Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 11.12.2022 16:34

Zum Erwachsenwerden aufs Land - Roman eines Schrobenhauseners

Autor Alex Langenmaier   ist selbst in eher ländlicher Umgebung aufgewachsen und dann in die Großstadt gezogen, schließlich aber wieder im Dorf sesshaft geworden. Mittlerweile hat es den 36-Jährigen mit Frau und Kindern wieder nach Schrobenhausen verschlagen.
Autor Alex Langenmaier ist selbst in eher ländlicher Umgebung aufgewachsen und dann in die Großstadt gezogen, schließlich aber wieder im Dorf sesshaft geworden. Mittlerweile hat es den 36-Jährigen mit Frau und Kindern wieder nach Schrobenhausen verschlagen.
Autor Alex Langenmaier ist selbst in eher ländlicher Umgebung aufgewachsen und dann in die Großstadt gezogen, schließlich aber wieder im Dorf sesshaft geworden. Mittlerweile hat es den 36-Jährigen mit Frau und Kindern wieder nach Schrobenhausen verschlagen.
Autor Alex Langenmaier ist selbst in eher ländlicher Umgebung aufgewachsen und dann in die Großstadt gezogen, schließlich aber wieder im Dorf sesshaft geworden. Mittlerweile hat es den 36-Jährigen mit Frau und Kindern wieder nach Schrobenhausen verschlagen.
Autor Alex Langenmaier ist selbst in eher ländlicher Umgebung aufgewachsen und dann in die Großstadt gezogen, schließlich aber wieder im Dorf sesshaft geworden. Mittlerweile hat es den 36-Jährigen mit Frau und Kindern wieder nach Schrobenhausen verschlagen.

Wie der Autor wächst die Romanfigur Tom „auf dem Land” auf und zieht für das Studium in die Großstadt. Er jobbt in Kneipen, genießt die Nachtszene und findet schließlich einen soliden Job. „Auch wenn ich natürlich die realen Erlebnisse nicht eins zu eins wiedergegeben habe, sondern verzerrt und satirisch überspitzt der Romanhandlung angepasst habe. Aber die groben Lebensstationen sind dieselben - Kindheit und Jugend in der Kleinstadt, dann zum Studieren nach München, etliche wilde Jahre in der Studentenstadt Freimann, dann einige Zeit in einem kleinen Verlag, anschließend (und immer noch) Marketing bei einem Münchner Fintech-Unternehmen”, erklärt Alex Langenmaier. Aufgewachsen ist er in Schrobenhausen. Auch in seinem Fall sei es die Idee seiner Frau gewesen, nach dem Studium wieder aufs Land zu ziehen. Von München ging es damals nach Oberschneitbach. „Der Kulturschock, von der Großstadt weg von einem Tag auf den anderen mitten im Nirgendwo zu wohnen, hat dann die Idee zum ,Heldenschlussverkauf' hervorgebracht”, berichtet er.

Er selbst habe die Vorzüge des Landlebens sehr schnell schätzen gelernt: „Die Weite, die Unkompliziertheit des Zusammenlebens, weil einfach so viel Raum da ist, dass man sich nicht ständig gegenseitig auf die Füße tritt. Aber auch die Ruhe inmitten der Natur. Und natürlich die Leute, die ich als viel aufgeschlossener und offener erlebt habe, als erwartet”, sagt der 42-Jährige. Die Themen, die den Protagonisten Tom in dem Buch beschäftigen, wurden damals für den Schreiber ebenfalls zu zentralen Lebensfragen: „Ich glaube, für jeden von uns kommt irgendwann der Moment, in dem man sich entscheiden muss, was man eigentlich will im Leben und wer man denn eigentlich wirklich sein will in einer Welt der scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten”, fasst Langenmeier diese zusammen. Im Buch gehe es daher „ein gutes Stück weit eigentlich ums Erwachsenwerden an sich”.

