Aus Moria und anderen europäischen Flüchtlingslagern stammen auch jene Textilien, aus denen jetzt augenfällige Kunst wird: Die Blumenthaler Gemeinschaft stellt im Schlosshof 144 Leuchten auf, die aus dem Stoff von Schwimmwesten geretteter Flüchtlinge gefertigt sind. Die 40 Zentimeter hohen Laternen thronen auf vier Meter hohen Holzpfählen. Im Inneren verbaute LED-Lampen lassen sie nachts schimmern - wie eine Rettungsboje im Meer.Die Idee zu dieser Installation hatte Markus Heinsdorff. Der 66-jährige Künstler, Architekt und Fotograf ist international bekannt. Als Gast auf einer Hochzeit lernte er Blumenthal kennen, er war angetan von der dort herrschenden Atmosphäre und Philosophie des Gemeinsamen. Als man ihn anfragte, ein Kunstobjekt mit Schwimmwesten zu realisieren, sagte er gerne zu. Heinsdorff wirkt, wie alle Objektbeteiligten, ehrenamtlich. Denn sämtliche Arbeiten für die Installation erledigen die Bewohner von Schloss Blumenthal und einige befreundete Handwerker. Rund 50 Personen, sagt Geschäftsführerin Annika Mayer, zerlegten die Schwimmwesten, nähten Lampenschirme, schnitten und schliffen das Holz achteckig, steckten Elektroleitungen oder verzwirbelten mit einem Zangerl 1,5 Millimeter dicken Weidezaun. Denn die filigranen Holzständer werden mit je vier Drähten windsicher am Boden verankert. Das Leuchtenfeld ist die bisher größte Kunstaktion Blumenthals. Ursprünglich war sie noch imposanter geplant. 225 Leuchten hätten auf einem 35 mal 35 Meter großen Feld zwischen Blumenthal und Klingen stehen sollen, mitten im Ecknachtal, gut sichtbar von der Straße aus. Das verboten Polizei und Landratsamt; zu groß sei die Ablenkung für Autofahrer, hieß es. Deshalb ist das Lichtspektakel nun im Innenhof des Schlossguts aufgebaut, Anfang März soll der Strom fließen. Das Leuchtenfeld soll schließlich Geld für humanitäre Hilfen bringen. Wenn es nach drei Monaten wieder abgebaut wird, kann man die einzelnen Leuchten zu einem Preis um die 100 Euro kaufen.