als sie noch ein Ufo waren”, meinte Engelhard. Und dass ein Tier einmal nicht aussehe wie aus dem Bilderbuch könne wie auf jedem landwirtschaftlichen Betrieb vorkommen. Sein Appell an die Leute, die seine Tiere als verwahrlost bezeichnen, ist simpel: „Erst fragen, wenn man etwas nicht weiß.” Mehr wollte Engelhard in der Angelegenheit nicht sagen. Er habe zu tun. „Wir sind jetzt damit beschäftigt, die Tiere zu reduzieren”, erklärte er und ergänzte, aufgrund einer großen Solidarität unter Züchterkollegen, er müsse kein Rind vor der Zeit schlachten. Außerdem machte er klar: „Wir bleiben in der Region und werden andere Weideprojekte umsetzen. Darauf müssen wir uns vorbereiten.” Die Beweidung an der A 8 bezeichnete er zuletzt als „Superprojekt”, das allerdings unter den derzeitigen Bedingungen nicht fortsetzbar sei. Engelhard: „Ich habe mit Hochlandrindern angefangen, als sie noch ein Ufo waren”