Asylverfahren, die nur acht bis zwölf Wochen dauern. Mehr Integration mit Sprach- und Berufsorientierungskursen für alle Flüchtlinge. Das forderte Landrat Martin Sailer in einem Pressegespräch vergangene Woche. Ihm zur Seite standen die Fraktionsvorsitzenden von CSU und SPD im Kreistag, Schwabmünchens Bürgermeister Lorenz Müller und Landtagsabgeordneter Harald Güller.
Sailer präsentierte Zahlen: Knapp 3000 Flüchtlinge in 50 dezentralen Unterkünften leben derzeit im Landkreis Augsburg, davon sind 200 unbegleitete Minderjährige. Laut Landrat Martin Sailer wird sich die Zahl nahezu verdoppeln, im Laufe des Jahres sollen nochmals 2200 Asylbewerber dazu stoßen – pro Woche kommen aktuell 65 Asylbewerber im Landkreis an. Auch die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge werde sich verdoppeln: Ab Mai sollen monatlich etwa 25 im Landkreis eintreffen.
Klar, dass der Landkreis nach geeigneten Unterkünften sucht. Etwa 450 Plätze hat der Landkreis bei der Hand, 300 Plätze sind im zweiten Quartal in Aussicht. Bis Mai ist vorgesorgt. Da sich das Bereitstellen der Unterkünfte hinziehe, sei die Belegung der Realschulturnhalle in Neusäß weiterhin nötig. Deshalb Sailers Appell an alle Kommunen, „geeignete Objekte zu benennen“.
Mehr Wohnraum muss her – nicht nur für anerkannte Flüchtlinge. Aus diesem Grund will die Wohnungsbau GmbH für den Landkreis Augsburg (WBL) 300 Wohnungen bauen. Dass das nie reichen wird, dessen ist sich Harald Güller bewusst. Doch: „Wo kriegen wir die Grundstücke her? Das ist der begrenzende Faktor.“
Sehr zufrieden ist Landrat Sailer mit der Integration der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge: Für die gebe es Sozialkundeunterricht, bereits eine Woche nach ihrer Ankunft, einen Sprachkurs, einen Berufsorientierungskurs. Sie dürfen in Vereinen mitmischen. Das sei zwar kein „Sorglospaket“ findet Sailer, aber immerhin ein Integrationsprogramm, das sich Sailer auch für erwachsene Flüchtlinge wünscht. Freistaat und Bund müssten dazu die Rahmenbedingungen schaffen. Aktuell gebe es nur einen verpflichtenden Sprachkurs für anerkannte Flüchtlinge. Sailer fordert verkürzte Asylverfahren auf acht bis zwölf Wochen. „Wir haben Flüchtlinge, die sind nach acht Monaten immer noch nicht im Verfahren.“
Kümmern muss sich der Landkreis auch um 470 berufsschulpflichtige Flüchtlinge, die im Landkreis leben. Aktuell gibt es zwei Klassen – weitere sieben Klassen am Berufsschulzentrum Neusäß sind geplant.
Um die Menschen im Landkreis zu unterstützen, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagieren, will der Landkreis mehr Geld in die Hand nehmen. So wird es eine dritte Stelle für die Freiwilligen-Koordination geben und noch mehr Personal, um Fragen zu beantworten oder Asylbewerber zum richtigen Angebot zu lotsen. Geplant sind zum Beispiel zwei Bildungskoordinatoren.
In Schwabmünchen (13 500 Einwohner) leben derzeit 250 Flüchtlinge. „Es funktioniert sehr gut“, findet Bürgermeister Müller. Eine höhere Kriminalität sei nicht feststellbar. „Das liegt daran, weil wir die vielen ehrenamtlichen Helfer haben.“ Und: „Wir müssen schauen, dass wir die Menschen, die helfen, nicht überlasten.“