Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 15.03.2022 18:37

Laden die Schützen bald bleifrei?

Eine geöffnete Schrotpatrone,   die herkömmlich gefüllt ist - mit kleinen Kugeln, die aus Blei geformt sind. 	Foto: Josef Bartenschlager (Foto: Josef Bartenschlager)
Eine geöffnete Schrotpatrone, die herkömmlich gefüllt ist - mit kleinen Kugeln, die aus Blei geformt sind. Foto: Josef Bartenschlager (Foto: Josef Bartenschlager)
Eine geöffnete Schrotpatrone, die herkömmlich gefüllt ist - mit kleinen Kugeln, die aus Blei geformt sind. Foto: Josef Bartenschlager (Foto: Josef Bartenschlager)
Eine geöffnete Schrotpatrone, die herkömmlich gefüllt ist - mit kleinen Kugeln, die aus Blei geformt sind. Foto: Josef Bartenschlager (Foto: Josef Bartenschlager)
Eine geöffnete Schrotpatrone, die herkömmlich gefüllt ist - mit kleinen Kugeln, die aus Blei geformt sind. Foto: Josef Bartenschlager (Foto: Josef Bartenschlager)

Ganz neu ist die Thematik nicht, denn unbestritten bedeutet eine übermäßige Bleibelastung negative Auswirkungen auf den menschlichen Organismus. Vor allem sind Kinder und Jugendliche gefährdet, bei schwangeren Frauen steigt das Risiko einer Frühgeburt und Schäden am Embryo. Überdies wird die Bildung von roten Blutkörperchen gestört.

Doch ist das Sportschießen überhaupt für eine gefährliche Konzentration dieses Metalls verantwortlich? Blei ist das Material der Wahl, wenn es um den Schießsport geht. Die Diabolo-Kugeln für Luftgewehre und -pistolen sind in der Regel aus Blei gefertigt. Das hat seine Gründe. Das Material ist sehr weich, daher leicht verarbeitbar und findet gut Halt in den Zügen des Laufs. Blei verformt sich auch sehr leicht, was am Kugelfang den Vorteil bietet, dass die Diabolos nicht abprallen und womöglich als Querschläger durch die Schießstände sausen. Auch beim Wurfscheibenschießen wird in der Regel Bleimunition verwendet, denn durch die hohe kinetische Energie zerplatzen die Tonscheiben sehr leicht. Allerdings, so wird argumentiert, bildet sich bei der Reibung im Lauf Bleistaub und auch beim Aufprall sondern sich Partikel ab. Beim Wurfscheibenschießen bleibt der Bleischrot erst einmal im Boden.

Alternativen werden getestet, sind für den Schießsport aber oft weniger gut geeignet: Zinn ist teurer und leichter, was die Flugbahn verändert und die Reichweite verkürzt, Kunststoff ist ebenfalls leicht, was die Mündungsenergie vermindert, Hartkern-Kunststoffgeschosse sind eher für die Freizeit geeignet, nicht für den Wettbewerb. Beim Wurfscheibenschießen gibt es allerdings mit Stahlschrot gefüllte Patronen, die ihre Funktion durchaus erfüllen.

Insgesamt sind die Schützen auf den Barrikaden, was in einer aktuellen Pressemitteilung des Bayerischen Sportschützenbundes (BSSB) deutlich wird: „Ein solch undifferenziertes Totalverbot der bewährten Sportmunition gefährdet den gesamten Bereich des Schießsports. Der Spitzensportstandort Europa wäre beim Sportschießen international nicht mehr wettbewerbsfähig”, heißt es darin. Neben dem Leistungssport wäre auch der Breitensport hart betroffen, denn der immense - auch finanzielle - Aufwand für einen flächendeckenden Umstieg auf bleifreie Sportmunition und für den hierzu landauf landab notwendigen Umbau der Schießstände sei für die überwiegende Anzahl der Schützenvereine vor Ort nicht schulterbar, ist in der Pressemitteilung zu lesen.

Der BSSB malt schwarz: „Es steht zu befürchten, dass dies das Ende vieler Schützenvereine wäre.” Landesschützenmeister Christian Kühn weist darauf hin, dass in den „allermeisten Disziplinen eine nahezu vollständige Rückgewinnung und Rückführung des Bleis in den Wertstoffkreislauf möglich” sei und dass es an bezahlbaren alternativen Lösungen mangele. Einen Mehrwert für Gesundheits- und Umweltschutz sieht Kühn durch das Bleiverbot deshalb nicht.

Alois Helfer, Schützenmeister des Gaus Pöttmes-Neuburg, sieht die Sache eher gelassener. Man könne das Blei ganz gut im Kugelfang sammeln, so dass es keinen Schaden anrichten könne. Dieses Argument werde stechen, gab Helfer zu verstehen.

Im Aichacher Schützengau sind sich die Verantwortlichen der Tragweite eines potenziellen Blei-Verbots bewusst: „Das wäre sehr schlecht für die Sportschützen in der Region”, sagt Gerhard Lunglmeir, erster Schützenmeister im Gau. Allein dort beträfe das rund 8700 Schützen in mehr als 70 Vereinen, betont Lunglmeir. Gausportleiter Manfred Ruf sieht das ähnlich: „Wenn das durchgeht, werden sich viele überlegen, ob sie das Hobby weitermachen.” Da gehe es dann um die Existenz des Sports in der Region, sind sich die beiden Gau-Vertreter einig mit ihrem bayerischen Dachverband.

Ums Überleben gehe es für Gottfried Schmid erst, wenn die Politik das Schießen mit Kugeln komplett verbieten würde. Schmid ist Sportlicher Leiter bei den Tagbergschützen Gundelsdorf und betreibt in der Gemeinde ein Fachgeschäft für Schießsport. Ein generelles Verbot könne sich Schmid aktuell „nicht vorstellen”, die Alternative einer bleifreien Munition sei für ihn realistischer, erklärt der Gundelsdorfer Schützenfunktionär. Wie diese aber genau aussehen soll, steht aktuell noch in den Sternen. Neue, bleifreie Kugeln wären für sein Geschäft akzeptabel - noch weitreichendere Verbote aber womöglich das Ende. mit vr Dann geht es um die Existenz dieses Sports


Von AZ-Praktikant-Red AZ-Praktikant-Red
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