Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 17.07.2022 17:23

Mitten aus dem Leben

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Genauso heißt ihr neues Programm, das sie sich in den verschiedenen Lockdowns ausgedacht hat. Zeitweise war sie sich nicht sicher, ob es das noch braucht: „Wenn wegen Corona jetzt alle sterb'n”, meinte sie, „wär's a Schmarrn, wenn i a neues Programm mach.” Gut, dass sie es doch gemacht hat. Sie tritt auf wie immer: im braven Kleidchen, mit braver Frisur, einer Gitarre und schlitzohrigen Texten. Und keine Kulissen, Kostüme oder ähnliches.

Es sind die kleinen, alltäglichen Dinge, von denen sie erzählt und singt, manchmal auch sehr persönliche. Zum Beispiel vom Homeschooling ihrer drei Schulkinder, das sie nur mit einer extra produzierten Anschrei-CD überstanden hat. Schwer beschäftigt haben sie auch Insekten, die sich so im Haus ansammeln. Silberfischchen etwa eignen sich vorzüglich als plastikfreier Glitzerstaub. „Ganz einfach” ist eben ihre Sicht auf die Dinge. Auch auf die Umwelt. Sie kocht nur noch klimaneutrales Rehragout, „weil die Rehe immer nur die jungen, zukunftsfähigen Bäume fressen”. Deshalb „friss i die Reh zamm”, der Umwelt zuliebe. Logisch.

Auch umwelttechnisch positiv sind Menstruationstassen: „Ich erklär's kurz, denn die Hälfte von euch hat noch nie menstruiert”, sagt Schwarzmann. Und hat auch gleich eine Verwendung für die eingesparten Slipeinlagen: „Bastelmaterial für die vier Kinder”. Ob ihre Familie nun „normal” ist oder nicht, was soll's. Ihr Lied „Des san mir” trifft den Nagel auf den Kopf. Ihre Kinder seien richtige „Spießer”, weil sie ihr zum Muttertag einen Erziehungsratgeber geschenkt hätten. Und mit Textmarker ihre Unzulänglichkeiten darin dick angestrichen hätten. Vielleicht haben sie Recht, zum Beispiel werde sie mit ihren Kindern nicht mehr zum Besuch bei Bekannten eingeladen: „De wolln, dass bei eahna schee bleibt.” Zusammen mit einer Paartherapeutin biete sie bezüglich Kinderwunsch noch unsicheren Paaren für 50 Euro pro Stunde ein „Orientierungspaket” an. Das beinhalte zusammen mit ihren vier Kindern einen Hausbesuch für zwei Stunden und mehrgängigem Menü. Da aber reiche oft schon eine Stunde zur Meinungsbildung und das Dessert dürften sie dann eingepackt mit nach Hause nehmen.

Der Alltag mit vier Kindern sei eine „Perlenkette mit aneinandergereihten Misserfolgen”. Das passende Lied darauf: „Es ist so geil, erwachsen zu sein.” Ihren eigenen Stammtisch gibt es nicht mehr, aber sie hat einen neuen entdeckt: die Stammtischbrüder vor der Bäckerei, der Karl, der Flex, der Hax und der Schädl, die sie drastisch beschreibt. So meint der Flex, „b'suffa fahrn, des dad i nüchtern nia macha”. Auf der Suche nach Gemeinsamkeiten mit ihrem Angetrauten stößt sie eher auf Unterschiede. Sie kenne das Gemüse, ihr Mann indes verwechsle Blumenkohl mit Brokkoli, habe eine „Schnittlauch-Petersilienschwäche” und sei sowieso „Kräuterlegastheniker”.

Martina Schwarzmanns Konzept: Unzulänglichkeiten erkennen, damit umgehen und das Beste daraus machen! Sie ist bodenständig, und ihr Humor ist geerdet, oft derb und hintergründig. Und alles kommt ehrlich und gradlinig daher. Alles ganz einfach! Alltag mit vier Kindern eine Perlenkette mit Misserfolgen


Von Robert Edler
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