Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 01.11.2018 12:00

Erde zu Erde

Die Palette an ausgefallenen Bestattungsmethoden ist so breit wie nie. In der Schweiz werden Diamanten aus menschlicher Asche gepresst, Künstler bringen die kremierten Überreste Verstorbener auf Leinwänden aus. Und in den Niederlanden gibt es ein Unternehmen, das einen jungen Baum auf Asche pflanzt, der dann in jedem Vorgarten wachsen darf. Der „Tree of Life”, der Baum des Lebens, kann als Sinnbild alternativer Bestattung verstanden werden. Bei den Bestattern im Wittelsbacher Land hat sich noch niemand gemeldet, der „als Baum” beigesetzt werden möchte. Baumgräber hingegen werden auch hier immer beliebter.

„Es gibt Leute im Landkreis, die sich in Wäldern bestatten lassen wollen”, erzählt Bestattermeister David Assmuss aus Aichach. Statistiken bemüht er keine, sein „Bauchgefühl” sage ihm, dass stetig mehr Leute an sogenannten Ruhewäldern interessiert sind und deren Asche letztlich auch am Fuß der Bäume beigesetzt wird. „Der Zuwachs ist aber moderat”, gibt er zu bedenken. Für die Feuerbestattungen an sich trifft das nicht zu.

Die haben im Wittelsbacher Land einst rasant zugenommen und werden auch heute noch immer mehr. „Das wird sich auch einpendeln”, ist Assmuss überzeugt. Einen Verstorbenen zu verbrennen galt bis vor wenigen Jahrzehnten als verpönt - besonders in katholischen Gegenden. Als die Kirche sich der Feuerbestattung öffnete, ließen sich auch mehr Angehörige und Verstorbene darauf ein. „Davon abgesehen, gibt es heute mehr Kirchenaustritte als vor einigen Jahrzehnten - und die Bestattungen werden anders gestaltet”, betont Assmuss. Einige Angehörige beauftragen Trauerredner statt Pfarrer, eine Abschiedsfeier abzuhalten. In Vorsorgegesprächen kommen Menschen sogar selbst zum Bestatter, um ihm mitzuteilen, wie sie sich ihre letzte Ruhe vorstellen. Feuerbestattung und alternative Beisetzungsvarianten hängen eng mit dieser Entwicklung zusammen. Trotzdem: Auch die herkömmliche Erdbestattung werde es weiterhin geben, ist sich Assmuss sicher.


Von Bastian Brummer
north