Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 13.11.2018 23:00

Wie Harry S. zum Täter wurde

Harry S. mit seinem Verteidiger Moritz Bode vor dem Landgericht:   Am zweiten Verhandlungstag sprach vor allem der Angeklagte selbst. 	Foto: Kristin Deibl (Foto: Kristin Deibl)
Harry S. mit seinem Verteidiger Moritz Bode vor dem Landgericht: Am zweiten Verhandlungstag sprach vor allem der Angeklagte selbst. Foto: Kristin Deibl (Foto: Kristin Deibl)
Harry S. mit seinem Verteidiger Moritz Bode vor dem Landgericht: Am zweiten Verhandlungstag sprach vor allem der Angeklagte selbst. Foto: Kristin Deibl (Foto: Kristin Deibl)
Harry S. mit seinem Verteidiger Moritz Bode vor dem Landgericht: Am zweiten Verhandlungstag sprach vor allem der Angeklagte selbst. Foto: Kristin Deibl (Foto: Kristin Deibl)
Harry S. mit seinem Verteidiger Moritz Bode vor dem Landgericht: Am zweiten Verhandlungstag sprach vor allem der Angeklagte selbst. Foto: Kristin Deibl (Foto: Kristin Deibl)

Der unscheinbare Mann mit der randlosen Brille und der Halbglatze, der nun erneut vor Gericht sitzt, wurde 2016 unter anderem wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu einer Haftstrafe von 13 Jahren und sechs Monaten und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Weil der Bundesgerichtshof dieses Urteil nach einem Revisionsantrag gekippt hat, wird der Fall nun erneut vor dem Augsburger Landgericht verhandelt. Die Verteidigung hofft, dass der 43-Jährige aufgrund einer Schuldunfähigkeit diesmal ein milderes Urteil bekommt.

Ihn selbst beschäftige die Frage, wie es zu den Taten kommen konnte, seit seiner Inhaftierung, sagt der Mediziner. Er spricht ruhig und langsam, wendet sich ausschließlich dem Richtertisch zu. Sein Erklärungsversuch setzt bereits in seiner Kindheit an. Er sei eigentlich glücklich und behütet aufgewachsen, berichtet der 43-Jährige. Prägend seien vor allem weibliche Familienmitglieder gewesen: Seine eher ängstliche Mutter, die stets versucht habe, ihn vor allem Unangenehmen zu bewahren, und seine Oma, eine starke unabhängige Frau, die als Flüchtling aus dem Sudetenland nach Deutschland kam. Von ihr habe er gelernt, dass man Probleme selber lösen müsse, „dass Hilfe suchen nicht unsere Art ist”. Er habe bereits als Kind oft Angst gehabt, dass die Menschen ihn fallen lassen würden, wenn er nicht ihren Vorstellungen entspreche. Das sei auch in der Pubertät so geblieben. „Ich war angepasst und brav. Und wo ich nicht angepasst und brav war, habe ich gelogen oder nichts gesagt.”


Von Kristin Deibl
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