Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 28.03.2019 12:00

Kritik an Ausstellungsmotto

Wie bereits berichtet, wurde das Logo der Landesausstellung am Montag im Friedberger Schloss vorgestellt. Mit dabei die Bürgermeister der Städte Aichach und Friedberg, der Landrat sowie der Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, Richard Loibl. Im Beisein der Presse erklärte der Historiker, was es mit dem Titel auf sich habe: Er hat seine Wurzeln im Mittelalter und bezeichnet den Traum vieler Menschen nach der Stadt. Wer als Leibeigener auf dem Land lebte, hatte kein Eigentum, durfte nicht heiraten, wen er wollte, und war der Willkür seines Dienstherren ausgesetzt. Diejenigen, denen die Flucht in die Stadt gelang, galten - nach einer gewissen Zeit - als frei. Soweit der geschichtliche Hintergrund.

Bei Charlotte Knobloch ruft der Slogan der Landesausstellung „Stadtluft macht frei - Wittelsbacher Städtegründer” hingegen Entsetzen aus. Die 86-Jährige stört die Nähe zur Toraufschrift an nationalsozialistischen Konzentrationslagern, „Arbeit macht frei”. Unter anderem hatten die Nazis den Spruch an den Toren der Lager in Auschwitz und Dachau angebracht.

Ein gewisses Verständnis für die Position zeigte gestern Landrat Klaus Metzger. Gegenüber unserer Zeitung erklärte er, man müsse bei dem Thema „alle, alle Vorsicht walten lassen”. Gleichzeitig plädierte er dafür, dass man sich nicht jeden Satz aus der Geschichte von den Nazis kontaminieren lassen müsse.

Nicht nachvollziehen kann Richard Loibl, Direktor des Hauses der Bayerischen Geschichte, die Kritik. Dem BR gegenüber sagte Loibl: „Wir müssen uns wieder daran gewöhnen, dass wir eine lange Geschichte haben und dass der Begriff ,Stadtluft macht frei' mit ,Arbeit macht frei' nichts zu tun hat, sondern genau die gegenteilige Philosophie verkörpert.”


Von Thomas Winter
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