In seinen Karikaturen hat er sie alle „verarztet“. Die Despoten des globalen Wahnsinns, die Ministerpräsidenten, die (Möchtegern-)Kanzler und Polit-Schaumschläger. Er bat die Promis der Nation zum satirischen Rapport, verschonte aber auch Lieschen Müller und Otto Normalverbraucher nicht. Horst Haitzinger brachte die Dinge 50 (!) Jahre lang Tag für Tag auf den Punkt, verpackte aktuelle Tagespolitik in ironische Gleichnisse. Seinem Pinselstrich wurde mitunter „ätzende Schärfe“ zugeschrieben. Treffsicher wie kaum ein anderer brachte er die Protagonisten seiner bildlichen Theaterstücke auf Papier. Der Österreicher mit dem bayerischen Herz machte die Mächtigen zu Schmächtigen – schmerzhaft für die Betroffenen, wohltuend befreiend für all die anderen, die Unausgesprochenes endlich „ausgemalt“ in der Zeitung sahen. Da wurde ein Franz Josef Strauß zur unter Volldampf stehenden Lokomotive, ein Helmut Kohl zum müden Elefanten, der wie weiland Lucky Luke als „poor lonesome cowboy“ dem Sonnenuntergang entgegenritt. Mit 80 zog Deutschlands wohl bekanntester Karikaturist 2019 einen Schlussstrich. Weil es an der Zeit war, wie er findet. Und weil ihm zu dem „ganzen globalen Irrsinn“ nichts mehr einfiel. Seit nunmehr drei Jahren sitzt der Träger des Bundesverdienstkreuzes und der Bayerischen Verfassungsmedaille lieber an der Staffelei in Öd im Grenzgebiet der beiden Landkreise Aichach-Friedberg und Neuburg-Schrobenhausen und erweckt Phantasiewelten zum Leben.