Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 17.06.2015 12:00

Anzeigen als Abzockmasche

Ein gebrauchtes Marken-Wohnmobil  zu einem Schnäppchenpreis - eine Variante von Anzeigenbetrügern, um ahnungslose Zeitungsleser um ihr Geld zu bringen.
Ein gebrauchtes Marken-Wohnmobil zu einem Schnäppchenpreis - eine Variante von Anzeigenbetrügern, um ahnungslose Zeitungsleser um ihr Geld zu bringen.
Ein gebrauchtes Marken-Wohnmobil zu einem Schnäppchenpreis - eine Variante von Anzeigenbetrügern, um ahnungslose Zeitungsleser um ihr Geld zu bringen.
Ein gebrauchtes Marken-Wohnmobil zu einem Schnäppchenpreis - eine Variante von Anzeigenbetrügern, um ahnungslose Zeitungsleser um ihr Geld zu bringen.
Ein gebrauchtes Marken-Wohnmobil zu einem Schnäppchenpreis - eine Variante von Anzeigenbetrügern, um ahnungslose Zeitungsleser um ihr Geld zu bringen.

Vermehrt erreichen unsere Zeitung derartige Anzeigen. Erst im Februar hat die Anzeigenabteilung der AZ rund zehn Anzeigenwünsche aus dem Verkehr gezogen, nachdem bundesweit vor einer derartigen Betrugsmasche gewarnt wurde. Wenn Aussehen, dubiose Kontaktdaten oder bestimmte Mailadressen bekannt sind, mit denen die Betrüger die Anzeigen schalten, werden diese nicht mehr angenommen. „Wenn uns etwas seltsam vorkommt, greifen wir auch selbst zum Hörer und versuchen es bei der angegebenen Kontaktnummer. Geht dann niemand hin oder funktioniert die Nummer nicht, wird die Anzeige aussortiert”, erklärt Marlene Rabl, Leiterin der Anzeigenabteilung der Aichacher Zeitung. Getäuscht hat sie und ihre Kollegen der erste Eindruck noch nie, nach dem Löschen der Anzeigen kamen noch nie weitere Rückmeldungen. Die Betrüger versuchen ihr Glück einfach erneut, mit neuen Angeboten und variierenden Kontakten. Daher ist es auch so schwer, ihnen einen Riegel vorzuschieben. Fliegt eine Betrugsanzeige auf, haben die Macher sich schon eine neue ausgedacht.

Bei dem Wohnmobilangebot vergangene Woche wurde das Ehepaar Fent aus Kühbach stutzig. „Ich hätte auch gern ein Wohnmobil für 5000 Euro”, schreibt uns Wolfgang Fent, als ihm die Betrugsmasche auffällt. Doch die Fahrzeuge der Marke Knaus, die in den Annoncen gebraucht angeboten werden, sind neu rund 50 000 Euro wert, gebraucht mit angegebenem Kilometerstand zahlt man normalerweise immer noch um die 16 000 Euro dafür, wie Kai Walk von der Knaus Tabbert GmbH in Jandelsbrunn auf Rückfrage unserer Zeitung erklärt.

Elisabeth Fent wollte genauer wissen, was es mit der Schnäppchenanzeige auf sich hat, und rief eine der angegebenen Kontaktnummern an, die in den Anzeigen vergangenen Mittwoch und Samstag standen. Per SMS folgte daraufhin der Verweis an eine Mailadresse, die Fent ebenfalls anschrieb. Sie erhielt Bilder des vermeintlich angebotenen Wohnmobils und weitere Informationen.

Es meldete sich ein Paar, der Mail zufolge namens Dominik und Karla Jacobsen. „Wir sind ein dänisches Paar. Ich habe 65, und meine Frau ist 64 Jahre alt und wir Absicht, unser Wohnmobil zu verkaufen. Jetzt sind wir in Dänemark, Svendborg - 200 km von Deutsch Grenze. (...) Sie interessieren sich für ein Treffen?” Die Fents gingen darauf ein und erhielten kurz drauf einen Terminvorschlag - Treffpunkt Ingolstadt - mit folgender Ansage: „Über die Zahlung bevorzugen wir Bargeld gegen das Wohnmobil und die Fahrzeugpapiere.” Doch dann kommt es plötzlich zum Sinneswandel des Verkäufers, in seiner Mail einen Tag später schrieb er nämlich: „Ich habe mit meiner Frau besprochen und wir haben die nächste Vorschlag für Sie. Wir wollen nicht hunderte von Kilometern fahren, nur für süße Worte...” Der Vorschlag: eine Vorabzahlung des Kaufpreises per Western-Union-Transfer. Dies ist ein Angebot von weltweitem Bargeldtransfer.

Das Problem: Betrüger können durch diese Plattform Bargeld schnell ins Ausland schaffen, wo der Empfänger nur noch schwer oder gar nicht ausfindig gemacht werden kann. Kurzum: Bei einer Zahlung wäre das Geld mit Sicherheit weg gewesen. Elisabeth Fent hatte genug gelesen und die Betrugsmasche durchschaut.

„Diese Masche ist nicht neu”, weiß Erich Weberstetter von der Aichacher Polizei. Es gibt sie in unterschiedlichen Variationen - mit Autos, Immobilien, Traktoren, was uns bereits im Februar auch die Augsburger Kriminalpolizei bestätigen konnte. Es ist ein Klassiker wie der Enkeltrick, das Ziel ist immer das gleiche: Abzocke. Derartige Anzeigen finden sich noch häufiger online, doch auch die Seriosität von lokalen Anzeigemärkten wird missbraucht, die Annoncen werden telefonisch, per Mail oder online aufgegebn. „Die Betrüger suchen online nach großen Verlagen und kontaktieren diese”, erklärt Marlene Rabl. Im Fall der Wohnmobilangebote, die in unserer Zeitung aufgegeben wurden, wurden die Kooperationspartner Stadtzeitung Augsburg und der Donaukurier telefonisch damit beauftragt, bei denen auch Anzeigen für unsere Zeitung gebucht werden können.

„Es ist wichtig, dass unsere Leser uns darauf hinweisen, wenn ihnen eine Anzeige komisch erscheint”, macht Marlene Rabl klar. Man sollte stutzig werden bei Anbietern mit einigen hundert Kilometern Entfernung zur Region oder die sich sogar im Ausland befinden.

Ungewöhnliche Mailadressen aus sinnfreien Buchstaben- und Zahlenkombinationen sind zudem oft charakteristisch. Sollte man von der Echtheit des Angebots ausgehen, darf man zur Sicherheit nie im Voraus Geld überweisen, sondern erst gegen Tausch mit der Ware.


Von Carina Lautenbacher
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