„Wir können uns die Weihnachtszeit ohne Christkindlmarkt einfach nicht vorstellen, da würde etwas sehr Wichtiges fehlen”, meint Martina Baur vom Info-Büro der Stadt Aichach. Deshalb versucht man dort gerade sämtliche Hebel in Bewegung zu setzten, um auch in Corona-Zeiten und unter strengen Auflagen einen Markt zu organisieren. Dass der deutlich anders aussehen wird als in normalen Zeiten, ist derweil klar. Laut Baur muss die Anzahl der Buden auf dem Stadtplatz um die Hälfte reduziert werden. Auch um eine Einzäunung des Geländes wird man wohl nicht herumkommen, um die Besucherströme lenken zu können, Kontaktdaten zu erfassen und die Gesamtbesucherzahlen, die auf 200 begrenzt sind, einhalten zu können. Vorige Woche gab es ein Treffen mit den Standbetreibern, darunter auch Vereine. „Die Resonanz war sehr gut”, freut sich Baur. Bisher habe es nur eine Absage gegeben, die anderen seien „höchstinteressiert”, auch heuer eine Christkindlmarktbude zu betreiben. Damit alle 30 Stände wieder aufgestellt werden können, ist man für die zweite Hälfte noch auf der Suche nach einer Ausweichmöglichkeit. Der Markt am Stadtplatz soll wie gewohnt am Freitag vor dem ersten Advent eröffnen und sieben Tage die Woche betrieben werden - Stand jetzt. „Was wir natürlich nicht in der Hand haben, ist die Entwicklung der Infektionszahlen”, schränkt Baur ein. Das übliche Rahmenprogramm ist gemäß den Auflagen gestrichen, die Bühne am Stadtplatz wird es nicht geben. Den Rathausadvents-kalender und die tägliche Öffnung der Türchen will die Stadt aber laut Baur in jedem Fall versuchen - zur Not mit einer Einzäunung des Geländes und einer Beschränkung der Besucherzahl. „Diese Vorweihnachtsroutine ist für viele etwas ganz Besonderes”, weiß Baur. „Ein Zaun ist zwar nicht schön, aber das Ritual ganz zu streichen wäre noch schlimmer.” Schwierig für den Aichacher Christkindlmarkt könnte es auch insofern werden, als zahlreiche Märkte in der Umgebung bereits abgesagt wurden und damit das Einzugsgebiet für das vorweihnachtliche Treiben in der Paarstadt wüchse. So etwa der Friedberger Advent. Angesichts steigender Infektionszahlen und stringenter Vorschriften hatten die organisierenden „Bürger für Friedberg” keine andere Wahl als abzusagen, wie auf der Homepage des Friedberger Advents zu lesen ist. Die Gesundheit aller Beteiligten habe Vorrang. „Die Verantwortung ist viel zu groß und nicht zu unterschätzen”, heißt es weiter. Die Vorschriften der Staatsregierung für Märkte wären in Friedberg so nicht umsetzbar gewesen: Die Begrenzung der Besucherzahl, eine mögliche Absperrung des Marktgeländes, die Registrierung der Besucher, die Einhaltung der Abstandsflächen bis hin zur Vermeidung von Warteschlangen zum Beispiel an Verpflegungsständen, dazu die konsequente Anwendung des Hygienekonzeptes. „Das wäre organisatorisch nicht zu stemmen gewesen”, sind die Bürger für Friedberg überzeugt. Ähnlich sehen es die Affinger. Am Freitag hat die Vorstandschaft des Weihnachtsmarktvereins entschieden, die beliebte Veranstaltung im Schlosshof für 2020 abzusagen. Die Auflagen, die sich an jenen für kleine Kunsthandwerkermärkte und Flohmärkte orientieren, seien zu strikt. Grundsätzlich gelte eine Maskenpflicht für alle, nicht mehr als 200 Besucher sollen gleichzeitig auf dem Marktgelände sein. Ewald Lindemeir, der Vorsitzende des Vereins, meint: „So ist der Markt einfach nicht durchführbar, wir können die Auflagen nicht einhalten - und am Ende gibt es eine Vorstandschaft, die dafür haftet.” Dabei gehe es auch um Bußgelder. Zudem liefen mit einer Entscheidung für einen Weihnachtsmarkt, sofort Kosten auf, auf denen man im Fall der Fälle sitzen bliebe. „Wir hätten den Markt wirklich sehr gerne gemacht, aber wenn man nur 200 Leute reinlassen darf und 800 warten draußen; das geht einfach nicht”, sagt Lindemeir. Wochenlang habe er herumtelefoniert, mit anderen Veranstaltern, Politikern und Behörden gesprochen. „Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber am Ende war sich die Vorstandschaft einig”, so Lindemeir. Auch der für November vorgesehene Aindlinger Kathreinmarkt, besser bekannt als Aindlinger Weihnachtsmarkt, fällt Corona zum Opfer. Die Sicherheitsvorschriften einzuhalten, sei für die Gemeinde nicht finanzierbar. „Das kostet ein Vermögen”, betonte Bürgermeisterin Gertrud Hitzler jüngst in der Sitzung des Gemeinderats. Ihre Kollegen sahen das ebenso. Auflagen: Nur 200 Besucher und Maskenpflicht für alle