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Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

Tempo 20, schmale Straßen und mehr Platz für Fußgänger: Grüne Leitlinien für die Mobilität

Schwierige Mobilität: Den Verkehrsversuch, auf der Maximilianstraße eine Fußgängerzone einzurichten, musste die Stadt Augsburg wegen einer Klage abbrechen. Nun haben die Grünen Leitlinien für den Verkehr in Augsburg aufgestellt. (Foto: mjt)
Schwierige Mobilität: Den Verkehrsversuch, auf der Maximilianstraße eine Fußgängerzone einzurichten, musste die Stadt Augsburg wegen einer Klage abbrechen. Nun haben die Grünen Leitlinien für den Verkehr in Augsburg aufgestellt. (Foto: mjt)
Schwierige Mobilität: Den Verkehrsversuch, auf der Maximilianstraße eine Fußgängerzone einzurichten, musste die Stadt Augsburg wegen einer Klage abbrechen. Nun haben die Grünen Leitlinien für den Verkehr in Augsburg aufgestellt. (Foto: mjt)
Schwierige Mobilität: Den Verkehrsversuch, auf der Maximilianstraße eine Fußgängerzone einzurichten, musste die Stadt Augsburg wegen einer Klage abbrechen. Nun haben die Grünen Leitlinien für den Verkehr in Augsburg aufgestellt. (Foto: mjt)
Schwierige Mobilität: Den Verkehrsversuch, auf der Maximilianstraße eine Fußgängerzone einzurichten, musste die Stadt Augsburg wegen einer Klage abbrechen. Nun haben die Grünen Leitlinien für den Verkehr in Augsburg aufgestellt. (Foto: mjt)

Großstädte tun sich nicht gerade leicht, wenn es um die dauerhafte Belebung ihrer Innenstädte und Fußgängerzonen geht. Viel Wechsel in den Geschäften und Leerstände wirken abschreckend auf Besucher. Doch viel entscheidender als Angebot und Aufenthaltsqualität erscheint die Erreichbarkeit der City für potenzielle Kunden zu sein. Denn wer gar nicht erst zu den Geschäften kommt, kann auch nicht einkaufen. Den Aspekt der Mobilität will nun der Augsburger Stadtverband der Grünen aktiv mitgestalten und hat dazu Leitlinien aufgestellt.

Wie schwierig selbst kleinere Eingriffe in den Augsburger Verkehr sind, mussten die Grünen gemeinsam mit ihrem Koalitionspartner CSU jüngst schmerzhaft erfahren, als die Stadtregierung im vergangenen Jahr ihren Verkehrsversuch in der Maximilianstraße – der Abschnitt zwischen Merkur- und Herkulesbrunnen war zur Fußgängerzone umgewidmet – vorzeitig abbrechen musste, da Anwohner erfolgreich geklagt hatten.

Doch davon lassen sich die Grünen nicht entmutigen, geht es ihnen in erster Linie ja auch nicht um die Erreichbarkeit der Innenstadt. Um die selbst gesteckten Klimaziele in Augsburg zu erreichen, „ist es notwendig, Mobilität anders zu organisieren”, begründet der Stadtverband die Aufstellung der Leitlinien.

Wenig überraschend: Die Grünen setzen in erster Linie nicht auf das Auto, wenn sie an die Mobilität der Zukunft denken. Deren Hauptträger sei vielmehr der „Umweltverbund aus Bahn, Tram, Bus, Fahrrad und Fußverkehr”, denn alltägliche Ziele seien auch „ohne eigenes Auto bequem und schnell zu erreichen”, so die Grünen.

Entsprechend fordern sie einen Ausbau des ÖPNV-Angebots, insbesondere des Straßenbahnnetzes mit dem Bau beziehungsweise der Verlängerung von Linien. „Dass der Ausbau des Straßenbahnnetzes lange dauert, ist kein Grund, ihn nicht jetzt anzugehen”, heißt es in den Leitlinien. Gleiches gilt für das Radwege-Netz.

„Einzelhändler schätzen den Anteil der Kunden mit Auto viel zu hoch ein”

Auch den Fußgängern wollen die Grünen mehr Platz einräumen, denn die Mehrheit der Bürger gehe täglich zu Fuß. Und: „Das meiste Geld wird von Menschen ausgegeben, die zu Fuß in die Innenstadt kommen”, begründet Hannah Judith, Sprecherin der Grünen Augsburg. Sie bezieht sich dabei auf eine Studie des Forschungsinstituts für Nachhaltigkeit in Potsdam. Viele Einzelhändler schätzten demnach den Anteil der Kunden mit Auto viel zu hoch ein, erklärt die Sprecherin. “Von den Befragten in der Studie nutzen nur gut sechs Prozent der Kund*innen einen PKW, die Einzelhändler schätzen diesen Anteil aber auf über 20 Prozent.” Demnach kämen Fußgängerzonen, anders als von vielen Einzelhändlern vermutet, besonders dem Einzelhandel zugute, so Judith.

Im Umkehrschluss bedeutet dies Einschränkungen für Autofahrer. Mehr Tempo 30- beziehungsweise Tempo 20-Zonen, schmalere Straßen, Einbahnstraßenregelungen und Sperrungen für den Durchgangsverkehr in Vierteln gehören zu den Vorschlägen der Grünen. Öffentliche Flächen sollten vorrangig dem Umweltverbund oder Straßengrün zur Verfügung gestellt und nicht dem ruhenden Verkehr, also parkenden Autos überlassen werden. Mehr Quartiersgaragen sollen stattdessen für den nötigen Parkraum und für weniger Parksuchverkehr sorgen. Zusätzlich bedürfe es der „Abschaffung des Parkgebühren-Deckels durch den Landesgesetzgeber”.

Ohnehin sollen Autofahrer aus dem Umland an „gut öffentlich angebundenen, aber außerhalb des Stadtzentrums gelegenen Park-and-ride-Plätzen” das Auto stehen lassen. Dazu bedürfe es einer koordinierten Abstimmung mit den Umlandgemeinden.

Wenig hilfreich erscheint da, dass bei Bus und Straßenbahn „der Takt zuletzt teils unter das Niveau der 1980er-Jahre ausgedünnt” wurde, wie die Grünen kritisieren. Sie verlangen eine „übergeordnete, ganzheitliche Planung” seitens der Stadt Augsburg, allerdings nicht nur in neuen Stadtquartieren, wie Haunstetten Südwest, sondern auch in bisherigen Stadtquartieren, „auch wenn es dort naturgemäß schwieriger ist”. Die Stadt Augsburg solle alles in ihrer Macht Stehende tun, die Maßnahmen zügig umzusetzen und auf passende Rahmenbedingungen durch Bund und Land hinzuwirken – eben auch, um die Möglichkeit zu haben, durch eine Änderung des Straßenverkehrsgesetzes Tempolimits und Parkgebühren anzupassen.


Markus Höck
Markus Höck

Redakteur Augsburg-Redaktion

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