Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung

FC Augsburg: Daniel Baier entschuldigt sich, der DFB sperrt ihn - zu Recht

Daniel Baier vom FC Augsburg hat sich für seine obszöne Geste gegen RB-Leipzig-Trainer Ralph Hasenhüttl öffentlich entschuldigt. Nichtsdestotrotz hat ihn der DFB für ein Spiel gesperrt. Zu Recht. Ein Kommentar.

„Nach dem gestrigen Spiel habe ich in der letzten Nacht kein Auge zugetan”, beginnt Daniel Baier seine Entschuldigung, die er am Mittwoch auf seiner Instagram-Seite veröffentlichte. Zusammenfassungen der Partie gegen RB Leipzig habe er sich angesehen, sich „viele Gedanken gemacht”.

Er kam zu einer Erkenntnis, zu der nach dem 1:0-Sieg des FC Augsburg bereits viele gelangt waren: „Dass ich in einer Szene meiner Vorbildfunktion als Kapitän des FCA nicht gerecht geworden bin.” Zur Masturbationsgeste in Richtung des RB-Trainers Ralph Hasenhüttl habe er sich aus der Emotion heraus hinreißen lassen. Er wisse selbst nicht, „wie ich zu der Geste komme”.

33 Jahre ist Baier inzwischen alt, was im Fußball einem Greis gleichkommt. Er hat 222 Bundesligaspiele bestritten, ist zweifacher Vater. Kurzum: Er ist einer, der es besser wissen sollte. Und in einem Alter, in dem derlei Gesten nur noch peinlich sind. Und das scheint er in dieser schlaflosen Nacht auch erkannt zu haben.

Dass er sich bei all denjenigen entschuldigt, „die dies als Beleidigung aufgefasst haben”, ist allerdings etwas seltsam formuliert. Kann man diese obszöne Geste denn anders deuten? Auch von einem „Missverständnis” schreibt Baier. Seine Handbewegung in Richtung Hasenhüttl war jedoch unmissverständlich und schoss völlig übers Ziel hinaus - ganz gleich wie häufig der RB-Coach zuvor versucht hatte, Schiedsrichter Daniel Siebert zu beeinflussen.

Der DFB-Kontrollausschuss hat Baier deshalb zu Recht nachträglich bestraft. Er muss eine Geldstrafe von 20.000 Euro zahlen, zudem ist der Spielführer des FC Augsburg für das Spiel gegen den VfB Stuttgart gesperrt. Das trifft den FCA hart. Denn Baier wurde seinem neuen Amt sportlich bislang mehr als gerecht. Er überzeugte mit starken Leistungen an den ersten fünf Spieltagen und füllte fast alleine das nach den Abgängen von Verhaegh und Altintop befürchtete Führungsspieler-Vakuum.

Deshalb habe er nach der Partie nicht nur in der Leipziger Kabine um Verzeihung gebeten. „Ich habe mich heute vor dem Training auch bei unserer Mannschaft entschuldigt”, so Baier, „weil nun meine sinnlose Geste die tolle Leistung der Mannschaft in den Hintergrund rücken lässt”.

Selbsterkenntnis ist sprichwörtlich der erste Weg zur Besserung. Mit der Entschuldigung zeigte sich Baier einsichtig, auch das Urteil hat er akzeptiert. Und weil Baier auch sonst ein zwar unangenehmer Gegenspieler, aber nie unfair zu Werke gehender Profi ist, mag man ihm verzeihen, dass ihm derart unflätig die Hand ausrutschte. Baiers positives Image hat dennoch eine Schramme erhalten.

Der Fall ist mit dem angemessenen Urteil - mit der Geldbuße ist es mehr persönliche als Kollektivstrafe - nun hoffentlich vor allem eines: erledigt.


David Libossek
David Libossek

Sportredakteur

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