Mit hängenden Schultern und gesenkten Kopf saß die 33-Jährige auf der Anklagebank. Die „kriminelle Energie”, die laut Staatsanwalt Michael Reif in ihr stecke, sah man ihr nicht an. Sie kann weder lesen noch schreiben, hat nie eine Schule besucht. Ihre Wohnanschrift muss ihr Lebensgefährte, der als Zuhörer die Verhandlung verfolgt, für das Gericht aufschreiben. Wenn die Rumänin nicht gerade europaweit auf Diebestour ist, lebt sie eigentlich in Irland. In der Vorweihnachtszeit 2018 führte die Route des diebischen Trios sie nach Aichach. Auf dem Schlossplatz wurden die Opfer gezielt ausgesucht. „Alt und gebrechlich”, so das Gericht, sollten sie in erster Linie sein. Diesmal traf es ein älteres Ehepaar, um die 80 Jahre alt. Der Mann gehbehindert und mit dem Rollator unterwegs. Es war ein Samstagvormittag, als er von einem Bankautomaten Geld abgehoben hatte. Dabei wurde er von den rumänischen Frauen beobachtet. Zielsicher bettelten sie ihn an. Der Mann zeigte sich hilfsbereit, öffnete seinen Geldbeutel und wollte spenden. Aber dazu kam es nicht mehr. Geschickt tricksten ihn die Frauen aus, zwei lenkten das Ehepaar wortreich ab, die dritte machte flinke, lange Finger und fischte blitzschnell die eben abgehobenen 400 Euro aus der Geldbörse. Die Ehefrau konnte noch um Hilfe rufen, aber da hatte das Trio schon Fersengeld gegeben. Allerdings konnten die Frauen nicht spurlos verschwinden. Von einer Passantin wurden sie gesehen, wie sie in einem Audi Avant flüchteten. Die Frau merkte sich das Kennzeichen und informierte die Polizei. Sechs Monate später, als der Audi Avant über die deutsch-holländische Grenze fahren wollte, schlugen die Fahnder zu.