Der Jahresrückblick 2023 der Aichacher Zeitung
Veröffentlicht am 01.01.2023 11:10

Im direkten Vergleich zwischen Weihnachten und Silvester muss man ehrlicherweise sagen: Silvester ist das unkompliziertere Fest. In der Essensfrage zum Beispiel gibt es an Silvester nur zwei echte Alternativen: Fondue oder Raclette. Ebenso sieht es bei der Auswahl des Fernsehprogramms aus: Da lacht man entweder über die stolpernde Ein-Mann-Geburtstagsgesellschaft James in "Dinner for One" oder über den Silvesterpunsch süffelnden Familientyrann Alfred in ein "Ein Herz und eine Seele". Noch einfacher ist es beim eigentlichen Höhepunkt des Abends: Da trinkt man entweder Sekt oder lässt es sein, weil man fahren muss, man böllert oder sitzt im Wohnzimmer und teilt sich mit der aufgeschreckten Katze ein Stamperl Baldrian.

Im Gegensatz dazu steckt das Weihnachtsfest voller Tücken. Los geht es mit dem Essen. Soll man am Heiligen Abend deftig schmausen mit Rehrücken, Sauerbraten, Gans oder Karpfen oder belässt man es beim Schmalspurprogramm mit Würstel und Kartoffelsalat? Wie erklärt man den Kindern, dass Kevin von nebenan Unrecht hat, wenn er kackenfrech behauptet, das Christkind gebe es gar nicht? Und wie bringt man dem vierjährigen Sohnemann bei, dass die Krippe kein Carport für Einsatzfahrzeuge ist? Überhaupt Geschenke! Erst hetzt man sich ab, versucht originell zu sein und dann? Ist der Ehefrau der Fleischwolf samt Wurstfüllhorn, den man ihr gekauft hat, um sie mehr in die heimischen Grill-Abende einzubinden, "irgendwie nicht romantisch" genug. Na, super! Schmuck oder ein nettes Wellness-Wochenende in einem Vier-Sterne-Hotel kann ja jeder schenken.

An Silvester hingegen kann man wenig verkehrt machen: Die Kleinen freuen sich über Feuerwerk und Kinder-Blubberbrause. Und die Ehefrau ist froh, wenn man nicht allzu sehr über die Stränge schlägt und ihr draußen, wenn bunte Fontänen in den Himmel sprühen, leise ins Ohr flüstert: "Das neue Jahr kann noch so bes... werden: Mit Dir zusammen wird alles gut!"

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