Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter nannte als Grund für die Entscheidung, dass Grundschüler keine „Infektionstreiber” seien. Der Unterallgäuer Landrat Alex Eder folgte dem Münchener Beispiel und kippte die Maskenpflicht für Grundschüler im Unterricht. Er berief sich auf das Robert-Koch-Institut, das Kinder und Jugendliche nicht als „Treiber der Pandemie” einstuft. Thomas Eichinger, Landrat des Landkreises Landsberg, sagte, die Grundschulen im Landkreis hätten nahezu keine Relevanz im Infektionsgeschehen gehabt. Auch die Grundschüler im Landkreis Ebersberg müssen keine Maske mehr im Unterricht tragen. Landrat Robert Niedergesäß habe sehr viele kritische Rückmeldungen bekommen und sich deshalb der Entscheidung des Münchener Oberbürgermeisters angeschlossen. In allen vier Kreisen liegt der Inzidenzwert bei über 50. Warum die Expertenrunde für den Landkreis Aichach-Friedberg keine rechtliche Grundlage sah und durch welche sich andererseits die oben genannten Landräte zu einer Aufhebung der Maskenpflicht im Unterricht gestützt sahen, konnte Wolfgang Müller nicht beantworten: „Das muss man die fragen.” Gleichzeitig betonte der Landratsamtssprecher, man habe nach bestem Wissen und Gewissen entschieden. Die Besprechung im Landratsamt zog sich aufgrund der langen Diskussion über mehrere Stunden hin, auch deshalb, weil der Sitzungssaal alle eineinhalb Stunden für 15 Minuten gelüftet werden muss. In dieser Zeit verlassen alle Gesprächsteilnehmer den Raum. Bereits am Vormittag vermeldete das Landratsamt auf seiner Homepage, dass die Aufhebung der Maskenpflicht für Grundschüler erwogen werde: Man prüfe, ob ein solcher Schritt - wie in München - hier ebenfalls „möglich und auch angemessen” wäre. Daraufhin baten viele Eltern auf der Facebookseite von Landrat Dr. Klaus Metzger um eine Aussetzung der Maskenpflicht und beschrieben, dass ihre Kinder aufgrund der Masken unter Kopfschmerzen und Schwindel litten. Vor allem das Tragen während des Sportunterrichts wurde kritisiert, während Erwachsene im Fitnessstudio an den Geräten ihren Mund-Nasen-Schutz absetzen dürften. Marco Bichlmaier, Leiter der Grundschule in Inchenhofen, beschreibt seine Schüler als „tapfer”, da sie sich brav an die Vorgaben hielten. Dennoch bekommt er von den Kindern die Rückmeldung, dass die Masken „unangenehm” seien. „Sie wären lieber maskenfrei.” Ähnliches berichtet Martina Ritzel von der Grundschule in Griesbeckerzell. „Die Kinder halten sich dran, aber es ist für alle anstrengend”, sagt die Schulleiterin. Sie hoffte, dass der Landkreis den Münchener Weg gehen würde. „Ich finde eine Maskenpflicht für Kinder nicht gut”, sagt der Friedberger Kinderarzt Dr. Patrick Kreisberger, der bislang in seiner Praxis keinen einzigen Corona-Patienten hatte. Testungen hätte er vereinzelt durchgeführt. Das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes über einen längeren Zeitraum sei eine Belastung für Kinder, da sie weniger Atemvolumen als ein Erwachsener haben und fortwährend die ausgeatmete Luft einatmen. Wie bereits früher berichtet, ist Aichachs Gesundheitsamtsleiter Dr. Friedrich Pürner ein Gegner der Maskenpflicht in Schulen und Kitas. Er findet, die Community-Masken, wie sie von der Mehrheit der Schüler getragen werden, seien nutzlos. Es gebe keinen hinreichenden Nachweis für deren Schutzwirkung, zudem würden sie häufig falsch genutzt. Sehr viel hilfreicher sei es, sich regelmäßig die Hände zu waschen, zu Schulkameraden, die niesen oder husten, Abstand zu halten, und zu Hause zu bleiben, wenn sich schwerere Erkältungssymptome zeigen. Im Landkreis Dachau entschied man sich bereits am Sonntag dafür, an der Maskenpflicht festzuhalten. Das gab Landrat Stefan Löwl (CSU) am Dienstagabend auf Facebook bekannt. Am Samstagvormittag hat es noch die Überlegung gegeben, die Maskenpflicht an Grundschulen auszusetzen. „Nachdem aber die Fallzahlen am Samstag so stark gestiegen sind, genau am Samstag die erste innerschulische Infektion bestätigt wurde und auch im näheren Umfeld ein massiver Anstieg der Infektionen zu verzeichnen ist, haben wir uns am Sonntag dagegen entschieden”, schreibt Löwl. Primäres Ziel des Landkreises sei es, den Präsenzunterricht an den Schulen sicherzustellen. Wie angekündigt, werde aber am Freitag geprüft, welche Maßnahmen in der kommenden Woche notwendig sind. Dabei soll es laut Löwl nicht nur um Zahlen wie den Inzidenzwert gehen, sondern vor allem um Infektionsgeschehen und die Ansteckungsketten.