„Das war Daniels bisher härtestes Rennen”, stellte Trainervater Uli Schrag klar. Der Sohnemann bestätigte: „Das Streckenprofil hat die Fahrer bis aufs Letzte gefordert.” Schlüsselpassage des 11,1 Kilometer langen Kurses (vier Mal zu absolvieren) im westpfälzischen Linden (1150 Einwohner) war ein eineinhalb Kilometer langer Anstieg mit zum Teil 15-prozentiger Steigung, an dem sich die Spreu vom Weizen trennte. „Es gab viele Krämpfe und Stürze”, dokumentiert Daniel Schrag die große Herausforderung für die U 15-Elite. Am Ende kommen von 124 um halb zwölf gestarteten Fahrern nur 100 ins Ziel.

Da die Wettbewerbe bei der U 15 nicht länger als 40 Kilometer sein dürfen, wurde das Rennen in der ersten Runde für vier Kilometer neutralisiert. Als es zum ersten Mal in den Berg ging, riss eine Zwölfergruppe, der auch Schrag angehörte, aus. In der zweiten Runde attackierte der zu den Topfavoriten zählende Enzo Decker, aber seine elf Rivalen stellten den Birkenfelder wieder. In dieser Phase sei das Rennen „sehr anstrengend” gewesen, räumte Schrag ein. Aber der Achtklässler am Deutschherren-Gymnasium war vor den Strapazen, für die auch der böige Wind verantwortlich war, gefeit. Von Haus aus sei er „sehr gut drauf” gewesen, und mit zunehmender Renndauer habe er sich „immer besser gefühlt”, schilderte der Aichacher seine Verfassung.

Also wagte Schrag, als zum vierten und letzten Mal der Berg rief, aus dem Zwölferfeld heraus den Angriff. Angesichts der steifen Brise musste er aber schnell zur Kenntnis nehmen, dass er es allein nicht schaffen würde. Der spätere Sieger Benjamin Boos, Matteo Groß und Moritz Kärsten schlossen zu Schrag auf. In diessem Augenblick, etwa acht Kilometer vor dem Ziel, war klar, dass die vier die Podestplätze unter sich ausmachten; Enzo Decker spielte keine Rolle mehr.

Es schien auf eine ganz knappe Entscheidung hinauszulaufen. Als 300 Meter vor dem Ziel wieder die erste von zwei dicht hintereinander folgenden 90-Grad-Kurven wartete, riskierte Daniel Schrag als Erster zu viel, war zu schnell, weshalb er mit seinem Rad auf den Gehweg springen musste. Bei der Rückkehr auf die Straße kollidierte er mit seinem Vorderrad mit dem Hinterrad von Benjamin Boos, der Schrags Malheur genutzt hatte, um vorbeizuziehen. Der Radteam-Youngster blieb bei seinem Sturz unversehrt, dafür schmerzte das Gemüt umso mehr, denn damit war das Podium, das er sich als Ziel gesteckt hatte, außer Reichweite. Zehn Sekunden hinter dem Dritten Moritz Kärsten blieb Schrag nur Rang vier.

„Platz vier bei der deutschen Meisterschaft ist ja eigentlich ein super Ergebnis, dennoch überwiegt die Enttäuschung”, bekannte am Montag ein immer noch niedergeschlagener Daniel Schrag.

Aber allzu lange muss sich die Aichacher Radsporthoffnung nicht grämen. Für den größten Allrounder der nationalen Nachwuchsszene (fährt Straße, Bahn, Mountainbike und Cyclocross) geht es schon am 8./9. Juli mit den deutschen Bahn-Titelrennen in Köln weiter. Dafür wird jetzt erst einmal auf dem Augsburger Oval trainiert. Und wieder zwei Wochen später steht die deutsche Mountainbike-Meisterschaft in Bad Salzdetfurth an. Im Kurort im südlichen Niedersachsen hatte Daniel Schrag im Herbst 2016 im ersten Cyclocross-Rennen um den Deutschland-Cup den zweiten Platz belegt.

Platzierungen deutsche U 15-Straßenmeisterschaft: 1. Benjamin Boos (RSV Ellmendingen), 2. Matteo Groß (RV Concordia Reute), 3. Moritz Kärsten (RSV Osterweddingen), 4. Daniel Schrag (Radteam Aichach 2000), 5. Enzo Decker (TV Birkenfeld), 6. Kevin Genzmer (RSC Turbine Erfurt), 7. Oliver Spitzer (ESV Lok Zwickau), 8. Oliver Schneider (RSC Turbine Erfurt), 15. PhilipStraßer (RV Queidersbach). Ein Quartett macht die Podiumsplätze unter sich aus