Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 17.10.2022 14:14

Landkreis bereitet sich auf steigende Flüchtlingszahlen vor

Mit einem extremen Winter rechnen Meteorologen heuer nicht. Laut Wetterexperten fällt die kalte Jahreszeit in diesem Jahr sogar rund ein bis zwei Grad wärmer aus als das neue Klimamittel der Jahre 1991 bis 2020. In Zeiten steigender Energiepreise eine erfreuliche Nachricht. Doch nicht für alle Menschen in Europa. Wie der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks, Filippo Grandi, jüngst erklärte, haben in dem kriegsversehrten Land im Osten Europas viele Menschen durch die Zerstörungen der vergangenen Monate und Wochen keine Bleibe, keine Heizung und Versorgung mehr. Im Winter werde sich die Situation wohl noch weiter verschlechtern, so Grandi, aus diesem Grund werde die Zahl der Vertriebenen wohl demnächst weiter ansteigen.

Im Landkreis Aichach-Friedberg leben momentan rund 1330 Ukrainer, die aufgrund des Krieges ihr Land verlassen mussten. Laut Behörde wurden annährend 880 von ihnen privat aufgenommen beziehungsweise haben sie bereits eine Wohnung gefunden. Der Rest, etwa 460 Menschen, leben in Unterkünften des Landkreises. Wie Wolfgang Müller auf Nachfrage bestätigt, geht der Kreis nach aktuellem Stand davon aus, dass "die Zugangszahlen in den kommenden Wochen und Monaten aus unterschiedlichen Gründen weiter steigen werden". Konkrete Prognosen, so der Sprecher des Landratsamtes weiter, seien jedoch nicht bekannt. Doch aufgrund vermutlich steigender Flüchtlingszahlen nehme die Behörde derzeit wieder Anmietungen vor. "Und wir sind weiter auf der Suche nach geeigneten Objekten."

Ganz einfach scheint die Suche nicht zu sein. Dafür spricht, dass von den rund 530 Asylsuchenden, die während der Hochphase der sogenannten Flüchtlingskrise 2015/2016 ins Wittelsbacher Land kamen, noch immer über 130 in Unterkünften des Landkreises leben, rund 50 davon sogar als Fehlbeleger, sprich, diese Asylbewerber sind mittlerweile längst anerkannt und müssten eigentlich aus den Unterkünften ausziehen. Das Landratsamt teilt auf Nachfrage mit: Insgesamt lebten derzeit 162 Personen als Fehlbeleger in Asylunterkünften. Grundsätzlich, so das Amt weiter, sei der Wohnungsmarkt angespannt.

Doch es gäbe auch Erfreuliches zu berichten. Immer wieder, so Wolfgang Müller, fänden Personen eine Wohnung, "teilweise auch größere Familien". Das treffe auch auf die annähernd 1000 Personen mit Fluchthintergrund zu, die mittlerweile ein Bleiberecht erhalten haben, und in einer eigenen Wohnung im Wittelsbacher Land leben. Daneben gäbe es momentan etwa 1200 Asylsuchende, die in einem Quartier des Landkreises untergebracht sind. Damit sind Gemeinschaftsunterkünfte und dezentrale Unterkünfte gemeint. In den Unterkünften leben laut Behörde rund 460 Personen aus der Ukraine, 138 aus Nigeria, 115 aus Afghanistan, 93 aus Syrien, 90 aus dem Irak und 62 aus der Türkei. Von allen anderen Herkunftsländern, so Müller, leben jeweils weniger als 40 Personen in den Unterkünften. Sie stammen aus dem Iran, Gambia oder dem Senegal.

Aktuell gibt es übrigens 64 Unterkünfte im Landkreis, vier davon sind Gemeinschaftsunterkünfte der Regierung von Schwaben, 60 sind vom Landkreis angemietete dezentrale Unterkünfte, also sprich Häuser oder Wohnungen. Hinzu kommt noch die Dependance in Mering, wo derzeit etwa 125 Personen leben. Die Laufzeiten für die Verträge, mit denen der Landkreis Immobilien anmietet, seien unterschiedlich, "manche werden auch unbefristet abgeschlossen", sagt Wolfgang Müller. Insbesondere die Mietverträge, die im Zusammenhang mit der großen Zahl von Geflüchteten aus der Ukraine abschlossen wurden, hätten zum Teil nur eine sehr kurze Laufzeit. Im Landkreis gibt es drei Containerunterkünfte.

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