Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 25.10.2017 12:00

Spardruck bei Sparkasse trifft auch das Personal

Bei der Vorstellung   der Jahresbilanz für 2016 heuer im April zeigten sich Vorstandsvorsitzende Birgit Cischek, ihr Stellvertreter Rainer Wörz (Mitte) und Vorstandsmitglied Michael Appel noch zufrieden. Inzwischen haben sie der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen einen strikten Sparkurs verordnet.	Foto: Carina Lautenbacher (Foto: Carina Lautenbacher)
Bei der Vorstellung der Jahresbilanz für 2016 heuer im April zeigten sich Vorstandsvorsitzende Birgit Cischek, ihr Stellvertreter Rainer Wörz (Mitte) und Vorstandsmitglied Michael Appel noch zufrieden. Inzwischen haben sie der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen einen strikten Sparkurs verordnet. Foto: Carina Lautenbacher (Foto: Carina Lautenbacher)
Bei der Vorstellung der Jahresbilanz für 2016 heuer im April zeigten sich Vorstandsvorsitzende Birgit Cischek, ihr Stellvertreter Rainer Wörz (Mitte) und Vorstandsmitglied Michael Appel noch zufrieden. Inzwischen haben sie der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen einen strikten Sparkurs verordnet. Foto: Carina Lautenbacher (Foto: Carina Lautenbacher)
Bei der Vorstellung der Jahresbilanz für 2016 heuer im April zeigten sich Vorstandsvorsitzende Birgit Cischek, ihr Stellvertreter Rainer Wörz (Mitte) und Vorstandsmitglied Michael Appel noch zufrieden. Inzwischen haben sie der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen einen strikten Sparkurs verordnet. Foto: Carina Lautenbacher (Foto: Carina Lautenbacher)
Bei der Vorstellung der Jahresbilanz für 2016 heuer im April zeigten sich Vorstandsvorsitzende Birgit Cischek, ihr Stellvertreter Rainer Wörz (Mitte) und Vorstandsmitglied Michael Appel noch zufrieden. Inzwischen haben sie der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen einen strikten Sparkurs verordnet. Foto: Carina Lautenbacher (Foto: Carina Lautenbacher)

Als die beiden Sparkassen Aichach und Schrobenhausen im Februar 2013 fusionierten, sah man sich für die nächsten 15 bis 20 Jahre gut gerüstet. Der Zusammenschluss wurde als Antwort auf die künftigen Herausforderungen des Marktes gesehen, Mitarbeiterabbau war damals kein Thema. „Bisher gab es auch keine einzige betriebsbedingte Kündigung”, unterstreicht Stellvertretender Vorstandsvorsitzender Rainer Wörz. Dass nach der Fusion Abteilungen zusammengelegt und Synergieeffekte genutzt wurden, steht derweil außer Frage. Mit knapp 400 sogenannten „Köpfen”, also auch Teilzeitbeschäftigten, wurde die Hochzeit vollzogen, Ende 2016 zählte man noch 298 „Köpfe”. Die Reduzierung sei komplett über genannte „natürliche Fluktuation” erfolgt, so dazu Wörz.

Dass man überhaupt über zusätzlichen Personalabbau sprechen muss, liegt aus seiner Sicht an der europäischen Zinspolitik. „Wir sind getrieben vom Niedrig- und Null-Zins-Umfeld, das sich auch bei uns in die Bilanzen frisst”, betont Wörz. In der Konsequenz hat man die Kostenseite im eigenen Haus durchleuchten lassen. „Muster-Modellorganisation” lautet die Formel, über die Experten des Sparkassenverbandes die unterschiedlichsten Arbeitsprozesse bewertet und nun mit den tatsächlichen Abläufen in der Sparkasse Aichach-Schrobenhausen verglichen haben. Im Ergebnis ist ganz offensichtlich von einem brachliegenden Effizienz-Potenzial die Rede, über dessen Nutzung man 25 Prozent an Personal einsparen könnte. Rein rechnerisch sind bei der Sparkasse momentan 205 Vollzeitkräfte beschäftigt, von „Mitarbeiterkapazität” spricht da der Fachmann. Im Feuer stehen damit also rund 50 Vollzeitkräfte. Rein rechnerisch wohlgemerkt, auf Köpfe umgelegt könnten es sogar mehr sein. Was das bedeutet? Ganz einfach: Weniger Beschäftigte müssen die gleichzeitig sicher nicht weniger werdende Arbeit bewältigen. Dass der Beratungsbedarf der Kunden im immer komplexer werdenden Geldgeschäft geringer wird, ist zumindest nicht zu erwarten.

