Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 22.08.2016 12:00

Mit Einsatz des Lebens gerettet

Das Ostensorium   mit Kreuzreliquie wird in der Aichacher Stadtpfarrkirche aufbewahrt.
Das Ostensorium mit Kreuzreliquie wird in der Aichacher Stadtpfarrkirche aufbewahrt.
Das Ostensorium mit Kreuzreliquie wird in der Aichacher Stadtpfarrkirche aufbewahrt.
Das Ostensorium mit Kreuzreliquie wird in der Aichacher Stadtpfarrkirche aufbewahrt.
Das Ostensorium mit Kreuzreliquie wird in der Aichacher Stadtpfarrkirche aufbewahrt.

In der Stadtpfarrkirche in Aichach beispielsweise wird ein Ostensorium mit einer Kreuzreliquie aufbewahrt. Im Zentrum sind in einer verglasten ovalen Kapsel zwei kleine Holzspäne (etwa 20 Millimeter auf vier Millimeter und 24 Millimeter auf vier Millimeter groß) zu erkennen, die zu einem Kreuz gefügt sind. Diese Kapsel ist das Zentrum eines gotischen Kreuzes, an dessen Vierpassenden nicht näher bezeichnete Reliquienkapseln angebracht sind.

Dieses ursprünglich schlichte alte Kreuz wurde in späterer Zeit mit einem barocken Kruzifixus verziert, der mit Blattranken und Strahlenbündeln hinterlegt ist. Außerdem wurde es mit einem silbergetriebenen Blütenkranz umgeben, der mit farbigen Steinen besetzt ist, so dass ein monstranzartiger Eindruck entsteht. Der Verschluss der Partikelkapsel ist mit zwölf weißen Steinen besetzt, was als Hinweis auf die Zahl der Apostel zu interpretieren ist. Barocke Ergänzungen sind auch die kleinen Putten, die die Kapsel links und rechts scheinbar halten, und die Engelsköpfe, die ober- und unterhalb der Kapsel drapiert sind. Eine Datierung oder Herkunftsbezeichnung ist nicht zu finden.

Nach der volkstümlichen Überlieferung stammen die Partikel ursprünglich von Karl dem Großen, ehe diese in den Besitz der Pfalzgrafen und Herzöge von Wittelsbach gelangt sind und in der Burgkapelle in Oberwittelsbach verehrt wurden. Von Georg Stichaner findet sich eine Notiz im Pfarrarchiv Aichach: Der wertvolle Kreuzpartikel wurde in dieser traurigen Zeit des Dreißigjährigen Krieges von dem Bürger Christoph Pärtl, Metzger, dadurch gerettet, dass er selben unter Lebensgefahr, in seinen Kleidern versteckt, mitten durch den Feind nach Ingolstadt trug.

Aus einem Bericht des Stadtpredigers Michael Schlang geht hervor, dass nach dem Dreißigjährigen Krieg die Verehrung der Kreuzreliquie einen besonderen Aufschwung nahm. Die Kreuzpartikel werden auch heute noch in Aichach in der Stadtpfarrkirche als liturgisches Gerät verwendet.

Der komplette Beitrag von Gottfried Hecht: „Kunstwerke aus der Zeit der Wittelsbacher Grafen, Pfalzgrafen und Herzöge” ist erschienen im Band 2015 der Reihe „Altbayern in Schwaben”. Dieser ist im örtlichen Buchhandel oder im Landratsamt Aichach-Friedberg erhältlich. Dort gibt es auch Restbestände der vorhergehenden Jahrgänge.


Von Verena Heisserer
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