Mächtig stolz sind die beiden „Schlosswirte“ Kim Mayer und Ferdinand Lehnert auf ihre Erwerbung. Beide haben ein Faible für Kamele und waren schon länger auf der Suche. Fündig wurden die Wirtsleute in der Nähe von Leipzig bei einem Privatzüchter, der ihnen Henriette und Frieda überließ. Die beiden weiblichen Trampeltiere – Trampeltiere sind an ihren zwei Höckern sofort vom Dromedar, dem einhöckrigen Kamel, zu unterscheiden – sind acht beziehungsweise neun Jahre alt und lammfromm.
Bis sie die Reise nach Haslangkreit antreten durften, galt es, eine monatelange Genehmigungsphase zu durchstehen. „Ein Wahnsinn“, wie Ferdinand Lehnert findet, zumal die Trampeltiere seiner Meinung nach problemlos in unseren Breiten gehalten werden können. Sie sind genügsam und überstehen Temperaturschwankungen von minus 30 bis plus 40 Grad mühelos. Lehnert hat den beiden „Mädchen“ einen eigenen Unterstand auf dem Freigelände in der Ortschaft errichtet. Von dort will er künftig kleine Ausritte für die Gäste seiner Wirtschaft anbieten.
Schon jetzt löste die Ankunft von Henriette und Frieda einen regelrechten Ansturm aus. Autofahrer bleiben beim Anblick der Kamele auf der Weide plötzlich mitten auf der Straße stehen und reiben sich verwundert die Augen. Angrenzende Nachbarn haben bereits beschlossen, eine Marokko-Party mit arabischen Gerichten zu feiern – mit direktem Blick auf die beiden lebenden Wüstenschiffe. Wie Ferdinand Lehnert erklärt, könne man die Tiere gerne streicheln. Ob sie entsprechend entspannt sind, sei leicht zu erkennen: Bei hängender Unterlippe bestehe keinerlei Gefahr eines Kamelbisses.
Im übrigen darf man sich vom Begriff „Trampeltier“ nicht in die Irre führen lassen. Kamele sind ausgesprochen sensibel. Die „Neu-Haslangkreiter“ sollen sich deshalb auch erst mal gut eingewöhnen, ehe man auf ihnen reiten darf.