Noch sei nichts im Detail entschieden, wie Rainer Wörz nachdrücklich betont. In den nächsten Monaten soll auf Betriebsleiter- und Führungsebene erörtert werden, welche der genannten Muster-Modellprozesse man tatsächlich auf die eigene Bank übertragen möchte beziehungsweise kann und welche Auswirkungen das hätte. Theorie und Praxis von Bankgeschäften hängen letztlich auch von regionalen Besonderheiten ab. Offen sei darüber hinaus die Zeitschiene. „Wir sehen eine realistische Chance, es über die natürliche Fluktuation hinzukriegen”, erklärt Wörz und nennt 2019 bis 2020 als mögliche Marschroute - also innerhalb von zwei bis drei Jahren.

Vergangene Woche wurden die Mitarbeiter im Rahmen einer Versammlung informiert, im November will man im Verwaltungsrat diskutieren. Die Gerüchteküche brodelt derweil bereits gewaltig. Von einem Kahlschlag ist die Rede, in Frage gestellt wird auch, ob die Sparkasse Aichach-Schrobenhausen tatsächlich drei Vorstände brauche. Vergleichbare Häuser kämen auch mit zweien aus, heißt es.

Aus Sicht von Aichachs Bürgermeister Klaus Habermann, der sich im jährlichen Wechsel mit seinem Schrobenhausener Bürgermeisterkollegen Karlheinz Stephan den Vorsitz im Verwaltungsrat teilt, eine völlig überzogene Debatte. Er verstehe die Aufregung nicht, so Habermann gestern auf Nachfrage unserer Zeitung. Die gesamte Finanzwirtschaft stehe angesichts der nun schon jahrelangen Nullzins-Politik von Mario Draghi, dem Präsidenten der Europäischen Zentralbank, vor ungeheuren Herausforderungen. All das, was man als „Banker” einmal gelernt habe, sei weitgehend außer Kraft gesetzt. Dazu kämen die durch die neuen Medien entstandenen Herausforderungen, „die unsere Finanzwelt revolutionieren”. Habermann: „Der Vorstand unserer Sparkasse wäre fehl am Platze, würde er sich nicht rechtzeitig Gedanken machen.” Dabei habe er auch den Verwaltungsrat auf seiner Seite.

Die Sparkasse Aichach-Schrobenhausen sei bisher gut und ohne größere Einschnitte über die Runden gekommen, auch was die Schließung von Filialen anbelangt. Da sehe es in größeren Städten ganz anders aus. Auch das sei ein Resultat der Fusion im Jahre 2013, mit der es gelungen sei, rechtzeitig zukunftsorientierte Weichen zu stellen. An weitere Fusionen werde derzeit übrigens nicht mal leise gedacht. Kein Thema sei darüber hinaus der Umfang des Vorstandes. Daran ließ Habermann keinen Zweifel: „Die Tatsache, dass wir diese Fusion so reibungslos hinbekommen haben, liegt auch in der effizienten Organisation unserer Führungsbereiche begründet, die auf uns zugeschneidert ist und gut ist, so wie sie ist”, unterstrich das Stadtoberhaupt nachdrücklich. Da stehe der Verwaltungsrat absolut dahinter.

Sorgen müssen sich die Mitarbeiter laut Habermann nicht machen: „Fakt ist, dass es auch zukünftig keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird”, betonte er. Fakt sei aber auch, „dass sich unsere Sparkasse so aufstellen und gegebenenfalls verändern muss, dass sie die gigantischen Herausforderungen meistern kann”. Dies umso mehr, je länger die „irrsinnige Geldmarktpolitik Draghis” anhalte. Eine Stärkung der Beratungsseite werde sogar eine überaus wichtige Rolle spielen. „Denn natürlich wollen wir gewährleisten, dass unsere Sparkasse weiterhin stabiler Arbeitgeber und Ausbilder, Gewerbesteuerzahler und Partner der Bürgerschaft wie auch von Handwerk und Gewerbe bleibt.”

Nein, er mache sich keine Sorgen. Als zeitlos stuft Habermann das Geschäftsmodell „Sparkasse” ein, das auf Kundennähe und Präsenz in der Fläche angelegt sei. Bei sich weiter veränderndem Kundenverhalten sei dies freilich ein Spagat, der gemeistert werden wolle. Klaus Habermann: „Fakt ist, dass es auch zukünftig keine betriebsbedingten Kündigungen geben wird”


Von Robert Edler
north