Am Samstag, 7., und Sonntag, 8. Oktober, haben Musikliebhaber in der Region die Gelegenheit, eines der großen Werke der Kirchenmusik zu hören: die Marienvesper von Claudio Monteverdi. Das Werk kann man mit dem früheren Aichacher und jetzige Pfaffenhofener Kirchenmusiker Alois Kammerl und dem Chor Capella Camerlengo sowie Solisten und Musikern des Concerto Arno in Kühbach und Paffenhofen/Ilm erleben.
Die Marienvesper stammt aus der Zeit des Tridentinischen Konzils (1545 und 1563), das die Antwort auf die Reformation von Seiten des Papsttums war. Positiv bewertet war es der Versuch, wieder alle Menschen unter einem Glauben zu vereinen. Sinnbild dafür war der Barock: Die schraffe Linie wird abgelöst durch die Rundung, in der alle ihren Platz haben sollten. Diese neue umfassende Gemeinschaft sollte gefeiert werden mit Pomp und Gloria, ein Setting, in das Claudia Monteverdi in Cremona 1567 hineingeboren wurde.
Monteverdi hat seine „Vespro della Beata Vergine“ 1610 wohl als Bewerbungsmusik an Papst Paul V. verstanden, um eventuell in päpstliche Dienste treten zu können. So bot er sein ganzes musikalisches Können auf, das die ganze Breite seiner musikalischen Formensprache, insbesondere die seiner weltlichen Madrigale und Opern, aber auch die in seiner Tanz- und Ballettmusik erprobten Formen einbringt. So entstand ein fast monumental zu nennendes Werk im Übergang von der Renaissance zum Barock: Mächtig und monophon, mit einem bis zu zehnstimmigen Chor mit Solisten und Orchester, ziseliert und polyphon wie ein barockes stuckreiches Deckengemälde, höfisch affektreich und tänzerisch mit variierenden Rhythmen, mit Madrigalen und Opernversatzstücken wie für einen Ball einer Fürstengemeinschaft, leise und konzentriert im Einklang mit dem gregorianischen Choral.
Der Aufbau entspricht einer traditionellen Katholischen Vesper, also dem Abendgebet der Kleriker und Ordensleute. An die traditionelle, im Choral gehaltene Eröffnung, schließen sich fünf Psalmen an, dann ein Hymnus, der mit dem abschließenden Magnificat in einen nicht endend wollenden Lobgesang mündet. Genau dürften die Fürsten und Adeligen der damaligen Zeit nicht auf den Text des Magnificats geachtet haben, denn sie werden mit biblischen Texten niedergemacht, wenn Gott ankündigt, er stürze die Mächtigen vom Throne und erhöhe die Niedrigen. Ein Text, der modern und revolutionär ist – und anspruchsvoll wie die glanzvolle Musik Claudio Monteverdis.
Der Herausforderung dieses Werks stellt sich Kammerl zusammen mit den Aichacher und Pfaffenhofener Sängerinnen und Sängern des Chors Capella Camerlengo. Solisten sind Theresa Steinbach und Verena Maria Schmid (beide Sopran), Manuel Ried und Eric Price (beide Tenor), Ansgar Theis (Bariton) und Raphael Sigling (Bass). Dazu hat Kammerl, der die Konzerte über lange Zeit vorbereitet hat, Mitglieder des Johann-Rosenmüller-Ensembles gewonnen, die auf historischen, frühbarocken Instrumenten spielen.
Termine: Samstag, 7. Oktober, 19 Uhr, St. Magnus in Kühbach, Sonntag, 8. Oktober, 15.30 Uhr Johannes Baptist in Pfaffenhofen/Ilm. Kartenreservierung unter Telefon 08251/870578.