Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 26.08.2015 12:00

Nachwuchsarbeit gefährdet

„Die Bestimmungen   geben nichts anderes her”: Bezirksjugendleiter Christoph Striedelmeyer.	Foto: LJ (Foto: LJ)
„Die Bestimmungen geben nichts anderes her”: Bezirksjugendleiter Christoph Striedelmeyer. Foto: LJ (Foto: LJ)
„Die Bestimmungen geben nichts anderes her”: Bezirksjugendleiter Christoph Striedelmeyer. Foto: LJ (Foto: LJ)
„Die Bestimmungen geben nichts anderes her”: Bezirksjugendleiter Christoph Striedelmeyer. Foto: LJ (Foto: LJ)
„Die Bestimmungen geben nichts anderes her”: Bezirksjugendleiter Christoph Striedelmeyer. Foto: LJ (Foto: LJ)

Mit viel Brimborium haben BCA (mit dem damaligen Präsidenten Volker Weingartner), SV Obergriesbach und SC Griesbeckerzell 2011 im Aichacher Kino die Gründung der JFG Wittelsbacher Land gefeiert. Vier Jahre später ist „Wila” schon wieder Geschichte. Der BCA ist, wie vor Längerem angekündigt, ausgestiegen, SVO und SCG machen als Spielgemeinschaft weiter.

„Die JFG war nicht das, was wir uns vorgestellt hatten”, sagt Franz Ziegler, der Stellvertretende Vorsitzende des BCA. Ziel sei es gewesen, in jedem Bereich zwei Mannschaften zu rekrutieren, damit alle spielen könnten. Später sollte mit Jochen Niemann als Koordinator auch noch das Leistungsprinzip forciert werden. Die Versuche jedoch schlugen fehl.

Da 70 Prozent der JFG-Mitglieder aus dem Ballspiel-Club kommen, entschlossen sich die Aichacher, auch die älteren Alterklassen (A bis D) wieder in Eigenregie zu verwalten. Ein Grund dafür sei auch die neue Situation im Verein gewesen, betont Franz Ziegler. Nach dem Rückzug des ehedem großzügigen Mäzens Weingartner ist der Traditionsklub (wird 2017 100 Jahre alt) wieder darauf angewiesen, verstärkt auf den eigenen Nachwuchs zu setzen.

Dieses Konzept habe mit der Rückstufung der Mannschaften in die Gruppen einen „herben Rückschlag” erlitten, sagt Ziegler. In grauer Vorzeit war der BCA beim Nachwuchs der Vorzeigeklub der Region. Er wurde dafür mit dem Sepp-Herberger-Preis ausgezeichnet, A- und B-Jugend spielten schon mal in der Bayernliga, damals die höchste Junioren-Spielklasse. Und jetzt also soll er ganz unten wieder anfangen.

Ziegler sieht die Nachwuchsarbeit bei den Blauen-Weißen gefährdet. Er fürchtet, dass manch talentierte Buben zu anderen, höherklassigen Vereinen wechseln. Bei der U 19 sind es allein acht Mannschaften, die über der Gruppe kicken: Aindling in der Landesliga, Dasing und Hollenbach/Petersdorf in der Kreisliga, Inchenhofen/Oberbernbach, Mauerbach, Ecknach und Kühbach in der Kreisklasse.

„Da gibt der BFV immer vor, die Jugend fördern zu wollen, und dann stellt er sich bei unserem Anliegen quer”, klagt Ziegler. Der BCA wollte mit seiner U 19 in der Kreisliga bleiben, der jene schon als JFG angehörte (wie auch die JFG Ehekirchen-Pöttmes), berief sich dabei unter anderem auf den TSV Rain und den TSV Rohrbach, denen dies zugestanden wurde. „Es geht auch ums Prinzip”, stellt der ehemalige JFG-Vorsitzende Ziegler klar.

Der Verband indes hielt sich an seine Statuten; Die besagen, dass eine Mannschaft nach dem Ausscheiden aus einer JFG in die Gruppe zurückgestuft wird. „Die Bestimmungen geben nichts anderes her, ob sie sinnvoll sind, ist eine andere Sache”, meint Christoph Striedelmeyer. Der Meringer war als Bezirksjugendleiter mit dem BCA-Anliegen in der ersten Instanz, dem Bezirksjugendausschuss, befasst.

Inzwischen sind die Aichacher auch vom Verbandsjugendausschuss und vom BFV-Präsidium abschlägig beschieden worden. Bleibt als vierte und letzte Instanz das Verbandssportgericht. Bei Ziegler schwindet die Hoffnung auf einen Erfolg, auch, weil die Zeit knapp wird. Die Punktspiele der Kreisliga beginnen in eineinhalb Wochen.

Sollte er auch vor dem Verbandssportgericht scheitern, will der von einem Anwalt beratene BCA vor ein ordentliches Gericht ziehen. Vor dem ist der TSV Pöttmes bereits angekommen. In den nächsten Tagen wird am Landgericht München eine Entscheidung fallen, sagt Johann Schuster. Der Chef von Gut Sedlbrunn ist erfahren in Rechtsstreitigkeiten. Gegen den Reitverband ist er schon erfolgreich vor den Kadi gezogen.

Schuster, der seit fünf Jahren das Pöttmeser Jugendteam trainiet, in dem sein Sohn mitspielt (zurzeit die U 13), will sich die Selbstherrlichkeit des Verbands nicht gefallen lassen. „Es blattert an jeder Ecke”, sagt er in Anspielung auf den zwielichtigen Fifa-Präsidenten, „alles ist mir zu intransparent.” Schuster ist zuversichtlich. Die Sportgerichtsbarkeit sei „überholt”, behauptet er und nennt als Beispiel den Fall der Eisschnellläuferin Claudia Pechstein. Entscheidungen, wie sie im Amateursport getroffen würden, hätten für einen Verein mit seinen ehrenamtlichen Mitarbeitern weitreichende Konsequenzen.

Nicht zuletzt Schuster hatte sich für die Pöttmeser Loslösung aus der 2010 mit dem FC Ehekirchen formierten JFG (drei Monate später kam der SV Klingsmoos dazu) eingesetzt. „Die Identifikation für den TSV ging durch die JFG verloren, deshalb halten wir es für eine gute Idee, wenn die Jugendlichen zu ihrem Stammverein wieder eine festere Bindung haben”, findet Werner Oexler, ehedem TSV-Fußballchef und jetzt Beisitzer in der Abteilungsleitung. Ehekirchen und Klingsmoos firmierten weiter als JFG, nur brächten sie nach dem Pöttmeser Weggang keine A- und B-Jugend mehr zusammen.

Eigentlich habe der Verband mit Rain und Rohrbach Präzedenzfälle geschaffen, sagt Johann Schuster. Bei den Lechstädtern begründete der BFV sein Plazet - abgesegnet von höchster Stelle - mit der sportlichen Situation (die erste Mannschaft kickte in der Regionalliga), bei Rohrbach war ein unversehens abgesprungener Partnerverein der Grund.

Als der TSV Pöttmes den BFV um eine Stellungnahme zum Fall TSV Rain bat, gab es laut Schuster keine Resonanz. Vor dem Landgericht, sinniert der streitbare Gutsbesitzer, werde es nun darauf ankommen, ob die Rückstufung in die Gruppe eine „Kann- oder eine Muss-Bestimmung” ist. Gegenüber dem TSV Pöttmes hatte der Verband von einem „Muss” gesprochen, bei den Turn- und Sportvereinen aus Rain und Rohrbach stand das „Kann” obenan.


Von Heribert Oberhauser
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