Eine weitere Gemeinsamkeit: Auch Tom hat sich fast zwei Jahrzehnte lang vorgenommen, sich seiner großen Leidenschaft, dem Schreiben, zu widmen, bis er es tatsächlich macht. Warum es bei Alex Langenmaier so lange gedauert hat? „Ich glaube, ich musste erst die nötige Ruhe finden im Leben”, sagt er rückblickend. Den Großteil des Manuskripts hat er während der ersten Elternzeit geschrieben, erzählt der mittlerweile zweifache Vater. Dann kam die Pandemie. „So einschränkend und isolierend die Gesamtsituation auch war, fürs Schreiben waren Corona und der erste Lockdown äußerst förderlich... Keine Ablenkungen, viel zusätzliche Zeit.”

Authentisch wird der Roman auch durch die vielen Orte, an denen sich Leser wiederfinden können, die schon mal in München waren, etwa in einer der beschriebenen Kneipen und Bars oder in einer der Bräustuben. Aber auch das Wittelsbacher Land und seine Umgebung kommen in dem Werk zu Ehren, darunter die Hochlandrinder an der A 8, die mittlerweile durch Rinder unterschiedlicher Rassen abgelöst wurden.

Einige Orte hat Alex Langenmaier auch umbenannt: Oberschneitbach wurde im Roman zu „Oberkreuzbach”, aus Schrobenhausen - wo der Autor mittlerweile mit seiner Familie lebt - wurde „Schrammelhausen”. Das sei mehr eine unbewusste Entscheidung gewesen, weil es ihm „eher um das Erzählen einer allgemeingültigen Geschichte als um konkretes Lokalkolorit” ging, macht er deutlich. Der Roman „Heldenschlussverkauf” besteht neben dem Prolog aus drei Teilen. Das Deckblatt der einzelnen Abschnitte ziert ein Zitat. Diese Teile sind wiederum in einzelne Kapitel untergliedert, jedes davon ist mit einer Ortsangabe, teilweise auch im weiteren oder übertragenen Sinne, und einem Song betitelt. Die Musik spielt in der Gliederung des Buchs eine große Rolle - wie auch im Leben des Autors Alex Langenmaier. Er spielt seit über 20 Jahren Bass in diversen Bands.

Das Spiel mit der Sprache, was Kapitelnamen und Einstiegszitate angeht und viel Raum für Interpretation lässt, mündet in eine eher direkte Wortwahl bei der Geschichte. Der Schreiber scheute sich nicht, Begriffe wie „Arsch”, „scheiße” oder „verdammt” niederzutippen. Und wenn der Typ im Büro Tom „auf den Sack geht”, kann sich auch jeder ein Bild von der Begegnung machen. Ein bewusstes Element von Langenmaier: „Ich fand das in den entsprechenden Szenen realistischer, als sowas wie ',ch du meine Güte' et cetera zu schreiben”, meint er.

Der Schreibstil des Autors macht es dem Leser leicht, in die Gedankenwelt der Romanfigur einzutauchen und sich in unterschiedlichen Situationen selbst wiederzuerkennen, sei es in den ausschweifenden Partynächten, in den kleinen und größeren Tücken zwischenmenschlicher Beziehungen, wenn Familie, Schwiegereltern oder neugierige Nachbarn zur Geduldsprobe werden oder wenn das Leben Entscheidungen verlangt, die zu überfordern scheinen. Dieses Identifikationspotenzial lässt einen als Leser das Buch in wenigen Zügen durchlesen - gespannt auf Toms weiteren Weg und gleichzeitig als literarischer Ratgeber für den eigenen.

Der Autor spricht sicherlich vielen Leserinnen und Lesern aus der Seele und regt in vielerlei Hinsicht zum Nachdenken an. Denn jede und jeder steht oder stand irgendwann an dem Punkt, an dem sich die Möglichkeit bietet, die „Diskrepanz zwischen dem, was er ist, und dem, was er gerne wäre,” zu verringern. Und so mancher merkt dann: „Es wäre einfacher gewesen, wenn man gewusst hätte, was man wollte im Leben, und nicht immer nur, was man nicht wollte.”

¦ Alex Langenmaier: Heldenschlussverkauf”, Volk Verlag, 312 Seiten, ISBN: 978-3-86222-441-8 Wer will man wirklich sein in einer Welt der scheinbar grenzenlosen Möglichkeiten?


Von Nayra Weber
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